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MOMCILOG / E+

Best Ager - Kein ALTES Eisen

22.02.2024 um 00:00, Friederike Ploechl
min read
Die Lebenserwartung steigt, ebenso die Zahl der über 60-Jährigen, die - trotz Erreichen des Pensionsantrittalters - mit Freude weiterarbeiten.

Der demografische Wandel ist nicht nur durch mehr Alte, sondern auch durch weniger Junge zustande gekommen. Wir sprechen fast nur von einer „Überalterung“ unserer Gesellschaft, sollten uns aber klar darüber sein, dass wir eigentlich an einer „Unterjüngung“ leiden. Wir haben vor allem zu wenig Junge. Wir werden älter als die Generationen vor uns, sind dabei auch gesünder und fitter als unsere Eltern und Großeltern im gleichen Alter – wenn sie dieses überhaupt erreicht haben. Dafür wird man heute länger zur Jugend gezählt und unverständlicher- weise früher den Senioren zugeordnet, wird also früher alt gemacht! Wir haben die ältesten Studenten und die jüngsten Pensionisten!

Verkehrte Welt.
Wir ordnen den Menschen bis 35 den Jugendgruppen zu, zählen ihn ab 45 zu den älteren Arbeitnehmern, geben ihm ab 50 keine Berufschancen mehr und schieben ihn ab „55plus“ zum alten Eisen. Wir beschneiden so das eigentliche aktive mittlere Erwachsenenalter von beiden Seiten und lassen es auf gefühlte zwanzig Jahre zusammenschrumpfen. Trotz gegenteiliger
wissenschaftlicher Erkenntnisse wird der ältere Arbeitnehmer – zu dieser Gruppe zählt man bereits ab 45 Jahren – als leistungsgemindert eingestuft. Die Ausdehnung der Jugendzeit und die Vorverlegung des Seniorenalters trotz besserer Gesundheit und vorhandener Kompetenz führen zu einer Verkürzung des eigentlichen aktiven mittleren Erwachsenenalters.

Die Mischung machts
Eine Mischung aus Jungen und Älteren sorgt für eine gute Balance im gesamten Unternehmen. Gerade jetzt wird die Ressource erfahrener Kräfte immer wichtiger und sorgt für neue Sichtweisen.

Werte schaffen.
Alter(n) kann in vielen Bereichen ein Gewinn sein. Alter(n) muss nicht zwangsläufig Abbau und Verlust bedeuten, sondern kann in vielen Bereichen geradezu ein Gewinn sein: eine Zunahme von Kompetenzen und Potenzialen und damit eine Chance – für den Einzelnen und die Gesellschaft. Dafür braucht es aber auch Angebote, die ältere Menschen motivieren, mitzuarbeiten, sich einzusetzen, sich zu engagieren. Fast täglich liest man in den Zeitungen von der Belastung unseres Systems durch die Alten. Warum diskutiert man nur über die Kosten der Alten und nicht über ihren Nutzen? Warum sieht man den älteren Menschen nicht als Gewinn, als einen, der Werte schaffen kann, der die Wirtschaft ankurbelt und der sich wert- volles Wissen und Können im Laufe seines Lebens angeeignet hat?

Großeltern
Die Generation 60plus leistet innerhalb und außerhalb der Familie vielfältige wertvolle Arbeit, die zu oft unbeachtet und auch unbezahlt, aber vor allem unbezahlbar ist.

Altruistische Seite entdecken.
Nicht vergessen darf man, dass sich auch viele ältere Menschen, nachdem sie aus dem Berufsleben wegen Pensionierung ausgestiegen sind, ein aktives Leben, mit aufwendigen Hobbys und kostspieligen Reisen, finanziell schlichtweg nicht mehr leisten können. Dass diese aktiven Senioren einerseits weiterarbeiten und Geld verdienen wollen, sollte von Unternehmern angenommen werden, anstatt zu jammern, dass es so schwer ist, gute Arbeitskräfte zu bekommen. Auch für die Allgemeinheit müsste es von größtem Interesse sein, die Älteren weiterhin im gesellschaftlichen Leben gut integriert zu sehen und ihren gesellschaftlichen Wert entsprechend anzuerkennen. Außerdem ist etwa die Hälfte der Menschen in dieser Altersgruppe ehrenamtlich in einem Verein oder einer Organisation tätig. Ältere Menschen entdecken im Alter oft ihre altruistische Seite an sich und sehen in der gemeinnützigen Arbeit eine Chance, die Gesellschaft mitzugestalten. Sie bringen häufig viel Erfahrung mit – oftmals wählen sie für ihr freiwilliges Ehrenamt einen Bereich, in dem sie ihre frühere berufliche Tätigkeit weiterführen können. Nicht zuletzt engagieren sich Ältere in der Betreuung von Enkelkindern und pflegebedürftigen Verwandten. Andererseits haben Pensionierte mehr Zeit und Freiheit, ihren Alltag so zu gestalten, wie sie es gerne möchten. Ältere Menschen teilen ihren Erfahrungsschatz und tragen so zu einer Win-win-Situation für beide Seiten bei – einerseits durch finanziellen Zuverdienst, soziale Integration und persönliche Weiterentwicklung und andererseits durch geringe Einarbeitungsphasen, jahrzehntelanges Know-how und Flexibilität. Wenn Menschen, die keineswegs zum „alten Eisen“ gehören, sinnerfüllt arbeiten können, bringt das für alle einen enormen Vorteil. Unübersehbar ist die Rolle der Generation 60plus, sowohl mit ihrer Arbeits-­ als auch mit ihrer Kaufkraft, ein immer wichtiger werdender Wirtschaftsfaktor für unser Land.

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Viele der über 60-Jährigen verfügen bei uns über eine vergleichbar überdurchschnittliche Kaufkraft und kurbeln unsere Wirtschaft an.

Jung und Alt im Schulterschluss.
Wir brauchen ein Leitbild des produktiven Alters: Leistungsfähigkeit, Kreativität und Innovationskraft sind selbstverständlich auch jenseits der Lebensmitte vorhanden. Es ist also höchste Zeit, umzudenken. Laut
Gleichbehandlungsgesetz ist Diskriminierung aufgrund des Alters verboten. Doch vielen Unternehmern ist gar nicht bewusst, dass Passagen wie „Junge, dynamische Mitarbeiter:in gesucht“ im Stelleninserat altersdiskriminierend sein können. Dabei bringt ein durchmischtes Team zahlreiche Vorteile für die Betriebe mit sich. Die jungen Menschen nehmen neue Ansätze mit ins Unternehmen, während die älteren Semester Strukturen und Prozesse beherrschen und den Jungen ohne Konkurrenzdruck ihr bewährtes Wissen und Können weitergeben können. Arbeitnehmer im höheren Alter haben zumeist eine hohe emotionale Intelligenz und können bereits auf weitreichende Netzwerke zurückgreifen. Die Vorteile in altersgemischten Teams sind also nicht zu ignorieren. Unternehmen sind gut beraten, dieses Zusammenspiel zwischen Alt und Jung in ihre Organisationsstrukturen zu implementieren. Außerdem besitzen die „Best Ager“ die größte Kaufkraft in Österreich.

Maschinenbau
Zum "alten Eisen" mit 60? Keineswegs. Immer mehr der Generation 60plus stellen ihre Arbeitskraft zur Verfügung.

Erfolg versprechend.
Was wäre, wenn all das Wissen, kreative Potenzial und die Berufserfahrung, die Unternehmen so „händeringend“ suchen, schon die ganze Zeit zur Verfügung stünden und lediglich aus falsch gezogenen Rückschlüssen und Vorurteilen gegenüber den Alten ungenutzt verloren gingen? Denn mit dem Nichtbeschäftigen von Best Agern geht zum einen natürlich ein nicht unerheblicher Verlust an Potenzial einher. Diese Einschätzung wird auch durch die Zahlen bestätigt: Rund 15 Prozent der Österreicher gehen nämlich laut ÖGB-Arbeitsmarktexpertin Sylvia Ledwinka direkt aus der Arbeitslosigkeit in die Pension. Und das, obwohl sich der Arbeitskräftemangel in den nächsten Jahren vermutlich noch weiter zuspitzen wird, da mehr Personen aus dem Berufsleben ausscheiden als eintreten werden. Zum anderen wächst die Gruppe an älteren Menschen, die auch nach Erreichen ihres Pensionsantrittsalters noch arbeiten wollen oder aufgrund geringerer Pensionszahlungen dazu gezwungen sind, um ihren gewohnten Lebensstandard einigermaßen halten zu können. Ein altersinklusiver Arbeitsmarkt kann für Unternehmen ein Mittel sein, die negativen Folgen der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung abzufedern. Betrachtet man die österreichische „Alterspyramide“, wird für Personalverantwortliche bald kein Weg mehr an der Generation 50plus vorbeiführen.

Wolfgang Feichtenschlager

MItarbeiter über 60 Jahre ergänzen die Arbeitswelt - wir matchen die passende Manpower zum richtigen Unternehmen, sodass sinnerfülltes Arbeiten im Fokus steht. Es geht einerseits um soziale Integration und Nebenverdienst, andererseits ums Abfedern von Spitzen und Know-how.

Wolfgang Feichtenschlager, Initiator der jobbörse 60plus

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