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Adoption in Österreich: Das müssen Paare mit Kinderwunsch wissen

30.04.2014 um 17:34, A B
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Wer in Österreich ein Kind adoptieren möchte, braucht einen langen Atem. Die Zahl der adoptionswilligen Paare ist zehnmal so hoch wie die Anzahl der Kinder, die zur Adoption frei gegeben werden. Auch gibt es verschiedene Arten der Adoption.

Elisabeth und Hannes sind Anfang 30, als sie erfahren, dass sie gemeinsam keine leiblichen Kinder haben können. „Wir waren unheimlich traurig und haben uns beide erst einmal in unsere Karrieren getigert. Aber der Kinderwunsch war da, das kann man nicht ignorieren“, erzählt die Steuerberaterin. Bei jeder Schwangerschaft im Freundeskreis kommen Neid und Missgunst auf: „Man fragt sich, warum haben die das verdient, und wir nicht?“ Immer öfter kommt das Thema Adoption auf den Tisch. „Aber so schnell wie bei Angelina und Brad ging das bei uns nicht.“ Fast zweieinhalb Jahre dauert es, bis das Ehepaar seinen Sohn endlich in die Arme schließen kann.

Verfahren

Wer in Österreich ein Kind adoptieren möchte, braucht einen langen Atem. Der erste Weg führt Adoptionswillige zur Bezirkshauptmannschaft, bzw. in Wien zum Amt für Jugend und Familie (MAG ELF). Für die Pflegestellenbewilligung, die Voraussetzung, um auf die Liste der Adoptionswerber zu kommen, müssen zahlreiche Tests, Untersuchungen, Gespräche und Ausbildungsmodule absolviert werden. Das gilt im Übrigen auch für Auslandsadoptionen. Trotzdem: Die Zahl der Paare, die Kinder adoptieren wollen, ist ungebrochen hoch. Jedes Jahr wollen mehr Familien adoptieren als es Kinder gibt, die in diese Familien vermittelt werden können. Das ist sicher darauf zurückzuführen, dass die Anzahl ungewollt kinderloser Paare steigt. Auf der anderen Seite werden werdende Mütter in schwierigen Situationen besser unterstützt. Daher wird nur mehr in sehr wenigen Fällen tatsächlich eine Adoptionsentscheidung getroffen. In Wien werden jährlich etwa 30 Kinder zur Adoption frei gegeben.

Aufgabe

Wer ein Kind adoptieren möchte, darf nicht vergessen: Diese Kinder haben meist keine optimalen Startbedingungen. Michael, der Sohn von Elisabeth und Hannes, machte in seinen ersten Lebenswochen einen Drogenentzug durch. „Das war natürlich schlimm, aber wir waren vorgewarnt und haben das gut überstanden“, so die stolzen Eltern. Heute ist Michael sechs Jahre alt. Er weiß, dass es neben seiner Mama eine „Bauchmama“ gibt. Ein Treffen gab es nicht – die leibliche Mutter hat sich für eine Inkognito-Adoption entschieden.

Arten der Adoption

Inkognito-Adoption. Die Wünsche der leiblichen Eltern werden bei der Auswahl der Adoptiveltern berücksichtigt und sie erfahren einige Daten von diesen (z. B. Alter, Beruf, Dauer der Ehe, Anzahl der Kinder). Sie erhalten jedoch weder die Adresse noch den Namen der Adoptiveltern.

Offene Adoption. Die leiblichen Eltern erfahren, wo sich ihr Kind befindet und haben die Möglichkeit,
Kontakt zu den Adoptiveltern und dem leiblichen Kind aufzubauen. Die Adoptiveltern haben aber die vollen Elternrechte und können dementsprechend über den Umgang des Kindes bestimmen.

Halb offene Adoption. Die leiblichen Eltern wissen nicht, wo sich ihr Kind befindet, können aber
über die Bezirkshauptmannschaft, bzw. das Jugendamt zu den Adoptiveltern Kontakt aufbauen und sich auf „neutralem Gebiet“ treffen. Auch Briefe oder Fotos können ausgetauscht werden.

Anlaufstellen

In Wien können Eltern entweder beim MAG ELF Referat für Adoptiv- und Pflegekinder (RAP), Tel. 01/40 00-90770 oder beim Verein „Eltern für Kinder Österreich“ (Tel. 01/368 71 91, www.efk.at) Beratung, Information und Begleitung erhalten, und zwar während des gesamten Verlaufs: von der Entscheidungsfindung bis zur Durchführung der Adoption (Inland und Ausland). Die Adoptivwerber bereiten sich im Rahmen der Ausbildung auf die Adoption vor und beantragen eine Pflegestellenbewilligung.

Informationen
www.help.gv.at

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