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Christoph Günther, Gesellschafter Auto Günther.
Christoph Günther, Gesellschafter Auto Günther.
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AUTO GÜNTHER LINZ

Mobilität: Mieten statt Kaufen

12.06.2023 um 15:10, Klaus Schobesberger
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AUTOHANDEL. Christoph Günther, Chef eines Traditionsautohauses, stellt sich mit seinen „Smart Rent“-Modellen schon jetzt auf die Zukunft ein.

CHEFINFO: Wie wird sich die Mobilität verändern? 
Christoph Günther: Zum einen: Individuelle Mobilität wird teurer und damit weniger leistbar werden. Andere, die es sich leisten könnten, wollen für ein Auto nicht mehr so viel Geld ausgeben. Und damit werden alternative Mobilitätsangebote interessanter. Das Nutzen wird wichtiger als das Besitzen. Besitz stresst viele Leute. Denken Sie nur an den Wertverlust. Zum anderen steht das eigene Auto zu 80 Prozent herum. Wir haben darauf reagiert und bieten unter dem Stichwort „Smart Rent“, ein Auto auf Mietbasis von sechs bis 24 Monaten an. Die Miete, andere nennen es Abo, deckt alle Kosten von der Versicherung bis zur Kfz-Steuer ab. Für Händler ist das nichts Neues, weil der Ersatzwagen im Grunde auch ein Mietwagen ist. Neu ist nur die Laufzeit von sechs bis 24 Monaten. 

Dass Österreicher ihr Auto nicht mehr besitzen wollen, ist nur schwer ­vorstellbar. 
Günther: Es findet ein langsames Umdenken statt. Der Österreicher streichelt schon gerne sein Auto und poliert die Stoßstange, das stimmt schon. Auch wenn einige ihr Verhalten nie ganz ablegen werden: Die Emo­tion rund ums Auto wird weniger. Der Stammkunde einer Marke nimmt ab, die Wechselbereitschaft wird höher. Der nächste große Schritt, der ziemlich sicher kommen wird, ist das autonome Fahren. Das wird die individuelle Mobilität noch einmal verändern. Viele werden vom Kauf Abstand nehmen, wenn sie nur Mitfahrer sind. 

Die Emotion rund ums Auto wird weniger. Der Stammkunde einer Marke nimmt ab, die Wechselbereitschaft ist höher. Alternative Mobilitätsangebote werden Interessanter. Mieten statt kaufen liegt im Trend.

Christoph Günther

Wie lautet antriebsmäßig Ihre Prognose?
Günther: Der Elektroantrieb allein wird nicht die Lösung sein. Es wird ein Mix aus allem sein. Ob sich dann Wasserstoff oder andere Technolo­gien, die wir noch gar nicht kennen, bis 2035 durchsetzen, wird sich zeigen. Bei Feststoff-Akkus gibt es riesige Forschungsanstrengungen, da wird es noch einige Neuerungen geben. Reichweite und fehlende ­Ladepunkte halten Kunden vom Kauf eines E-Autos ab. Der öffentliche Ladebereich ist teuer. Hier gibt es politischen Handlungsbedarf, einheitliche Regelungen zu schaffen. Das würde die Akzeptanz der E-Mobilität erhöhen und die Angst des Konsumenten mindern. 

Wie sieht die Zukunft der Händler aus?
Günther: Die Anzahl der Autohäuser wird sinken, weil E-Autos weniger Reparatur- und Servicebedarf haben. Standorte werden verschwinden, übrig bleiben werden größere Einheiten. Beim Vertrieb stellen Hersteller zunehmend auf das Agenturmodell um. Dabei tritt der Händler nicht mehr als Verkäufer des Fahrzeugs auf, sondern nimmt gegen eine Provisionszahlung die Rolle des Vermittlers ein. 

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