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Flughafen Wien | Credit: ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt

28.02.2022 um 15:05, Gert Damberger
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Die Maßnahme ist seit Sonntag in Kraft. Und kann sie auch kontrolliert werden? Der Zustand der österreichischen Luftraumsicherung wirft Zweifel auf …

Seit Sonntag, 15 Uhr, ist der österreichische Luftraum für Flugzeuge der russischen Linien gesperrt. Das Überflug- und Landeverbot gilt auch für private Maschinen, die in Russland registriert oder von russischen Staatsbürgern gechartert sind. Ausgenommen sind nur Notfälle oder Maschinen mit einer speziellen Genehmigung. „Wir werden konsequent und entschlossen auf die russische Invasion antworten. Die Luftraumsperre ist ein wichtiger Teil dieser Antwort“, twitterte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, in deren Zuständigkeit auch der Luftverkehr fällt. Den österreichischen Luftraum überwachen das zivile Luftfahrtsicherungsunternehmen Austrocontrol und das Bundesheer, mit seinen über die Republik verteilten Radaranlagen, die den schönen Namen „Goldhaube“ tragen.

Österreich späht bis zur Ukraine

Vor einigen Monaten hat das Bundesheer die Goldhaube Richtung Osten verstärkt, ohne das an die große Glocke zu hängen. Am Truppenübungsplatz Bruckneudorf steht ein nagelneues mobiles Langstreckenradar aus italienischer Produktion, mit man ganz Ungarn bis zur ukrainischen Grenze überblicken kann, das sind über 500 Kilometer in östlicher Richtung. Die österreichische 24-Stunden-Luftraumüberwachung ist gut ausgebaut und funktioniert tadellos, sowohl für große Flughöhen wie auch für den niedrigen Luftraum. Aufgrund der Neutralitätsverpflichtung musste die Republik immer darauf achten, dass nur ja keine Militärmacht den österreichischen Luftraum verletzt oder nutzt.

Eurofighter des Bundesheers | Credit: Dominik Angerer / EXPA / picturedesk.com
Einer von 15 österreichischen Eurofightern.

15 Eurofighter überwachen den Luftraum

Dringt ein Flugzeug in den österreichischen Luftraum ein, ohne sich binnen zwei Minuten bei der Austrocontrol zu identifizieren, müssen Kampfflugzeuge aufsteigen, die den Eindringling nochmals zur Identifikation auffordern. Erfolgt diese nicht, wird das Flugzeug abgedrängt. Das nennt man "Luftraumsicherung". Derzeit stehen 15 Eurofighter dafür zur Verfügung. Nach Meinung vieler Experten ist das nicht ausreichend. So verweist der Luftfahrtjournalist Martin Rosenkranz darauf hin, dass ursprünglich 24 einsatzbereite Maschinen (plus sechs in Wartung) geplant waren, diese Zahl aber immer von der Politik heruntergeschraubt worden sei.

Bitte bis 17 Uhr einfliegen

Heute steht der Eurofighter-Betrieb ähnlich rudimentär da wie damals der Betrieb des Saab Draken. Es gibt etwas mehr Piloten, aber in Summe weniger Flugstunden“, schreibt Rosenkranz für das Magazin „Austrian Wings“. Die nachtflugfähigen Eurofighter Typhoon seien für den Ernstfall mit einer Kurzstrecken-Lenkwaffe ausgerüstet, hätten aber keine Ausrüstung zur optischen Identifikation und keine Möglichkeit zur Selbstverteidigung.  „Am Boden fehlt ausreichend Personal, um einen 24 Stunden-Dienst zu ermöglichen – selbst Basisfunktionen wie Flughafenfeuerwehr, Flugwetterdienst und Tower lassen sich nur zu „Bürozeiten“ bewerkstelligen, kritisiert Rosenkranz.

Militärisches Sperrgebiet

Keinerlei Luftverteidigung möglich

Zur robusten Abwehr von feindlichen Luftstreitkräften ist das Bundesheer derzeit nicht in der Lage. Wie der Rechnungshof in einem früheren Bericht festgestellt hat, wären für eine Verteidigung des österreichischen Luftraums an die 60 Kampfflugzeuge notwendig.

 

 

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