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Gruppe junger fröhlicher Menschen läuft ins Meer | Credit: iStock.com/molchanovdmitry
Der Sonne entgegen
Der Sonne entgegen
iStock.com/molchanovdmitry

"Das lehrte mich der Krebs": Wie die Krankheit Menschen verändert

12.07.2023 um 14:41, Ute Daniela Rossbacher
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Welche Lehren und Schlüsse Menschen aus ihrer Krebserkrankung ziehen und was sie nach überstandener Behandlung an ihrem Leben ändern.

Mehr als 20 Jahre sind seit der Krebserkrankung von Fran Drescher vergangen. Wie sich die beliebte Hauptdarstellerin der Sitcom "Die Nanny" seitdem menschlich weiterentwickelt hat, offenbarte sie vor wenigen Jahren: "Die Krankheit lehrte mich, mehr Mitgefühl für meine Mitmenschen und Feingefühl für ihren Schmerz zu entwickeln."

Sheryl Crow lernte durch ihre Krebserkrankung das Gegenteil - sich bewusster von den Problemen anderer abzugrenzen und ihre Selbstliebe zu stärken. Die Sängerin erinnert sich: "Ich befreite mich von allem, was unwichtig ist und mir Energie raubt."

Junge Frau streift durch den Wald bei Sonnenuntergang | Credit: iStock.com/Tero Vesalainen
Neue Kraft in der Natur tanken

Tipps zur seelischen Krebsvorsorge

Wer sich einer Krebsdiagnose gegenübersieht, sieht sich auch mit der Frage konfrontiert, was er aus der verbleibenden Zeit macht, die ihm bleibt, sollte er die Behandlung nicht überstehen. Aber auch mit der Chance, sein Leben auf neue Beine zu stellen, wenn er überlebt. Die Erfahrungen und Gefühle, die Menschen in dieser besonderen Situation erleben, ähneln sich. Ermutigende Anregungen, die sich auch als fester Bestandteil der persönlichen Krebsvorsorge verstehen lassen.

Sich und anderen verzeihen

"Was kränkt, macht krank" - ein Satz, der sich leider nur allzu oft bewahrheitet. Menschen, die sich Kränkungen und Demütigungen stellen und sich vor Augen führen, wie es zu ihnen kam, erleben, wie Altlasten ihre Macht über die Gegenwart verlieren. Das Erlebte einzuordnen bedeutet dabei nicht, es herunterzuspielen, sondern verfolgt das Ziel, seelisch wieder in vollem Umfang handlungsfähig zu werden und sich neuen Erfahrungen zu öffnen. Was dazu beiträgt, sich weniger angreifbar zu machen? Gesunden Egoismus zu entwickeln, der hilft, Grenzen zu ziehen, seine Interessen zu wahren und nicht Ja zu sagen, wenn man Nein meint. Sich und anderen zu verzeihen wird vor diesem Hintergrund einfacher.

Annehmen, was sich nicht ändern lässt

Immer wieder Situationen gedanklich durchzuspielen und sich zu fragen, was man hätte anders machen sollen, kostet Lebenszeit und zehrt an den Energiereserven. Darunter leidet die körperliche und seelische Widerstandskraft, die entscheidend ist, um sich von Rückschlägen zu erholen. Eine wirksame Methode, um toxische Gedankenpfade zu verlassen oder sich von Selbstzweifeln zu befreien, sind Bewegung oder Ruhe. So können ein halbstündiger Spaziergang oder Schlaf Wunder wirken. Übrigens auch Hobbys, die die volle Aufmerksamkeit erfordern. Nicht von ungefähr kommt das von Friedrich Hebbel geprägte Sprichwort "Das Steckenpferd ist das einzige Pferd, welches über jeden Abgrund trägt."

10 Minuten Lebensfreude pro Tag - mindestens!

In ihrem Buch "Living Principal: Looking and Feeling Your Best At Every Age" ermuntert "Dallas"-Star Victoria Principal ihre Leserinnen, sich täglich "10 Minuten der Freude" zu gönnen. Eine ungestörte Auszeit, in der man die Routine durchbricht, kurz innehält, um sich zu sammeln, an etwas Schönes denkt - bei einer Tasse Kaffee, einer Meditation oder einem kurzen Rundgang. Damit es nicht nur beim guten Vorsatz bleibt, hat die Schauspielerin einen Tipp: Sich im Kalender einen Termin setzen, der dieselbe Verbindlichkeit hat wie jeder andere, den man vereinbart. Ein erster Schritt zu mehr Selbstliebe.

Junge glückliche Frau am Strand bei Sonnenuntergang | Credit: iStock.com/jacoblund
Loslassen, was sich nicht ändern lässt

Selbstliebe leben

Einen goldenen Mittelweg zu finden zwischen den eigenen und den Bedürfnissen nahestehender Menschen fällt vielen schwer, ist aber unumgänglich, um nicht auszubrennen. Kleine Rituale können bereits große Wirkung zeigen, beweisen die täglichen "zehn Minuten Freude" eindrucksvoll. Wer sich lange nichts gegönnt hat, weiß vielleicht gar nicht mehr genau, wie er geschenkte Zeit sinnstiftend für sich nutzen soll. Sich eine Liste zu erstellen mit Dingen, die einem in der Kindheit oder Jugend am meisten Freude gemacht haben, kann dem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge helfen. Wann man in der Vergangenheit am glücklichsten war, kann Impulse geben, wie sich der Alltag etwas umgestalten lässt, um Selbstliebe leben.

Die eigenen Grenzen respektieren

Man muss nicht alles wissen, nicht alles stemmen, nicht alles verstehen: Man darf sich auch einmal ausklicken, sich Rückzug gönnen, andere um Hilfe bitten oder Rat fragen. Denn Verantwortung zu teilen nimmt Last von den Schultern und Druck von der Seele. Es zeigt, dass man bereit ist, seine eigenen Grenzen zu respektieren. Wer es tut, wird erfreut feststellen, dass es auch andere tun werden.

Weniger Stress, mehr Entspannung

So gut es sich anfühlt, wenn alles erledigt ist - wer immer erst die Arbeit niederlegt, wenn sie getan ist, läuft Gefahr, sich früher oder später energetisch zu erschöpfen. Dass Stress auch etwas Positives sein und uns zu Höchstleistungen anspornen kann, hat auch sein Gutes, solange nicht auf Phasen der Entspannung vergessen wird. Ob man sie im Kreis seiner Familie erlebt, im Alleinsein oder beim Beisammensein mit Freunden - Hauptsache, man plant sie regelmäßig ein wie alles andere auch.

Junger Mann und alter Mann mit Surfbrettern am Strand | Credit: iStock.com/Alessandro Biascioli
Das Leben genießen - nicht nur im Urlaub

Verantwortung teilen

Ist man tatsächlich allein, wenn man sich alleingelassen fühlt? Es lohnt sich, das Gespräch zu suchen, wenn Verpflichtungen überhandnehmen. Lässt sich die Verantwortung teilen? Gibt es Beratungsstellen, an die man sich wenden kann? Menschen, denen man sich anvertrauen kann? Die, weil sie mehr Abstand zur eigenen Lebenssituation haben, Lösungen erkennen? Aus der Isolation auszubrechen führt einem vor Augen, nicht dazu verdammt zu sein, immer das Opfer zu sein. 

Sich von Energieräubern befreien

Wer sich schwer zum Wort "Nein" durchringt, hat meistens gut zu tun. Damit, in Dauerschleife anderen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Solange es die eigenen Energiereserven zulassen und man dabei persönliche Befriedigung verspürt, ist nichts dagegen einzuwenden. Wer allerdings erst einmal im Ruf steht, immer und allen zu helfen, ist ein willkommenes Opfer von Menschen, die nehmen, ohne etwas zurückzugeben. Energieräuberinnen und -räubern eine klare Absage zu erteilen und bewusst zu entscheiden, wem man seine Zeit und Aufmerksamkeit schenkt, beugt Frust und Verbitterung vor.

Viel lachen, viel weinen

Der Glaube, dass wer viel lacht und weint, gute Chancen hat, sehr alt zu werden, hält sich hartnäckig. Nicht ohne Grund, denn wer seine Gefühle zum Ausdruck bringt, lässt seelischen Erkrankungen keine Chance und fördert seine Resilienz - die Fähigkeit, aus Krisen gestärkt hervorzugehen statt sich von ihnen erdrücken zu lassen. Bei aller Vernunft sollten daher auch Gefühle zu ihrem Recht kommen. Kontakte, die unseren Gemeinschaftssinn fördern, Aktivitäten, die unser Selbstbewusstsein stärken, und Beschäftigungen, die das Leben mit Sinn erfüllen, schaffen auch einen geschützten Rahmen, in dem gelacht und geweint werden darf.

Junge Frau hält ihre Hand in das Wasser eines Sees | Credit: iStock.com/globalmoments
Abtauchen und die Seele baumeln lassen

Krebs als zweite Chance

Wer sein Schicksal annimmt und sich mutig seiner Krebsbehandlung stellt, bekommt die Chance, sein Leben zu überdenken und im Rahmen seiner Kräfte zu skizzieren, wie es nach überstandener Krankheit weitergehen könnte. Die hier genannten Punkte sind häufig Vorsätze, die Menschen in dieser Ausnahmesituation formulieren. Sie zu verinnerlichen, noch bevor der Körper die seelischen Belastungsgrenzen aufzeigt, ist ein erstrebenswertes Ziel.

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