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Soldat mit Gewehr in Trümmern
Heftige Kämpfe führten zur Befreiung von Geiseln
Heftige Kämpfe führten zur Befreiung von Geiseln
APA

Armee befreite vier Hamas-Geiseln

08.06.2024 um 15:15, APA, Red & Andrea Schröder
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Israelische Sicherheitskräfte haben nach Armeeangaben 4 Geiseln aus der Hand der Terrororganisation im Gazastreifen gerettet. Laut Hamas starben 210 Menschen.

Die aus Israel Entführten seien bei zwei Einsätzen im Flüchtlingsviertel Nuseirat befreit worden. Es handle sich um eine 25 Jahre alte Frau und drei Männer im Alter von 21, 27 und 40 Jahren. Sie seien in gutem Zustand und in ein Spital in Israel gebracht worden hieß es weiter. 

Geiseln von Musikfestival

Alle vier wurden demnach am 7. Oktober von Hamas-Terroristen während des Nova-Musikfestivals entführt. Sie seien aus zwei verschiedenen Orten im Zentrum von Nuseirat befreit worden. Die Armee hatte zuvor mitgeteilt, in der Gegend Infrastruktur von Terroristen anzugreifen. Die Terrororganisation Hamas berichtete am Samstagnachmittag, dass bei Armeeangriffen auf die Gegend um Al-Nuseirat 210 Menschen getötet und 400 verletzt worden seien. Israel spricht von weniger als 100 Toten.

Gerüchte machten Runde

Zunächst war von 50 Toten und Dutzenden Verletzten die Rede gewesen. Es war zunächst unklar, ob die Menschen bei den Befreiungsaktionen ums Leben kamen. Von israelischer Seite gab es keine Angaben dazu.

Mit Familien vereint

Die vier seien nach 246 Tagen aus zwei verschiedenen Gebäuden in einer "komplexen, hochriskanten Mission" gerettet worden, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari. "Sie leben. Es geht ihnen gut", sagte er. Sie würden nun im Spital mit ihren Familien wieder vereint.

Die Frau vom Motorrad

Das Schicksal der befreiten Frau, die von Terroristen auf einem Motorrad entführt wurde und dabei verzweifelt weinend um Hilfe rief, bewegt Israel. Ihre Mutter leidet an Krebs im Endstadium. Die Frau hatte immer wieder darum gebeten, ihre Tochter vor ihrem Tod noch einmal sehen zu dürfen. "Wir sind überglücklich, euch zu Hause zu haben", sagte Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant nach Angaben seines Büros. Er sprach von einer "heldenhaften Operation".

Nehammer-Stellungnahme

"Sehr erleichtert" von der Rettungsaktion zeigte sich auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). In einem Post of X wies er aber darauf hin, dass die Hamas immer noch viel zu viele Geiseln brutal gefangen halte. "Sie alle müssen unverzüglich freigelassen werden", forderte er unter Verweis auf die österreichisch-israelische Geisel Tal Shoham. Man konzentriere sich voll darauf, ihn wieder zu seiner Familie zurückzubringen.
 

Pläne für Zeit nach Krieg

Offenbar unter dem Eindruck der Geiselbefreiung sagte der israelische Minister Benny Gantz indes eine Pressekonferenz ab, bei der sein Rückzug aus dem Kriegskabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erwartet wurde. Der Termin sei verschoben worden, berichteten israelische Medien. Gantz hatte Netanyahu im Mai aufgefordert, bis zum 8. Juni einen Plan für Israels Vorgehen nach einem Ende des Gazakriegs vorzulegen. Anderenfalls werde sich seine zentristische Partei aus der Notstandsregierung zurückziehen.

Neuwahlen gefordert

Der Ex-Verteidigungsminister und frühere Armeechef hatte nach dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober die Oppositionsrolle zurückgestellt und war dem israelischen Kriegskabinett als Minister ohne Ressort beigetreten. Umfragen zufolge hätte Gantz derzeit gute Chancen, Netanyahu im Amt abzulösen, sollte die Regierung auseinanderbrechen und es zu vorgezogenen Neuwahlen kommen. Seine Partei hatte vergangene Woche einen Gesetzentwurf zur Auflösung des israelischen Parlaments vorgelegt und Neuwahlen gefordert.

"Dutzende Terrorzellen"

Der lokale Rettungsdienst teilte mit, dass beim Bombardement eines Hauses durch einen israelischen Kampfjets in der Stadt Gaza fünf Menschen getötet und sieben weitere verletzt wordne seien. Nach Angaben von Ärzten im Al-Aqsa-Krankenhaus wurden zudem bei einem Raketenangriff auf das Flüchtlingslager Bureij im Zentrum des Palästinensergebiets sechs Menschen getötet und mehrere weitere verletzt. Die israelische Armee erklärte, sie habe bei ihren Angriffen in Bureij und in der Stadt Deir al-Balah "Dutzende Terrorzellen" und Infrastruktur der Hamas ins Visier genommen.

Die Lage im besetzten Westjordanland hat sich seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen am 7. Oktober noch einmal deutlich verschärft. Seitdem wurden nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mehr als 500 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen getötet.

 

 

 

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