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E-Fuels-Experte Jürgen Rechberger (AVL List) im ZIB2-Interview
E-Fuels-Experte Jürgen Rechberger (AVL List) bezieht in der ZIB2 Stellung.
E-Fuels-Experte Jürgen Rechberger (AVL List) bezieht in der ZIB2 Stellung.
Screenshot/ ORF TVthek

E-Fuels: Experte zerlegt Kanzler-Plan

20.04.2023 um 08:33, Patrick Deutsch
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Mit seinem "Auto-Gipfel" stemmt sich Bundeskanzler Nehammer gegen das beschlossene Verbrenner-Aus. Die Lösung sollen E-Fuels sein. Ein Experte widerspricht.

Wenn es nach der Europäischen Union geht, sollen ab 2035 keine Neuwagen mit Verbrennermotor mehr zugelassen werden. Auch die Automobil-Hersteller setzen voll auf Elektromobilität. Zuletzt hat sich aber Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) gegen das Verbrenner-Aus gestellt.

Kanzler setzt auf "lahmen Gaul"

Der Kanzler ist auf die Linie Deutschlands eingeschwenkt und plädiert für Technologieoffenheit. Ein Kompromiss auf EU-Ebene sieht jetzt vor, dass Autos mit Verbrenner-Motor auch nach 2035 verkauft werden dürfen, wenn sie mit E-Fuels betrieben werden können. Besonders die synthetischen Kraftstoffe haben es dem Kanzler angetan, der am Mittwoch zu einem "Auto-Gipfel" ins Bundeskanzleramt lud. Schon vor dem Gipfel hagelte es aber Kritik für die Haltung Nehammers. Für den deutschen Wirtschaftswissenschaftler und Automobilexperten Ferdinand Düdenhöffer ist der Fokus des Kanzlers auf E-Fuels unverständlich. "Wenn man auf SynFuels für Autos, Pkws, setzt, dann setzt man wirklich auf einen lahmen Gaul", so Düdenhöffer gegenüber den ORF-Radios.

Grafik zur Energienutzung nach Antriebsart

Hersteller setzen auf Elektromobilität

Auch nach dem Gipfel reißt die Kritik nicht ab. In der ZIB2 am Mittwoch nimmt auch ein E-Fuel-Experte der Grazer AVL List dem Kanzler den Wind aus den Segeln. Im Interview mit Moderator Martin Thür erklärt Jürgen Rechberger, dass er Technologieoffenheit zwar "prinzipiell unterstützen" würde und es in manchen Bereichen E-Fuels brauchen wird, allerdings nur dort, "wo es keine Alternativen gibt". Laut dem Experten ist das in der Luft- und Schifffahrt der Fall, nicht aber bei Autos. Ein Grund dafür ist, dass die Herstellung von E-Fuels aufwendig und energieintensiv ist. Nach Flugzeugen und Schiffen seien synthetische Kraftstoffe für Produktionsmaschinen denkbar, erst danach könne man über eine Verwendung bei Autos nachdenken. Zusätzlich sei es aber ohnehin so, dass sich nahezu alle Autohersteller auf Elektromobilität festgelegt hätten.

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