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Notebook mit Schriftzug ERP
Mit der Anbindung an ein ERP-System lassen sich alle Prozesse entlang der Wertschöpfungskette transparenter und effizienter gestalten.
Mit der Anbindung an ein ERP-System lassen sich alle Prozesse entlang der Wertschöpfungskette transparenter und effizienter gestalten.
Melpomenem/ iStock / Getty Images Plus

Trends 2021: ERP – quo vadis?

06.05.2021 um 09:30, A B
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Bei produzierenden Unternehmen spielen das zentrale Sammeln, Verwalten und Auswerten von Daten eine immer größere Rolle. Wichtiger denn je ist ein zentrales Datenbank-System, in dem alle geschäftskritischen Informationen zusammengefasst sind.

Gastartikel von Mario Lehner, Geschäftsführer insideAx GmbH

Das vergangene Jahr hat vielen Branchen einen gewaltigen Dämpfer versetzt. Speziell Unternehmen, die traditionelle, nicht digitale Geschäftsmodelle verfolgen, haben hart zu kämpfen. Umgekehrt haben jene Firmen, die einen hohen Digitalisierungsgrad aufweisen, die besseren Karten. Bei produzierenden Unternehmen spielen das zentrale Sammeln, Verwalten und Auswerten von Daten eine immer größere Rolle. Denn es ermöglicht einen Informationsvorsprung, der in allen Geschäftsbereichen genutzt werden kann. Dabei kommt dem Enterprise-Resource-Planning (ERP)-System eine führende Rolle zu. Betrachtet man die Entwicklungen am Markt, so haben folgende Trends große Bedeutung.

Komplexität nimmt zu

Wichtiger denn je ist ein zentrales Datenbank-System, in dem alle geschäftskritischen Informationen zusammengefasst sind. ERP ist dabei „single source of truth“, also die zentrale Plattform im Unternehmen, mit der alle Daten verwaltet bzw. anderen Systemen zur Verfügung gestellt werden. Multichannel-Vertrieb etwa ist ohne ERP nicht denkbar. Ziel sind eine zentrale Datenablage (und damit kein verteiltes Wissen im Unternehmen), wenige Schnittstellen und hohe Skalierbarkeit. Die Pandemie hat beispielsweise den Handel gezwungen, über mehrere Kanäle mit dem Kunden zu kommunizieren, etwa über Webshops. Das funktioniert nur mit einem zentralen ERP-System als Basis.

Mehr automatisierte, systemgesteuerte Prozesse

Der Trend zu einem hohen Automatisierungsgrad ist ungebrochen. Die Prozesse im Unternehmen sollten möglichst automatisiert ablaufen, um effizient und skalierbar wirtschaften zu können. Wo das nicht möglich ist, sollte man die Nutzer entsprechend führen und unterstützen, denn die Komplexität und Individualität im täglichen Geschäft mit Kunden und Lieferanten wird zunehmend größer. Ziel ist es, den Personalkostenanteil möglichst gering und damit die Fertigung konkurrenzfähig zu halten. Der Fachkräftemangel verstärkt diese Notwendigkeit. Automatisierung ist überlebenswichtig, um gegen die Konkurrenz, z.B. aus Asien, und den Personalmangel bestehen zu können.

Zitat Mario Lehner

Höhere Vernetzung

Mehr Automatisierung bedingt die Anbindung von Maschinen, Kunden und Lieferanten an das ERP-System. Damit lassen sich alle Prozesse entlang der Wertschöpfungskette transparenter und effizienter gestalten. Mit Schnittstellen zwischen Kunden und Lieferanten, wie z.B. der elektronische Datenaustausch via EDI, lassen sich beide Seiten besser in den Prozess einzubinden. Die optimale Vernetzung ist mehr denn je entscheidend, um Abläufe automatisieren zu können, sei es in der Produktion, im Einkauf, Lager, Rechnungswesen oder Vertrieb. Mit der Integration smarter Tools, wie z.B. ein Produkt-Konfigurator im Webshop, kann der Kunde sein individuelles Produkt selbst gestalten.

Mobile digitale Lösungen

Um möglichst alle Mitarbeiter in die Prozesse einbinden zu können, sind mobile Lösungen wichtiger denn je. Mit Tools wie mobile Lagerverwaltung können die Mitarbeiter die relevanten Betriebsdaten erfassen und in Echtzeit ins ERP-System übermitteln. Aber auch Kollaborations-Tools wie MS Teams oder Zoom schaffen transparentere Prozesse und ermöglichen, bei Handlungsbedarf schneller eingreifen zu können. Mobile Lösungen erlauben, Prozesse transparent dem Kunden gegenüber darzustellen, etwa den Fertigungsstatus eines Autos am Fließband. Ziel ist einmal mehr eine möglichst hohe Transparenz im gesamten Prozess.

Cloud & webbasierte Anwendungen

Die Cloud ist mittlerweile in der Unternehmens-IT angekommen. Sie ermöglicht hohe Skalierbarkeit, Flexibilität und Kosteneffizienz. Mit Cloud-Lösungen kann das Unternehmen beliebig erweitern und wachsen, aber auch sich verkleinern. Viele Systeme und Tools sind daher nur noch in der Cloud verfügbar. Webbasierte Anwendungen und schnelle 5G-Verbindungen erlauben den Mitarbeitern, einfach und rasch auch aus dem Homeoffice auf das ERP als führendes System zuzugreifen. Ein weiterer Trend dabei ist Plattformunabhängigkeit und die Integration unterschiedlicher Systeme, denn egal welche Endgeräte im Unternehmen verwendet werden, der Zugang muss von allen Geräten funktionieren.

Business Intelligence & Analytics

Auswertungen in Echtzeit gewinnen weiter an Bedeutung. Heute ist es oft geschäftskritisch, einen Überblick über die ansteigenden Datenmengen zu gewährleisten, sowohl in den Fachabteilungen als auch im Management. Business Analytics ermöglichen, schneller zu entscheiden und Fehler frühzeitig zu erkennen. Darüber hinaus lassen sich damit Vorhersagemodelle und Simulationen, die alle Bereiche im Unternehmen erstellen – vom Einkauf über Produktion bis zum Vertrieb. Predictive Maintenance, Absatzprognosen und Vorhersagen für günstige Einkaufspreise sind einige Beispiele für diesen Trend. Auswertungen lassen sich teilweise sogar selbst anfertigen, etwa mit Tools wie MS Power BI.

Standardisierung

In der Praxis sind nach wie vor viele selbstgestrickte bzw. stark individualisierte IT-Systeme zu finden. Wenig Standardisierung verursacht aber hohe Kosten, die vom Aufwand für die Individualentwicklung bis zum Release-Wechsel reichen. Mit solchen Systemen blockiert man auch das Geschäftswachstum, weil man z.B. neue Geschäftsfelder nur mit hohem Aufwand integrieren kann. Ziel ist daher eine hohe Standardisierung, um beliebige Skalierbarkeit, Release-Fähigkeit und Zukunftssicherheit zu gewährleisten. Je höher die Standardisierung, desto weniger abhängig ist man von jenen IT-Experten, die das System programmiert haben. Auf lange Sicht macht Individualentwicklung nur für wenige spezielle Branchen Sinn, etwa das Bankenwesen.

 

Über den Autor:

Mag. Mario Lehner ist Geschäftsführer der insideAx GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Pasching bei Linz ist ein Projekt- und Beratungsspezialist mit Schwerpunkt ERP/CRM, aber auch Dokumentenmanagement und Business Intelligence. insideAx bietet ganzheitlich abgestimmte Lösungen aus den Produkten Microsoft Dynamics 365 (ERP/CRM), Windream (DMS), Power BI (BI) und modern Workplace. Zu den Kunden zählen Unternehmen wie Fischer Ski, Bauhütte Leitl, Hausmann, Joh. Offner Werkzeuge, Prillinger, KLH, FUSO, Harreither und Wanggo.

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