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Susanne Seher und Helga Töpfl von Seher + Partner Personalconsulting sind Expertinnen im Recruiting. Sie wissen auch, auf welche Qualitäten es bei Führungskräften wirklich ankommt.
Susanne Seher und Helga Töpfl von Seher + Partner Personalconsulting sind Expertinnen im Recruiting. Sie wissen auch, auf welche Qualitäten es bei Führungskräften wirklich ankommt.
SABINE STARMAYR

Leadership & Manager-Qualitäten

27.05.2024 um 16:01, Michael Schwarz
min read
Als Führungskraft wählen Unternehmen oft die fachlich geeignetste Person aus. Jedoch sind es andere Eigenschaft, die gute Vorgesetzte ausmachen.

In der heutigen Geschäftswelt wird den Führungskräften oft viel abverlangt. Daher ist es wichtig, besonders bei der Wahl des Geschäftsführers nichts dem Zufall zu überlassen. Doch in vielen Unternehmen ist man sich unklar, welche Eigenschaften es braucht, um einen Betrieb zu leiten. Dazu kommen Rahmenbedingungen, die sich in Zeiten der digitalen Revolution ständig verändern und Erfahrungen aus der Vergangenheit weniger zuverlässig erscheinen lassen.

Soziale versus künstliche Intelligenz
Viele Unternehmen entscheiden sich bei der Wahl des Geschäftsführers intuitiv für die Person mit der besten fachlichen Eignung. „Das ist jedoch ein Fehler“, sagt Helga Töpfl, Geschäftsführerin bei Seher + Partner, „viel wichtiger ist die ­soziale Intelligenz, vor allem Empathie.“ Ihrer Einschätzung nach können fachliche Themenstellungen in Zukunft immer mehr von künstlicher Intelligenz gelöst werden. Soft Skills würden hingegen an Bedeutung gewinnen. Susanne Seher, ebenfalls Geschäftsführerin bei Seher + Partner, würde für eine Doppelspitze plädieren: Eine Person könnte die fachliche Ebene und eine die soziale abdecken. „Das ist aber natürlich eine Kostenfrage.“

Susanne Seher

Sehr wichtig ist auch, Entscheidungsprozesse offenzulegen und Mitarbeiter miteinzubeziehen.

Susanne Seher, Geschäftsführerin Seher + Partner

Evolution des Managers
Fakt ist, dass sich besonders junge Menschen in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen wollen. Der autoritäre Boss, der von oben herab „regiert“, passt da nicht ins Bild. Stattdessen sollten Manager eine Mentorenrolle übernehmen. „Viele Arbeitssuchende wollen empathische, authentische Chefs“, erklärt Töpfl, „eine Führungskraft, die es nicht schafft, ein Wirgefühl zu vermitteln, wird weder geeignete Mitarbeiter finden noch wird sie bestehende lange halten können.“ Auch Transparenz und Integration bei Entscheidungsprozessen ist Mitarbeitern wichtig. Dass es dabei zu Reibungen kommen kann, ist naheliegend. „Gutes Leadership muss jedoch auch konfliktfähig sein“, so Seher. Ebenfalls entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens ist der konstruktive Umgang mit Fehlern. „Wenn man der Fehlerkultur offen gegenübersteht, wird es natürlich Fehler geben“, sind sich die Expertinnen einig, „es wird aber zugleich so viel mehr ausprobiert und das führt zu wesentlich mehr Erfolgen als Misserfolgen.“ Das Management steht dadurch jedoch in der Verantwortung, auftre­tende Schwierigkeiten zu reflektieren und nach schnellen Lösungen zu suchen, statt nach Schuldigen.

Helga Töpfl

Eine Führungskraft, die es nicht schafft, ein Wirgefühl zu vermitteln, wird weder geeignete Mitarbeiter finden noch wird sie bestehende lange halten können.

Helga Töpfl, Geschäftsführerin Seher + Partner

Soziale Medien und soziales Engagement
Die beiden Personal-Recruiting-Expertinnen erachten neben den nötigen Soft Skills auch einen Hard Skill als essenziell, um Mitarbeiter anzuziehen: der Umgang mit sozialen Medien. „Gerade bei jüngeren Bewerbern muss man andere Wege der Kommunikation wählen“, sagt Seher, „man erreicht sie eher über TikTok als über das klassische Onlineportal.“ Und auch in der internen Kommunikation ­sollte man auf moderne Kanäle zurückgreifen. Denn der klassische Newsletter wird vor allem von Jüngeren gerne ungelesen dem Papierkorb zugeführt. Außerdem haben gesellschaftspolitische Themen wie soziale Verpflichtung und Nachhaltigkeit Einzug in die Unternehmenskultur gefunden und werden auch verlangt. „Ein Betrieb, der ökologisch arbeitet und seine soziale Verantwortung wahrnimmt, hat wesentlich mehr Chancen, Mitarbeiter zu finden“, meint Seher. Töpfl fügt noch hinzu: „­Diese Themen sind so wichtig geworden, dass ein gutes Employer-Branding ohne diese Begriffe heute eigentlich nicht mehr auskommt.“ Der Chef sollte eine Vorbildfunktion in diesen Bereichen einnehmen. Und damit haben wir das Profil des Managers von morgen: empathisch, digital-affin, anpassungsfähig und konfliktfähig.

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