Rainer Schmid, Leiter der Check-it-Drogenberatung im Gespräch
Weekend Magazin: Herr Dr. Schmid, es heißt immer, der Rausch nach einer Flasche Wein verfliegt mit dem Kater, der Rausch nach einem Joint wirkt sich tagelang negativ auf die Denkfähigkeit aus. Stimmt das?
Toxikologisch sind die beiden Substanzen und ihre Effekte überhaupt nicht vergleichbar. Die Folgen eines Rausches nach einer Weinflasche und nach einem Joint würde ich aber in etwa ähnlich einschätzen.
Weekend Magazin: Anders gefragt, was verändert die Persönlichkeit mehr, Alkohol oder Cannabis?
Gegenfrage: Wie alt ist der Konsument? Wie oft leert er eine Weinflasche und wie oft kifft er? Das sind die wichtigsten Parameter, nicht die Substanz an sich. Der Liter Veltliner ist für einen 14-Jährigen genauso schädlich wie ein Joint. Je jünger die Konsumenten, desto negativer sind die Auswirkungen beider Substanzen auf das sich formende Gehirn. Und ich rede da von Langzeitfolgen. Deshalb ist Prävention so wichtig.
Weekend Magazin: Wie stehen Sie dann zu einer Freigabe von Cannabis zu Genusszwecken?
Gerade weil Verbote keine gute Basis für Prävention sind, bin ich für eine Entkriminalisierung der Konsumenten. Was nun den freien Verkauf betrifft, bin ich skeptisch. Mich erschreckt die Fähigkeit der Wirtschaft, unwiderstehliche Produkte auf den Markt zu bringen.
Infos: www.checkyourdrugs.at