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Der Wecker klingelt, aber unsere innere Uhr verlangt noch nach Schlaf
Der Wecker klingelt, aber unsere innere Uhr verlangt noch nach Schlaf
Ridofranz/iStock/Thinkstock

Es ist Zeit: Wie unsere innere Uhr uns steuert

19.03.2021 um 08:12, Isabel Folie
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Frühaufsteher? Nachteule? Das entscheiden wir nicht bewusst, sondern es wird uns von unserer inneren Uhr vorgegeben. Unser ganz persönlicher Tag-Nacht-Rhythmus kann aber auch medizinische Behandlungen beeinflussen.

Jeder Mensch hat sie: die innere Uhr. Sie wird auch zirkadianer Rhythmus genannt und beeinflusst unser gesamtes Leben. Besonders bekannt ist der Schlaf-Wach-Rhythmus, der für jeden einzelnen individuell bestimmt, ob er eher ein Frühaufsteher oder ein Langschläfer ist. Da hilft es auch nicht, sich dazu erziehen zu wollen, morgens um sieben taufrisch aus dem Bett springen zu wollen: Wenn die innere Uhr um diese Zeit noch nicht bereit dazu ist, dann ist es eben so.

Der Feind der Wecker

Eigentlich ist es für die Gesundheit ein Unding, sich täglich einen Wecker stellen zu müssen. Wacht man nämlich jeden Morgen mit dem Klingeln des Weckers auf, bedeutet das, dass der Körper biologisch gesehen noch nicht ausgeschlafen hätte. Um ehrlich zu sein, würden die meisten von uns morgens gerne etwas länger schlafen, dennoch haben bekennende Langschläfer öfters mit dem Image der Faulheit zu kämpfen – völlig zu Unrecht!

Bei Pubertierenden stellt sich die innere Uhr um, mit dem Effekt, dass sie immer später ins Bett gehen und morgens nicht in die Gänge kommen. Schulbeginn um acht? Eigentlich eine schlechte Idee, wirklich aufnahmefähig sind die Teenager um diese Zeit nämlich nicht. Etwas Abhilfe kann allerdings die richtige Beleuchtung schaffen: Spezielle Glühbirnen, die ein blaues Licht absondern, helfen dem Körper dabei, wacher zu werden. Dieses blaue Licht ist übrigens auch der Grund dafür, dass man abends sein Smartphone nicht mehr verwenden sollte: Durch das abgestrahlte Licht hemmt der Körper die Melatonin-Produktion, mit dem Ergebnis, dass man schlechter einschlafen kann.

Mensch und Tier

Nicht nur Menschen, auch Tiere besitzen eine innere Uhr. Woher sonst sollten die Schwalben wissen, wann sie in ihre Winterquartiere aufbrechen müssen? Auch Pflanzen richten sich nach der Lichtintensität und dem Sonnenlicht. Interessanterweise entspricht der menschliche zirkadiane Rhythmus gar nicht 24 Stunden, sondern eher 25 Stunden. Aus diesem Grund ist es auch einfacher, einen Jetlag bei einem Flug gen Westen zu verkraften, da man hier etwas Zeit dazugewinnt. Bei einem Flug Richtung Osten verliert man hingegen Zeit und leidet stärker an der Zeitverschiebung.

Medizin: Auf das richtige Timing kommt es an

Die Wichtigkeit der inneren Uhr wird auch der modernen Medizin langsam immer bewusster. Nicht nur wir als Mensch, sondern auch jede einzelne unserer Zellen hat eine innere Uhr, die die Aktivität steuert. So wechseln nicht nur Menschen zwischen Schlaf und Wachzustand, sondern auch die einzelnen Zellen sind mal aktiv und mal inaktiv. Die Heilungschancen von Krebspatienten steigen beachtlich, wenn die Chemotherapie auf ihre innere Uhr abgestimmt ist. Das ganze nennt sich dann Chronotherapie. Erhält der Patient die Chemotherapie dann, wenn seine gesunden Zellen inaktiv sind, die Krebszellen aber aktiv, wirkt die Chemo besser und die Nebenwirkungen fallen geringer aus.

Seine innere Uhr achten, um gesund zu bleiben

In der Gesellschaft wird die Wichtigkeit der inneren Uhr wohl unterschätzt. Wir müssen jeden Tag (zu) früh aufstehen, Schichtarbeit nimmt zu und die übertriebene Beleuchtung bringt unseren Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander. Klar, man kann jetzt nicht zum Chef gehen und ihm mitteilen, dass man von nun an erst gegen zwölf Uhr ins Büro kommen wird, aber wann immer es irgendwie geht, sollte man auch mal wieder mehr seinem Körper und seinem ganz eigenen inneren Rhythmus trauen. Tut man das nicht, kann man sich schnell energielos fühlen, aber auch ernsthafte Erkrankungen wie Schlaf- und Essstörungen sowie Depressionen können auftreten.

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