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Achtung! Liest der Partner heimlich mit?
Achtung! Liest der Partner heimlich mit?
iStock.com/nd3000

4-Fach-Check: Handy aus Eifersucht gehackt?

17.03.2020 um 09:24, Andrea Schröder
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Geht meine Frau, mein Mann fremd? Heute ist es leichter denn je, den Partner rund um die Uhr zu überwachen. Warum man aber lieber die Finger davon lassen sollte.

Wenn in Menschen der Verdacht aufkeimt, sie würden hintergangen, ist es mit der Selbstbeherrschung oft vorbei. Die Betrogenen toben und verwüsten die Wohnung oder klettern auf Balkongeländer und drohen, sich hinunterzustürzen. Andere werden ganz still. Sie lassen sich nichts anmerken. Und verwandeln sich klammheimlich in Stalker, die den eigenen Partner rund um die Uhr überwachen. Das Handy ist dabei ihr wichtigstes Werkzeug. Quasi das "kleine Einmaleins" der Partner-Spoinage: regelmäßig sein/ihr Handy checken. Den Code wissen die meisten Paare sowieso voneinander.

Her mit dem Handy

Der andere schläft, ist unter der Dusche - schnell ist der neueste WhatsApp-Verlauf gecheckt. Wer einen Schritt weiter gehen will, kann völlig problemlos den WhatsApp-Account des Partners auf seinem Desktop anzeigen lassen. Anleitung möchten wir hier keine geben, aber schwierig ist es nicht. Übergriffig, unsympathisch, hinterhältig? Allerdings. Aber brennt erst einmal das Feuer der Eifersucht, ist es mit Vernunft oft nicht mehr zu löschen. Lodert es besonders hoch, greift man (oder frau) womöglich zu Mitteln jenseits des Legalen. Die Rede ist von sogenannter Spy- oder Spouseware (spouse: Ehepartner). Sie kommt häufig als Überwachungs-App für Eltern daher, nennt sich Kidguard oder WebWatcher. Wer sich etwa für WebWatcher interessiert, stößt auf folgendes Werbeversprechen: "Das Programm ist auf jedem Gerät sehr einfach - innerhalb von fünf Minuten - zu installieren und völlig sichtbar. Aus diesem Grund können Sie auf die Aktivitäten Ihrer Kinder von jedem Computer aus zugreifen, ohne dass sie es wissen." Gleichzeitig betonen die Firmen, man dürfe die App nicht ohne das Wissen des Überwachten benutzen. Alles andere wäre nämlich illegal. Mehr als besorgniserrregend ist das Portfolio von Spyzie, einen Anbieter von Überwachungstools für Smartphone-Nutzer.

I am watching you

Einmal auf das Handy des Partners gespielt, schon kann man sich als Detektiv betätigen. Android-Geräte muss man dafür einmal an sich bringen. Bei iOS braucht man nicht einmal einen Zugriff auf das Handy und steigt über die Backup-Cloud ein. In der Basic Version (EUR 29,90 pro Monat) kann man sich sämtliche Anrufe, Kontakte, Standorte, Nachrichten und Fotos des Partners anzeigen lassen. Wer sich die Ultimate Version um 59,90 pro Monat gönnt, ist quasi komplett mit dem ausspionierten Handy verbunden. WhatsApp-Dateien und Tinder-Verlauf checken? Kein Problem. Besonders "praktisch" ist die Funktion "Screenshots erstellen". So hat man vom Dirty Talk mit der Affäre oder dem kompromittierenden Foto gleich eine Kopie. Aber ist das überhaupt erlaubt?

Finger weg

"Der Ehepartner hat ein Grundrecht auf Schutz des Privatlebens, der individuellen Kommunikation wie beispielsweise Telefongespräche im häuslichen Bereich, und ein Grundrecht auf Datenschutz", warnt die Wiener Rechtsanwältin Anna-Maria Freiberger. Nachgeforscht werden darf definitiv nicht, wenn die Überwachung des Partners "offenkundig überflüssig, von vornherein aussichtslos, erkennbar unzweckmäßig oder rechtsmissbräuchlich" ist. Beispiel: Der untreue Partner hat den Seitensprung bereits gestanden. Gibt es dagegen einen berechtigten Verdacht - der berüchtigte Lippenstift am Hemdkragen -, sind Nachforschungen erlaubt. Diese sollte man aber unbedingt einem Detektiven überlassen, so Freiberger. Und auch der hat keinen Freibrief zur lückenlosen Überwachung. Schräg: "In Österreich gibt es kein Beweisverwertungsverbot. Rechtswidrig erlangte Beweise können daher vor Gericht vorgelegt werden." Gleichzeitig ist es aber möglich, den "Spion" für das illegale Beschaffen dieser Beweise strafrechtlich zu belangen. Freiberger: "Bevor eine umfassende und allenfalls kostspielige Bewachung beauftragt oder installiert wird, sollte man unbedingt mit einem Rechtsanwalt abklären, ob die Maßnahme erforderlich und zulässig ist - und im Verfahren verwendet werden kann oder sollte."

Handy gehackt? Check in 4 Schritten

  1. Ihr Smartphone schaltet sich aus bzw. startet ohne ersichtlichen Grund neu
  2. Die Akkulaufzeit ist stark verringert, der Datenverbrauch erhöht - aufgrund des Verbrauchs durch die Stalking-App
  3. Bei Telefonaten kommt es zu Hintergrundgeräuschen
  4. Sie erhalten SMS mit einzelnen Buchstaben oder Zahlen: Manche Apps lösen Befehle aus

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