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Kronjuwelen
Die Krone von George I. (1715), Teil der britischen Kronjuwelen.  
Die Krone von George I. (1715), Teil der britischen Kronjuwelen.  
JULIAN STRATENSCHULTE / EPA / picturedesk.com

Schlösser und Juwelen: Das Erbe der Queen

14.09.2022 um 14:51, Klaus Schobesberger
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Was die verstorbene Königin Elizabeth II. ihrem Nachfolger hinterlässt.

Das Erbe der verstorbenen Queen Elizabeth II. umfasst nicht wie bei früheren britischen Herrschern ein ganzes Weltreich. Aber der Besitz, der an Nachfolger King Charles III. (73) übertragen wird, ist dennoch beträchtlich. Während viele Adelsgeschlechter in Österreich und Deutschland verarmt sind, schätzt die „2022 Sunday Times Rich List“ das Privatvermögen der Royals auf umgerechnet 426 Mio. Euro. Zum Vergleich: Der britische Unternehmer und Staubsauger-Pionier James Dyson soll ein Vermögen von rund neun Milliarden Euro angehäuft haben. Damit könnte er sich (theoretisch) den Buckingham Palace, dessen Wert auf mindestens 5 Milliarden Euro geschätzt wird, den Kensington Palace (Wert: 600 Millionen Euro) und das Windsor Castle kaufen, das als größtes bewohntes Schloss der Welt gilt. Doch für die Kronjuwelen würde das Vermögen nicht mehr reichen. All das zählt nicht zum Privatbesitz der Royals. Es ist Teil des „Crown Estate“, einer Stiftung im Eigentum der britischen Nation für künftige Generationen gehalten. Der neue König und seine Familie haben das exklusive Nutzungsrecht über die Immobilien, aber sie dürfen nichts davon veräußern. Zum „Crown Estate“ zählen neben den Kronjuwelen, auch die Royal Art Collection, die Pferderennbahn von Ascot, die Lachszucht in Schottland oder Immobilien und Einkaufszentren im Zentrum von London.

Die Briten lassen sich die Krone etwas kosten

Die Umsatzerlöse des „Crown Estate“ von 350 Millionen Pfund (403 Mio. Euro) fließen in die Staatskasse. Im Gegenzug bekommt die Queen vom englischen Finanzministerium einen Anteil von 15 Prozent der Einnahmen, den „Sovereign Grant“, als Entlohnung für ihre repräsentativen Pflichten, die kostspieligen Gebäuderenovierungen oder den standesgemäßen Lebenswandel überwiesen. Den Deal fädelte Georg III. im Jahr 1760 ein. Zuletzt betrug die Höhe dieser Aufwandsentschädigung 86,3 Millionen Pfund (etwa 100 Mio. Euro). Den monetären Wert der gesamten Monarchie taxierte die Beratungsfirma Brand Finance mit 57 Milliarden Pfund (67 Mrd. Euro). Mitgezahlt werden dabei echte Assets wie Schlösser, aber auch der Beitrag des Tourismus zur Volkswirtschaft bis hin zum „Royal-Baby-Effekt“, der sich in steigenden Umsätzen im Modeeinzelhandel auswirkt. Seit 1992 zahlt die Königin Steuern auf ihr Einkommen, wie zum Beispiel Kapitalerträge.

 

Balmoral Castle
Privatbesitz Balmoral Castle: Hier wohnte die Queen bis zum letzten Atemzug.

Aktien, Anleihen und Grafschaften

Was die Details ihres Privatvermögens betrifft, ließ sich die Queen nicht gerne in die Karten blicken. Oder um es mit den Worten des texanischen Milliardärs Nelson Bunker Hunt zu formulieren: „Wenn eine Person genau weiß, was sie besitzt, dann ist es womöglich nicht sehr viel.“ Sicher ist: Verwaltet werden die Royal Assets von der Hausbank Coutts & Co, die – 1692 gegründet – eines der ältesten Geldhäuser der Welt ist. Zum Privatbesitz der Royals zählt der rund 18.400 Hektar große Landbesitz des Herzogtums Lancester sowie Investment-Portfolio aus Aktien, Anleihen und Rohstoffen. Die „Paradise Papers“ enthüllten 2016, dass die Königsfamilie über das Herzogtum Lancaster Millionen in einen Fonds auf den Cayman Islands steuerschonend investiert hat. Aus den geleakten Papieren ging hervor, dass die jährlichen Einkünfte ihrer privaten Investments und Ländereien 20 Millionen Pfund jährlich betragen. Zwei der ansehnlichsten Immobilien-Perlen im Privatbesitz der Royals sind Prachtbauten aus dem 15. und 19. Jahrhundert: das Balmoral Castle im schottischen Hochland, in dem Queen Elizabeth verstorben ist, und das Sandringham House inklusive 32 Quadratkilometer Landfläche in der Grafschaft Norfolk. Insgesamt wird das Immobilien-Portfolio der Royals von Charles McDowell Properties auf rund 100 Millionen Euro geschätzt.

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