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Helmut und Renate Dikany im Ford Mustang
Helmut und Renate Dikany erfüllten sich mit dem Ford Mustang Cabrio aus dem Jahr 1967 einen Lebenstraum.
Helmut und Renate Dikany erfüllten sich mit dem Ford Mustang Cabrio aus dem Jahr 1967 einen Lebenstraum.
MELANIE DIKANY

Reisebusunternehmen Dikany: Reisen Reloaded

12.06.2023 um 10:32, Klaus Schobesberger
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In der Pandemie haben viele Busunternehmen dichtgemacht. Helmut und Renate Dikany investierten in neue Fahrzeuge und erklären, wie sich das Reisen verändert.

Während der Pandemie erfüllten sich Helmut ­und Renate Dikany mit dem Erwerb eines Ford Mustang Cabrio aus dem Jahr 1967 einen Lebenstraum. Das Muscle-­Car war ein US-Direktimport und ein Gelegenheitskauf gewesen. Jetzt nutzt der Busunternehmer aus Neustift im Mühlkreis den Oldtimer nicht nur für Taxifahrten, sondern vermietet das Fahrzeug für spezielle ­Anlässe wie Hochzeiten oder Fotoshootings. Die Folgen der Lockdowns haben nicht nur ihm, sondern der gesamten Reisebranche zugesetzt. „Mehr als zwei ­Jahre sind meine Busse gestanden. Ich habe nicht gedacht, dass es so lange dauern wird“, erinnert sich der Unternehmer. Er sei wie andere aus der Branche vor der Entscheidung gestanden, seine Busse zu verkaufen und sich bis zu seinem Ruhestand auf Taxifahrten sowie Schüler- und Krankentransporte zu konzentrieren. Stattdessen ging das Familienunternehmen den umgekehrten Weg und hat in neue Fahrzeuge und in den Firmenstandort investiert, um nach der Krise gestärkt durchstarten zu können. 2022 kaufte Dikany einen neuen vollelektrischen SUV Audi e-tron. Damit wurde die Taxiflotte aufgewertet. Parallel dazu wurde eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 33 kW inklusive 22-kW-Speicher installiert. Eine Investition, die sich bei hohen Spritpreisen rechnet. Mit dem Elektroauto fährt er aufgrund der steuerlichen Vorteile und der Eigenstromerzeugung de facto gratis, nur Reifen- und Bremsenverschleiß seien zu rechnen. Das Unternehmer-Ehepaar ist auch zu Wasser erfolgreich unterwegs. Gemeinsam mit den Wirtsleuten Veronika und Gerhard Gierlinger betreiben sie seit 2010 die „MS Lilofee“. Von Obermühl aus werden individuelle Touren für zehn bis maximal 70 Personen angeboten. Das Schiff stammt aus den 1950er-Jahren, wurde liebevoll restauriert und war im österreichischen Filmklassiker „Im weißen Rößl“ (1960) mit Peter Alexander, Waltraud Haas und Gunther Philipp zu sehen.

Die Zukunft des Busreisens 

Seit dem Frühjahr 2022 läuft das Geschäft mit den Reisen wieder an.  Die Anschaffung eines Luxusreisebusses 511 Setra mit 27 Sitzen, Club-Ecke und zwei Tischen passierte nicht zufällig. „Das Busreisen wird sich verändern. Die Lust, in einem vollen Bus mit 50 weiteren Reisenden tagelang unterwegs zu sein, wird abnehmen. Die Gruppen werden kleiner, die Busse luxuriöser. Für diesen Mehrwert des Reisens inklusive Wohnzimmerkomfort sind die Menschen auch bereit, mehr zu bezahlen“, ist Dikany überzeugt. Die während der Pandemie häufig geäußerten Prognosen, dass Menschen weniger auf Urlaub fahren werden, hat der Reiseprofi, der mit seinen Bussen auch im Ausland unterwegs ist, immer schon für einen Unsinn gehalten. „Reisen ist ein menschliches Grundbedürfnis. Das Problem ist ­heute ein anderes: Wir haben bei steigender Nachfrage gefühlt um 30 Prozent weniger Reisebusse und um 50 Prozent weniger Chauffeure“, sagt Dikany, der aktuell wieder so oft hinter dem ­Steuer sitzt wie am Anfang seiner ­Karriere vor 30 Jahren. Viel zu arbeiten stört den Unternehmer, der in einem Gasthaus im oberen Mühlviertel aufgewachsen ist, nicht. „Ich arbeite seit meinem achten Lebensjahr. Als Kind habe ich in der Wirtsstube die Hausübungen gemacht und daneben die Gäste bedient.“ Die unregelmäßigen Arbeitszeiten der Reisebusbranche sind für die meisten jungen Arbeitnehmer von ­heute nicht attraktiv. Das Berufsbild des Busfahrers gehöre verbessert „in Richtung Flugkapitän“. Der Verdienst sei nicht mehr schlecht. Weil die älteren Busfahrer, die bei Bedarf als „Joker“ einspringen, immer rarer werden, sei eine Planbarkeit immer schwieriger. Zudem kommen Aufträge in der Regel viel kurzfristiger herein. Wo man früher die Bustouren einige Monate im Voraus planen konnte, geht es heute um Tage und Wochen. Das Geschäft gleicht einer riesigen Reisebörse. „Ich muss mir die Aufträge nach den freien Kapazitäten gut einteilen“, sagt Dikany. 

Der Branche fehlen Nachfolger

Wie ist das Jahr 2023 angelaufen? „Gut“, sagt Dikany, auch wenn die Betriebskosten seit der Pandemie um rund 30 Prozent gestiegen sind. Größere Sorgen macht er sich um die eigene Branche. Es ­werden ­viele Familienunternehmen aufhören, entweder weil die ­Nachfolger fehlen oder die nächste Generation nicht bereit ist zu übernehmen. Fünf große Busse hat Dikany in seiner ­Garage stehen. Neuwert: je 400.000 Euro. Um diesen Preis erhält man ein Häuschen. Dieses unternehmerische Risiko scheuen viele. Helmut Dikany nicht. Er und seine Frau genießen dafür jetzt im Frühling die Ausfahrten mit seinem Cabrio-Oldtimer im schönen Mühlviertel.

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