Polly Adler-Autorin: "Eitelkeit ist Treibstoff der High Society"
Inhalt
- Vom Kolumnenton zum Krimiplot
- Inspiration aus der High Society
- Eine Leiche und viel Selbstironie
- Generationenübergreifende Kultfigur
- Glamour statt klassischer Lesung
- Ausblick
Seit drei Jahrzehnten sorgt Angelika Hager alias Polly Adler für scharfsinnige Beobachtungen, pointierte Kolumnen und eine treue Leserschaft. Nun wagt die Wiener Autorin den Sprung ins Krimigenre und lässt ihre Kultfigur erstmals zwischen Leiche, Opernball und Gesellschaftssatire ermitteln.
Vom Kolumnenton zum Krimiplot
„Ich war übermütig und dachte, warum die Polly, die jetzt schon so viele Jahre als mein alter ego herhalten muss, nicht einmal auf Schnüffeltour schicken?“, erzählt Hager. Einen entscheidenden Anstoß gab Kollegin Martina Parker: „Sie hat mir bei einer Lesung einen Schubs in diese Richtung gegeben.“ Doch der Schritt war herausfordernder als gedacht. „Ehrlich gesagt habe ich das Genre total unterschätzt, denn das Krimischreiben ist Schwerstarbeit.“ Mit alten Bekannten wie Ex-Lover Gerry, Chefredakteur Anatol Grünberg und Rivale Granier lebt im neuen Roman auch ein Stück Vergangenheit wieder auf. „Einige dieser Typen wie Pollys Ex-Lover Gerry, ihr Chefredakteur Anatol Grünberg und ihr Lieblingsfeind und Rivale Granier purzeln auch wieder durch diese Geschichte.“, sagt Hager und lacht.
Inspiration aus der High Society
Dass sie ihre Figuren so treffsicher zeichnet, liegt an ihrer journalistischen Erfahrung. „Durch meine vielen Jahre an der journalistischen Front kenne ich diese Gesellschaft, deren Treibstoff die Eitelkeit und die Selbstinszenierung sind, ganz gut“, sagt sie. Und sie bringt es pointiert auf den Punkt: „Durch meine vielen Jahre an der journalistischen Front kenne ich diese Gesellschaft, deren Treibstoff die Eitelkeit und die Selbstinszenierung sind, ganz gut.“ Der satirische Blick auf die Gesellschaft ist ihr ebenso wichtig wie die Spannung: „Ich wollte die Gratwanderung schaffen, Spannung zu kreieren, aber gleichzeitig einen satirischen Blick auf unsere Gesellschaft zu werfen.“ Vorbilder fand sie in Film und Fernsehen: „Helmut Dietl und Billy Wilder habe ich immer für ihre zärtlichen Blicke auf die Schwächen der Menschen bewundert.“
Eine Leiche und viel Selbstironie
Für die Leiche suchte sie bewusst einen besonderen Fundort. „Der sollte ungewöhnlich, am besten noch nie dagewesen und ein wenig exzentrisch sein.“ Mit einem Schmunzeln ergänzt sie: „Ich habe keine sonderliche Schokolade-Liebe, jede Dose Sardellenringerln ist mir lieber.“ Ihre Figur Polly sei für sie ein Ventil: „Ich wollte mir eine Figur erschaffen, die frech, laut, hedonistisch und auch voller Schwächen ist. Pollys liebenswerteste Eigenschaft ist die Selbstironie. Sie nimmt sich nicht zu ernst und kann noch in jeder Katastrophensituation ein Scherzchen absondern.“
Generationenübergreifende Kultfigur
Polly ist älter geworden genauso wie ihre Schöpferin. „Der Fortpflanz ist außer Haus, das Älterwerden streckt ihr manchmal die Zunge heraus und Freundschaften sind wichtiger geworden als die Amourhatscher mit diversen Herren.“ Doch die Figur begeistert nach wie vor viele Menschen. „Das Tollste ist, wenn man mit den ‚Freizeit‘-Kolumnen mehrere Generationen bedienen kann“, sagt Hager. „Manchmal erzählen mir Töchter, dass sie mit ihren Müttern gemeinsam die Kolumnen lesen und die eine sagt zur anderen: ‚Siehst du, bei der Polly geht es genau so zu wie bei uns.‘ Und in unsere Polly-Shows in den Rabenhof kommen manchmal sogar die Omas auch mit, also insgesamt drei Generationen. Das macht mich wirklich glücklich.“
Glamour statt klassischer Lesung
Auch bei der Buchpräsentation bleibt es ungewöhnlich. „Zuerst einmal lese ich in der Buchhandlung Thalia auf der Wiener Landstraßer Hauptstraße am 30. September“, so Hager. „Und dann gibt es eine Glamour-Glitzer-Veranstaltung im Wiener Rabenhoftheater: Stefanie Reinsperger und Sebastian Wendelin performen das Buch, und ein Überraschungsgast wird aus einer Torte singend springen. Eine normale Lesung wird das mit Sicherheit nicht.“
Ausblick
Ob es weitere Krimis mit Polly geben wird, lässt sie offen: „Es ist wahrscheinlich wie nach einer Geburt. Man sagt sich: ‚Bitte nie wieder, das war so anstrengend‘, aber irgendwann denkt man: ‚Es war eigentlich wunderschön und hat so viel Spaß gemacht.‘“
Das Buch „Pardon, aber da schwimmt eine Leiche in der Schokolade“ ist der erste Polly-Adler-Krimi von Angelika Hager. Der Roman erscheint als Klappenbroschur, umfasst 200 Seiten und trägt die ISBN 978-3-8000-9037-2. Der Preis beträgt 18 Euro. Offizieller Erscheinungstermin ist der 26. September 2025.