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Wohnen im Schloss: Für manche wird der Traum Wirklichkeit
Wohnen im Schloss: Für manche wird der Traum Wirklichkeit
ajafoto/iStock/Thinkstock

Private Traumschlösser: My home is my castle

10.05.2017 um 17:51, Laura Engelmann
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Für 150 Euro im Monat in einem Prachtbau wohnen oder für 500.000 Euro zum Schlossbesitzer werden - "blaues Blut" ist dafür nicht unbedingt erforderlich.

Der Traum vom eigenen Schloss ist nicht nur Adeligen vorbehalten - durch Kaufen, Mieten oder Wachen kann man auch ohne Adelstitel zum Schlossherrn werden. Doch wie sieht es mit dem Angebot an Schlössern aus? Fridolin Angerer von Spiegelfeld Immobilien Wien: "Im Moment gibt es bei uns zehn Schlösser, die in Österreich zum Verkauf stehen. Viele werden aber unter der Hand bzw. durch Mundpropaganda angeboten." Dies bestätigt auch Roman Dollberger, Geschäftsführer Master-Homes im Salzkammergut: "Schlossbesitzern ist es nicht immer recht, ihren Verkauf offiziell zu machen. Das mag u.a. daran liegen, dass es einem Eingeständnis gleich kommt, sich den Besitz nicht mehr leisten zu können."

Überschaubare Nachfrage

Die Nachfrage nach Schlössern ist laut Angerer in den letzten Jahren relativ gleich geblieben: "Die Anzahl an Interessenten ist überschaubar. Man muss bedenken, dass ein Schlosskauf bzw. -verkauf sich über Jahre hinziehen kann. Denn Schlosskäufer haben ja nicht nur Geld, sondern auch Zeit und genaue Vorstellungen von ihrem Traumschloss." Je nach Lage und Größe ist ein Schloss laut Angerer bereits ab ca. 500.000 Euro zu haben, dann allerdings noch in sanierungsbedürftigem Zustand: "Hier muss man noch mindestens mit dem Doppelten an Renovierungskosten rechnen. Für ein saniertes Schloss ist man zwischen 1,5 und 3 Mio. Euro schon gut dabei." Zu den Interessenten zählen adelige Familien, erfolgreiche Unternehmer, Liebhaber alter Epochen und Künstler.

Promischloss

Dem Reiz von Schlössern ist auch der eine oder andere Promi erlegen, wobei die Freude daran nicht immer ein ganzes Leben währen muss. So steht derzeit etwa Schloss Marienfels in Remagen zum Verkauf - prominenter Besitzer ist noch Thomas Gottschalk, der für das imposante Gemäuer 3,5 Mio. Euro hinblätterte, 1,5 Mio. verschlangen allein die Renovierungsarbeiten. Als Grund für den Verkauf gab er an, er wolle sich in Zukunft weder von Quoten noch von Wohnsitzen abhängig machen, er müsse nun das Loslassen üben. Wer sich für die Luxusbleibe interessiert, sollte mit einem Kaufpreis von über fünf Mio. Euro rechnen, erhält dafür aber einen 100.000 Quadratmetern großen Park und rund 800 Quadratmeter rundum sanierte Wohnfläche mit 14 Zimmern, drei Terrassen und einem Wellnessbereich.

Kostenfrage

Vorsicht ist beim Schlosskauf vor allem bei Sanierungs- und Erhaltungskosten geboten. Denn der Kaufpreis für ein altes Prachtgemäuer mag "überschaubar" sein, die Renovierungskosten aber können in ungeahnte Höhen wachsen: "Alte Gemäuer können ein Fass ohne Boden sein. Es gibt immer Risiken wie das Platzen alter Leitungen, womit die Gefahr besteht, sich finanziell zu übernehmen", warnt Angerer. "Die Erhaltungskosten sind enorm", ergänzt Dollberger.

Schlosswohnungen

Weit geringere Erhaltungskosten fallen bei Wohnungen in Schlössern an. So etwa im Schloss Herberstorf bei Graz: Anfang der 90er-Jahre hat der Eigentümer den Plan gefasst, das baufällige Schloss zu revitalisieren und mit Wohnungen auszustatten. Geschaffen wurden 42 Wohnungen zwischen 50 und 140 Quadratmeter Wohnfläche, darunter Turmwohnungen über zwei oder drei Etagen. Die Nachfrage nach den Wohnungen ist laut Rudolf Leitner, Chef des Grazer Planungsbüros Leitner, das maßgeblich am Projekt beteiligt war, sehr gut.

Wächtertum

Die absolut günstige Alternative, zum Schlossherrn zu werden, ist jedoch der Job eines "Hauswächters". Für nur 150 bis 300 Euro im Monat wohnen Studenten, junge Paare oder Künstler in alten Klöstern, Schulgebäuden, Gasthöfen oder eben Schlössern. Ihre einzige Aufgabe ist dabei lediglich das Bewohnen der ansonsten leer stehenden Immobilie - denn als eine Art lebende Gebäude- und Hausratsversicherung sorgen sie damit für Schutz vor Einbrüchen, Vandalismus und Hausbesetzern. Im Einsatz sind die Wohnbewacher für das Gebäudemanagementunternehmen Camelot, das Anfang der 90er-Jahre in den Niederlanden gegründet wurde. Und um das Objekt zu schützen, gelten strenge Regeln, wie Camelot-Marketingmanager Bob de Vilder beschreibt: "Es sind keine Haustiere, Kinder und großen Partys gestattet, im ganzen Objekt gilt Rauchverbot. Wir suchen junge Menschen mit erwachsenem Lebensstil." Dafür können die Schlossbesitzer auf Zeit aber im hauseigenen Park joggen, im edlen Salon vor dem alten Kamin dösen oder im großen Ballsaal ihren Gitarrenkünsten freien Lauf lassen - ohne dass sie von Nachbarn gesehen oder gestört werden. Einziger Nachteil: Die Bewacher müssen sehr flexibel sein - denn verkauft der Eigentümer die Immobilie, heißt es innerhalb von vier Monaten Koffer packen.

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