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Stempel mit Insolvenzaufdruck
Die Lyconet Austria GmbH mit Sitz in Graz ist insolvent.
Die Lyconet Austria GmbH mit Sitz in Graz ist insolvent.
Ralf Geithe/iStock.com

Marketing-Firma pleite: 565 Gläubiger betroffen

06.08.2025 um 13:14, Marcel Toifl
2 min read
Die Lyconet Austria GmbH mit Sitz in Graz hat Insolvenz angemeldet. 565 Gläubiger und 5,74 Mio. Euro Schulden hat das Unternehmen angehäuft.

Die Lyconet Austria GmbH mit Sitz in Graz ist insolvent. Wie der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) in einer Aussendung bekannt gibt, wurde am 6. August 2025 vom Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz ein Konkursverfahren eröffnet. Betroffen sind 43 Dienstnehmer und 565 Gläubiger. Die Passiva belaufen sich auf rund 5,74 Millionen Euro.

Insolvenzverfahren gestartet

Das Unternehmen Lyconet Austria GmbH hat am 6. August 2025 einen Insolvenzantrag beim Landesgericht Graz eingebracht. Noch am selben Tag wurde das Konkursverfahren eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde die Kanzlei Graf Isola Rechtsanwälte GmbH bestellt, vertreten durch Mag. Stefan Weileder.

Gläubiger können ihre Forderungen bis zum 23. September 2025 anmelden. Die Berichts- und Prüfungstagsatzung ist für den 7. Oktober 2025 um 9.30 Uhr im Saal L des Landesgerichts angesetzt. Eine Fortführung des Unternehmens ist laut dem Kreditschutzverband nicht beabsichtigt.

Rechtslage und OGH-Entscheidung

Im Jänner 2024 erklärte der Oberste Gerichtshof (OGH) insgesamt 47 Klauseln der Lyconet Austria GmbH für rechtswidrig. Die Entscheidung beruhte auf einer Klage des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) im Auftrag des Sozialministeriums. Der OGH stellte fest, dass mehrere der geprüften Vertragsklauseln intransparent sowie grob benachteiligend für Verbraucherinnen und Verbraucher seien.

Die betroffenen Vertragswerke umfassen zahlreiche Lyconet-Vereinbarungen sowie die entsprechenden Compensation-Pläne. In der Begründung wurde angeführt, dass zentrale Begriffe der Vergütungsstruktur – etwa „Bonus Units“, „Upline“, „Lifeline“ oder „Balance Commission“ – unklar geblieben seien. Laut VKI ergibt sich aus dem Urteil, dass diese Verträge als unwirksam anzusehen sind. Konsumentinnen und Konsumenten können geleistete Zahlungen zur Gänze zurückfordern.

Verflechtungen und Unternehmensstruktur

Die Lyconet Austria GmbH wurde 2018 gegründet. Alleinige Gesellschafterin ist die Lyconet Marketing Agency Ltd mit Sitz im Vereinigten Königreich. Die Gesellschaft erbrachte Managementdienstleistungen für Kooperationsunternehmen.

Laut Firmenbuchdaten und Angaben von Gläubigerschutzverbänden bestehen personelle und gesellschaftsrechtliche Verbindungen zur myWorld International AG sowie zur früheren Lyoness-Gruppe. Diese Unternehmensgruppe ist laut Creditreform über zahlreiche Tochtergesellschaften in unterschiedlichen Ländern aktiv.

Die Gläubigerverbände berichten von engen organisatorischen und wirtschaftlichen Überschneidungen innerhalb des Netzwerks. Dazu zählen unter anderem gemeinsame Unternehmensadressen, identische Geschäftsführer sowie eine zentrale Vermarktung des „Cashback World Programms“.

Weitere Insolvenzen im Umfeld

Im Oktober 2023 wurde über die Lyoness International AG und die Lyoness Europe AG ein Konkursverfahren eröffnet. Auch die myWorld International AG stellte am Landesgericht Graz einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Nach Angaben von Creditreform sind über 2.000 Gläubiger betroffen. Die Passiva belaufen sich dort auf rund 22,7 Millionen Euro. Eine Fortführung des Unternehmens unter verkleinerter Belegschaft wird angestrebt.

Als Grund für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten nennt das Unternehmen unter anderem ein rückläufiges Kundenverhalten sowie gescheiterte Gespräche mit einem strategischen Investor. Der Schuldenstand steht Aktiva in Höhe von rund 15 Millionen Euro gegenüber. Eine Rückzahlungsquote von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren wurde angekündigt.

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