Warum wir wohnen wie wir wohnen: Von Vintage bis visionär
Inhalt
- Kreativität fördern
- Selbst gestalten
- Faktor Funktionalität
- Stilmix
- Hobby im eigenen Heim
- Privatzone
- Suche nach Entspannung
- Trends
- Suche nach Vertrautem
- Leben am Land
- Küche und Kochen
Wohnraumgestaltung als Generationenfrage: Karin Gustavsson, Expertin für Wohnraumgestaltung bei Ikea, blickt zurück auf ihre eigenen, ersten vier Wände und erzählt, welche Looks heute in Erstwohnungen einziehen. Heute ist sie mehr denn je Bühne für Individualität und Flexibilität – zwischen Funktion und Ästhetik. Dabei wird er aber immer mehr zum Rückzugsort, als sozialer Treffpunkt hat das "Home Sweet Home" in vielen Fällen ausgedient.
Kreativität fördern
Wie sah Ihre erste Wohnung aus?
Gustavsson: Mein erstes, eigenes Heim war eine spannende Mischung aus Vintage und Moderne. Ich hatte auch einige Einrichtungsstücke, die ich mit schwarzem Designstoff verkleidete. Diese Möglichkeit, meine Wohnung individuell anzupassen, hat meine Kreativität gefördert und meinen Stil geprägt. Ich denke, solche individuellen Anpassungen könnten der heutigen jungen Generation als Inspiration dienen, mehr Persönlichkeit in ihre Wohnungen zu bringen.
Selbst gestalten
Finden Sie ihre ganz persönlichen Ideen von damals auch bei den Jungen von heute wieder?
Gustavsson: Auf jeden Fall. Die Art und Weise, wie ich mein Zuhause gestaltete, lehrte mich, die eigene Individualität auszudrücken. Damit beschäftigen sich auch jetzt viele, die gerade den Sprung aus dem Elternhaus wagen. Auch sie wollen in erster Linie der ersten Wohnung ganz gezielt persönliche Akzente verpassen, sei es durch Kunstwerke oder selbst gestaltete Möbelstücke.
Faktor Funktionalität
Wo gibt es dennoch Unterschiede zu Ihrer Generation?
Gustavsson: Moderne Wohnungen sind oft funktionaler und weniger formell. Früher war der Fokus stark auf Dekoration und repräsentative Möbel gerichtet. Heute achten Männer und Frauen gleichermaßen auf eine Kombination aus Ästhetik und Funktionalität. Männer zeigen mehr Interesse an Dekoration, was früher nicht so ausgeprägt war.
Stilmix
Wie findet der Zeitgeist Eingang in unsere Räume?
Gustavsson: Die Gesellschaft ist offener und flexibler geworden, und das spiegelt sich auch in der Wohnraumgestaltung wider. Leute kombinieren verschiedene Stile – vom Flohmarkt bis hin zu modernen Ikea-Teilen. Es ist ein 'Mix-and-Match'-Ansatz, der Individualität und Flexibilität fördert.
Hobby im eigenen Heim
Die Gesellschaft ist das eine, die persönliche Geschichte …
Gustavsson: … natürlich eine ganz andere Story. Diese wird etwa durch explizit platzierte Souvenirs erzählt, die man auf Reisen angesammelt hat. Aber auch ausgestellte Hobbys unterstreichen das eigene "Wohn-Ich". Das Surfbrett im Raum ist dann nicht nur zwischengelagert, sondern sportliches Signature, das Besuchern, die vielleicht zum ersten Mal vorbeikommen, gleich Gesprächsstoff liefert.
Privatzone
Apropos: Die eigenen vier Wände sind doch als sozialer Raum passé …
Gustavsson: Ja, die Zeit der immer offenen Türen ist vorbei. Früher waren Dinnerpartys zu Hause üblich, heute trifft man sich eher draußen. Viele Menschen schätzen ihren privaten Raum und leben in kleineren Wohnungen, was das Einladen von Gästen auch praktisch erschwert.
Suche nach Entspannung
Warum ist der Schutz des persönlichen Raumes so wichtig geworden?
Gustavsson: Er ist ein Rückzugsort, besonders in urbanen Gebieten, wo Platz rar ist. Menschen suchen in unserer hektischen Zeit einen Ort der Ruhe und Entspannung. Ich glaube, dieser Trend wird sich fortsetzen, da immer mehr Menschen den Wert des persönlichen Freiraums erkennen.
Trends
Welche Trends beeinflussen Ihre Kollektionen?
Gustavsson: Lebendige Farben und offener Stauraum sind sehr gefragt. Sie ermöglichen es den Menschen, ihre Persönlichkeit zu zeigen und gleichzeitig funktional zu bleiben. Ich denke, dieser Trend wird weiter wachsen, da Individualität und Funktionalität immer wichtiger werden.
Suche nach Vertrautem
Auch die Retro-Welle rollt weiter in die Wohnungen …
Gustavsson: Damit ist eine Sehnsucht nach vermeintlicher Stabilität und dem Komfort der Vergangenheit verbunden. In unsicheren Zeiten fühlen sich viele von vertrauten Stilen angezogen. Diese Sentimentalität zeigt sich in der Rückkehr zu Farben und Designs der 70er und 80er Jahre.
Leben am Land
Was kommt als Nächstes?
Gustavsson: Ich erwarte eine Kombination aus Retro-Elementen und innovativen Designs, die sowohl Funktionalität als auch Nachhaltigkeit berücksichtigen. Junge Menschen ziehen vermehrt aus Großstädten weg, was das Wohnen auf dem Land beeinflussen wird. Diese Veränderungen werden neue Trends hervorbringen, die auf Flexibilität und Anpassungsfähigkeit setzen. Es bleibt auf alle Fälle spannend.
Küche und Kochen
Und was kommt wieder?
Gustavsson: Die nächste Generation besinnt sich wieder auf traditionelle Werte wie das Kochen. Es wird wichtig sein, schrittweise Veränderungen in Lebensstil und Konsumverhalten zu integrieren, um nachhaltig zu leben. Dazu entwickeln wir neue Rezepte und halten das Thema definitiv am Köcheln.
Zur Person
Karin Gustavsson ist "Range Identity Leader" bei Ikea. Seit sie Ende der 90er Jahre beim schwedischen Möbelriesen angefangen hat, hat Karin leitende Funktionen in den Bereichen Produktentwicklung, kreative Konzepte und soziales Unternehmertum inne und kuratierte verschiedene Designkooperationen.