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Die seit 2018 vermisste Jennifer S. vor einem Polizeiauto.
Im Fall der seit 2018 vermissten Jennifer S. hat der Ex-Freund ein Geständnis abgelegt.
Im Fall der seit 2018 vermissten Jennifer S. hat der Ex-Freund ein Geständnis abgelegt.
Bundeskriminalamt | spitzt Fotot / iStock

Jennifer S.: Ex-Freund gesteht "perfekten Mord"

09.12.2025 um 13:58, Stefanie Hermann
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Acht Jahre nach dem Verschwinden von Jennifer S. aus Wien hat ihr Ex-Freund die Tat gestanden. Er führte die Polizei zu Überresten bei Allentsteig.

Fast acht Jahre nach dem Verschwinden der damals 21-jährigen Jennifer S. aus Wien hat ihr ehemaliger Freund ein umfassendes Geständnis abgelegt. Das teilte die Polizei am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit. Der Mann führte die Ermittler zu sterblichen Überresten in einem Waldgebiet nahe Allentsteig im Bezirk Zwettl. Ein DNA-Abgleich soll nun endgültig klären, ob es sich um die Leiche der Vermissten handelt.

Seit 2018 vermisst

Jennifer S. war im Jänner 2018 aus ihrer Wohnung in Wien-Brigittenau verschwunden. Die gebürtige Hollabrunnerin galt als zuverlässig, stand mitten im Leben und studierte Jus. Ihr plötzliches Verschwinden hatte von Beginn an Fragen aufgeworfen. Der damalige Freund, mit dem sie in der Ospelgasse wohnte, geriet rasch in den Fokus der Ermittlungen.

Er erklärte damals, Jennifer habe die Beziehung beendet und sei ins Ausland gegangen. Hinweise auf eine tatsächliche Ausreise gab es jedoch nie. Die Polizei startete großangelegte Suchaktionen und Grabungsarbeiten, doch über Jahre blieb der Verbleib der jungen Frau unklar.

Verdacht ohne Beweise

Bereits damals galt der Mann als Hauptverdächtiger, wie die Ermittler nun bestätigten. Frühere Beziehungen des Beschuldigten waren laut Befragungen von Streit und körperlichen Auseinandersetzungen geprägt.

Untersuchungen seiner elektronischen Geräte hatten zwar Auffälligkeiten gezeigt. Der Mann hatte im Internet nach K.-o.-Tropfen und betäubenden Substanzen gesucht. Auch Bewegungsdaten seines Autos deuteten auf Fahrten in abgelegene Gebiete Niederösterreichs unmittelbar nach dem Verschwinden hin. Ein konkreter Ablageort konnte aber nicht festgestellt werden.

Für eine Anklage reichten die Indizien nicht aus. Es galt der Grundsatz: „Keine Leiche, keine Anklage.“

Neue Ermittlungen und wachsender Druck

Im Jahr 2025 geriet der Mann erneut in das Visier der Behörden, diesmal wegen Gewalt gegen seine aktuelle Lebensgefährtin. In diesem Zusammenhang wurde er vernommen. Parallel dazu tauchte eine Sprachnachricht auf, in der er detailliert schilderte, wie man einen „perfekten Mord“ begehen könne.

Diese neuen Hinweise führten dazu, dass die Polizei die Ermittlungen intensivierte. Am Sonntag erschien der 32-Jährige schließlich auf einer Polizeiinspektion im Waldviertel und legte ein Geständnis ab. Am Montag führte er die Ermittler in das Gebiet bei Allentsteig, wo sterbliche Überreste entdeckt wurden.

Rekonstruktion der Tat

Nach Angaben der Polizei kam es am Abend des 22. Jänner 2018 zu einem Streit, weil Jennifer die Beziehung beenden wollte. Der Mann packte sie von hinten und würgte sie mit seinem Unterarm, bis kein Puls mehr feststellbar war. Anschließend entkleidete er die Tote, legte sie in einen Koffer und brachte sie mit dem Auto fort.

Zunächst vergrub er die Leiche im Raum Großweikersdorf und bedeckte sie mit Ästen und Blättern. Wenige Monate später kehrte er zurück, hob das Grab wieder aus, wickelte die Überreste in Planen und brachte sie an den späteren Fundort im Waldviertel.

Acht Jahre Ungewissheit

Für Jennifers Familie waren die vergangenen Jahre eine Zeit zwischen Hoffnung und Gewissheit. Ihre Mutter organisierte immer wieder eigene Suchaktionen und wandte sich an die Öffentlichkeit. Im Oktober 2025 hatte sie eine Belohnung von 50.000 Euro für Hinweise ausgesetzt.

Bereits 2023 sagte sie in einem Interview, sie glaube nicht mehr daran, dass ihre Tochter lebe: „Ich weiß, meine geliebte Tochter ist längst tot. Sie ist jetzt bei Gott.“

Ermittler und Staatsanwaltschaft

Der Leiter der Ermittlungen, Oberst Gerhard Winkler, spricht heute von einem Fall, der ihn „niemals losgelassen“ habe. Die Ermittlungen seien über Jahre hinweg kontinuierlich weitergeführt worden. Gruppenleiter Wolfgang Lehner bestätigte, dass die Todesursache auf Erwürgen zurückzuführen sei.

Ein psychologisches Gutachten zur Zurechnungsfähigkeit des Beschuldigten ist beauftragt. Er befindet sich in Untersuchungshaft in der Justizanstalt Josefstadt. Trotz des Geständnisses bleiben viele Punkte ungeklärt. Die Ermittler wollen klären, ob der Mann allein gehandelt hat und welche Spuren in den letzten Jahren übersehen wurden. Die Ermittlungen zum genauen Ablauf der Tat und zu möglichen weiteren Straftaten dauern damit weiter an.

Politische Reaktionen

Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner und Justizministerin Anna Sporrer (beide SPÖ) äußerten sich in einer gemeinsamen Stellungnahme. Der Fall zeige, wie tief das Problem der Männergewalt in Österreich verankert sei. Eine Trennung sei nach wie vor eine der gefährlichsten Situationen im Leben einer Frau. Die Regierung wolle den Schutz von Frauen weiter verbessern und Täter konsequenter zur Verantwortung ziehen.

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