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Mehr als zwei Kinder scheinen einen negativen Effekt auf die kognitiven Leistungen im Alter zu haben. 
Mehr als zwei Kinder scheinen einen negativen Effekt auf die kognitiven Leistungen im Alter zu haben. 
istockphoto.com/Morsa Images

Laut Studie: Mehr Kinder sind schlecht fürs Gehirn

23.06.2022 um 10:01, Teresa Frank
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Wie eine neue Studie zeigt, ist eine größere Familie nicht unbedingt ein Segen für die kognitiven Leistungen der Eltern im Alter.

Dass die kognitiven Fähigkeiten, wie das Gedächtnis oder die Verarbeitungsgeschwindigkeit, im Alter abnehmen, ist ganz normal. Je nach Genetik und Bevölkerungsuntergruppen sind diese Rückgänge unterschiedlich staark. Doch wie Forscher nun feststellen, hat auch die Familiengröße einen erheblichen Einfluss darauf. 

Einfluss von Familiengröße

Vegard Skirbekk, Bevölkerungsökonom vom Norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit (FHI) und der Columbia University (USA) und Eric Bonsang von der Universität Paris-Dauphine haben Forschungen zu diesem Thema durchgeführt. Anhand der Angaben aus der Datenbank „Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe“ (SHARE), in der Informationen über Gesundheitszustand, beruflichen Werdegang und sozioökonomischen Status älterer Menschen aus 20 europäischen Ländern (inklusive Österreich) und Israel gesammelt sind, kamen sie zu einem interessanten Ergebnis. Die Daten weisen nämlich darauf hin, dass drei oder mehr Kindern im Vergleich zu zwei Kindern schlechtere kognitiven Fähigkeiten im späteren Leben zur Folge haben.

Der negative Effekt von drei oder mehr Kindern im Vergleich zu zwei Kindern ist beträchtlich und entspricht in unserer Stichprobe (Durchschnittsalter 74,3 Jahre, Anm.) einer Alterung von 6,2 Jahren.

Alterung von 6,2 Jahren

Laut den Forschern gäbe es einen kausalen Effekt, der bei Männern und Frauen ähnlich stark festzustellen sei. Und besonders in Nordeuropa sei dieser Effekt am stärksten ausgeprägt. Dort schmälere die höhere Anzahl von Kindern die finanziellen Ressourcen. „Der negative Effekt von drei oder mehr Kindern im Vergleich zu zwei Kindern ist beträchtlich und entspricht in unserer Stichprobe (Durchschnittsalter 74,3 Jahre, Anm.) einer Alterung von 6,2 Jahren. Er ist fast so groß wie der kognitive Vorteil, der mit dem Abschluss der Sekundarstufe im Vergleich zur Volksschule verbunden ist“, heißt es in der Studie. 

Mehr Stress, weniger Geld

Mit der Frage nach den Faktoren, die zu dieser Entwicklung beitragen, haben sich die Forscher ebenfalls auseinandergesetzt. Ein zusätzliches Kind verringere das Familieneinkommen – die daraus resultierenden finanziellen Sorgen könnten die kognitiven Leistungen negativ beeinflussen. Mit einem weiteren Kind sei auch die Erwerbstätigkeit der Frau länger eingeschränkt. Damit falle ein positiver Einflussfaktor, nämlich Arbeit, für die geistigen Fähigkeiten weg. Und natürlich habe auch der zusätzliche Stress einen großen Einfluss auf den Gesundheitszustand der Eltern. 

Zukunftsprognosen

Aus den Ergebnissen der Studie schließen die Forscher, dass der Rückgang an Europäern, die drei oder mehr Kinder haben, positive Auswirkungen auf die kognitive Gesundheit der älteren Bevölkerung haben könnte. Bald sollen jedoch auch die Auswirkungen von Kinderlosigkeit auf die Kognition im Alter untersucht werden. 

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