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Eskimo-Eiskarte von 1996, das Brickerl war neben Jolly und Tschisi fixer Bestandteil.
Eskimo streicht das Brickerl aus dem Sortiment.
Eskimo streicht das Brickerl aus dem Sortiment.
Eskimo

Brickerl: Eskimo schmeißt Eis-Klassiker aus dem Sortiment

20.05.2025 um 15:16, Stefanie Hermann
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Das Brickerl ist nach über 50 Jahren Geschichte. Eskimo nimmt das beliebte Schoko-Stieleis aus dem Sortiment. Auch andere Klassiker wurden bereits gestrichen.

Ein Schokoladeneis, das Generationen durch heiße Sommer begleitet hat, verschwindet aus den heimischen Tiefkühltruhen: Eskimo hat das Brickerl nach mehr als fünf Jahrzehnten aus dem Sortiment genommen. Für viele Fans kommt das überraschend – war das Stieleis doch fixer Bestandteil jeder Eiskarte seit den 70ern. Bereits 2024 wurde die Vorratspackung gestrichen, nun folgt das Aus auch für das Einzelprodukt.

Brickerl: Schokolade pur seit 1973

Das Brickerl, wie es zuletzt bekannt war, bestand aus cremigem Schokoladeneis, überzogen mit einer dünnen Kakaoglasur – kompakt, schlicht, günstig. Erstmals eingeführt wurde das Eis 1973, seine Wurzeln reichen aber bis in die 60er-Jahre zurück. Damals lief es unter dem Namen „Brick“ bzw. „Bricks“ und entwickelte sich rasch zum beliebten Dauerbrenner für Schokoliebhaber aller Altersgruppen.

Bunte Eskimo-Eiskarte mit 13 verschiedenen Sorten und Preisen in Schilling: Zu sehen sind u.a. das Brickerl (Schokoladeneis), Tschisi (gelbes Vanilleeis in Käseform), Banana Joe (Bananeneis mit Schokoglasur), Twinni (doppelfärbiges Eis), Calippo (Wassereis) sowie Jolly, Spirello, Quaxi und neue Sorten wie Pfirsich oder Schokolade-Banane. Viele der Sorten gelten heute als nostalgische Klassiker.
Eskimo 1995: Viele beliebte Klassiker wie Brickerl oder Tschisi sind mittlerweile von der Karte verschwunden.

Eskimos lange Liste eingestellter Klassiker

Es ist nicht das erste Mal, dass Eskimo einem Kultprodukt den Stecker zieht.

Paiper: Kult-Eis zum Rausdrücken

Schon 1969 war Paiper fixer Bestandteil österreichischer Eiskarten. Das zylinderförmige Wassereis wurde aus einer Plastikhülle gedrückt. Nach der ersten Einstellung 1984 folgten mehrere Comeback-Versuche: zwischen 2000 und 2004 sowie 2007 nach einer Unterschriftenaktion. Trotz der Revival-Versuche und des enormen Kultfaktors konnte sich Paiper sich in der Eskimo-Truhe langfristig nicht behaupten. Das Eis ist mittlerweile Geschichte.

Plattfuß: Eis-Liebling mit Schoko-Zeh

1981 betrat der „Plattfuß“ die Bühne: ein Fuß aus Vanille-Erdbeer-Eis mit einem großen Zeh aus Schokolade. Schätzungen zufolge wurde er mehr als 70 Millionen Mal verkauft. Besonders in den 80er- und 90er-Jahren war das Fuß-Eis ein Hit. Nach Jahren der Abwesenheit kehrte es 2015 kurzzeitig als Sonderedition zurück, verschwand danach aber wieder aus dem Sortiment. Heute ist er vor allem in nostalgischen Erinnerungen präsent.

Tschisi: Käseoptik mit Kultstatus

DAS Eis der 90er war zweifelsfrei das Tschisi, ein Vanilleeis in Käseform. Tschisi sah zwar aus wie Emmentaler, schmeckte für fünf Schilling aber nach süßer Kindheit. Nach Verkaufsrückgängen wurde es 1999 eingestellt. Auf Druck einer Facebook-Initiative über 80.000 Fans hat das Eis 2013 ein zögerliches, lochfreies Comeback gestartet: technisch bedingt, wie es damals heißt. Loch hin oder her, dem Hype tat das keinen Abbruch: Binnen einer Woche waren 1,7 Millionen Stück ausverkauft. Heute ist auch Tschisi 2.0 erneut aus den Eiskästen verschwunden.

Banana Joe: Die Sonnenbrillen-Banane

Ab 1991 strahlte ein zweiter gelber Star von der Karte: Banana Joe. Für nur acht Schilling war das ebogene Bananen-Rahmeis mit Schokoladeüberzug und lässiger Sonnenbrille auf der Verpackung mehr als erschwinglich. Bis heute zählt es zu den beliebtesten „Verschollenen“ unter den Eis-Fans. Petitionen für eine Rückkehr blieben beim Eiskonzern bislang ungehört.

Eis für einen Sommer

Neben den Langzeit-Klassikern gibt es etliche Sorten, die nur kurzzeitig auf der Eistafel glänzen durften: der „Red Shark“, ein Wassereis in Walform, war bereits ein Jahr nach seiner Einführung 1997 wieder weg. Ebenso schnell verschwanden popkulturelle Sorten wie „Max & Moritz“, „Winnetou“, „Enterprise“ oder „Draculino“, die meist ein One-Summer-Hit blieben.

War das Brickerl einfach zu billig?

Während Eskimo von einem strategischen Schritt spricht, sehen so manche Skeptiker das Aus des Brickerls als bewussten Schritt gegen ein günstiges Eis mit hohem Beliebtheitsgrad. Der Verdacht: Weil das Brickerl deutlich günstiger war als Magnum & Co., geriet es in direkte Konkurrenz zu teureren Produkten mit höherer Marge. In sozialen Netzwerken mehren sich Kommentare, wonach das Aus "nicht Nachfrage-, sondern Profit-getrieben" gewesen sei.

Eskimo: Truhenplatz & Trends

Eskimo selbst verweist auf veränderte Kundenbedürfnisse und begrenzten Platz in den Tiefkühltruhen: „Da der Platz in den Truhen begrenzt ist, ist es uns nur durch regelmäßige Anpassungen möglich, auf die sich verändernde Nachfrage-Landschaft einzugehen und Innovationen auf den Markt zu bringen", so das Unternehmen. Der Schritt sei nicht leicht gefallen. Als Ersatz empfiehlt das Unternehmen Produkte wie Nogger, Magnum oder das neue X-Pop-Eis mit Fizz-Effekt. Für viele Brickerl-Fans ist das allerdings kein Trost. Sie hätten lieber ihr Kult-Eis zurück.

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