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Sachslehenr spricht im Wiener Gemeinderat
Sachslehner plädiert für die Beibehaltung von Bargeld.
Sachslehner plädiert für die Beibehaltung von Bargeld.
michael indra / SEPA.Media / picturedesk.com

Bargeld-Panik: Geht es den Scheinen an den Kragen?

18.07.2023 um 12:46, Stefanie Hermann
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Laura Sachslehner, Ex-Generalsekretärin der ÖVP lässt mit einer ungewöhnlichen Forderung aufhorchen: Bargeld muss bleiben. Das wirft einige Fragen auf.

In den vergangenen Wochen wurde die Diskussion rund um das Thema Geld erstaunlich emotional geführt. Der Grund ist diesmal nicht die anhaltend grassierende Teuerung. Die Angst vor einer möglichen Abschaffung von Bargeld heizt die hitzige Debatte pünktlich zum Sommerloch an.

Recht auf Bargeld

Wir erinnern uns: Seit Jahren wird vor der schleichenden Abschaffung von physischem Geld gewarnt. In der Vergangenheit hat sich vor allem die FPÖ den "Kampf für den Erhalt von Bargeld" auf die Fahnen geheftet. Zuletzt wurde im Nationalrat ein entsprechendes Volksbegehren diskutiert, das zum Ziel hatte, "das Recht auf Bargeld-Zahlung" in der Verfassung zu verankern. Die Diskussion hat neuen Zündstoff durch weitere Schritte hin zum Digitalen Euro erhalten.

Sachslehner springt auf

Jetzt ist auch Laura Sachslehner, ehemalige Generalsekretärin der ÖVP, auf den Zug aufgesprungen. Auf Twitter fordert die ÖVP-Gemeinderatspolitikerin: "Bargeld muss bleiben." Sie sagt: "Obwohl die Zahlen zeigen, dass rund 77 Prozent der Österreicher am liebsten bar bezahlen, tauchen immer wieder Diskussionen über eine Abschaffung des Bargelds und eine Beschränkung auf bargeldlose Zahlungsmittel auf." Sachslehner stellt außerdem fest: "Auch die EU diskutiert die Einführung eines digitalen Euros." Der Tweet wirft einige Fragen auf.

Was ist der digitale Euro?

Der Digitale Euro soll als Gegenstück zum Bargeld eingeführt werden. Grob formuliert handelt es sich dabei um eine Art Kryptowährung. Er würde sich jedoch als von der Zentralbank ausgegebenes Geld von "privatem Geld" unterscheiden. Damit könnte per App oder Karte bezahlt werden. Wenn alles glatt läuft, könnte der E-Euro bereits in drei Jahren einsatzbereit sein. Eine Entscheidung darüber soll im Herbst fallen.

Woher hat Sachslehner die Zahlen?

In ihrem Posting behauptet die Politikerin, dass 77 Prozent der Österreicher am liebsten bar zahlen würden. Die Zahl stammt aus einer Studie, die YouGov im Herbst 2022 veröffentlicht hat. Darin steht: "77 Prozent der Befragten zahlen häufig bar", und Bargeld sei in Österreich noch immer das beliebteste Zahlungsmittel. Aber diese Annahme von 77 Prozent ist trügerisch. Eine im Dezember 2022 veröffentlichte Erhebung von Strategy& ergibt beispielsweise, dass nur 47 Prozent der Österreicher lieber Bargeld als Karte verwenden. Die Erste Bank kommt im November zu einem ähnlichen Ergebnis. Laut ihrer Untersuchung sind es sogar nur 46 Prozent. 39 Prozent würden überwiegend mit Karte bezahlen.

Ist das Bargeld in Gefahr?

Sachslehner argumentiert, dass Bargeld wichtig sei, um Anonymität und Freiheit für jeden zu gewährleisten. Es habe auch für bestimmte Bevölkerungsgruppen oberste Priorität. "Gerade für ältere Menschen ist das Bezahlen mit Bargeld ein wichtiges Zahlungsmittel - auch um den Überblick zu behalten", betont Sachslehner. Sie sieht bargeldlose Zahlungen als sinnvolle Ergänzung. Aber ist das Bargeld wirklich in Gefahr? "Anlässlich der Bedenken wurde versichert, dass eine Abschaffung des Bargelds nicht geplant ist", so Sachslehner auf Nachfrage.

Warum die Forderung?

Es gibt also keine Pläne zur Abschaffung, sondern im Gegenteil Zusagen zur Beibehaltung. Sachslehner sagt: "Dennoch halte ich es für wichtig, noch einmal auf die enorme Bedeutung des Bargelds hinzuweisen."

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