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Seit über 40 Jahren braut man in Vorchdorf alkoholfreies Bier. Geschäftsführer Hubert Stöhr konnte 2023 den Titel "bestes alkoholfreies Bier Europas" bereits zum zweiten Mal holen.
Seit über 40 Jahren braut man in Vorchdorf alkoholfreies Bier. Geschäftsführer Hubert Stöhr konnte 2023 den Titel "bestes alkoholfreies Bier Europas" bereits zum zweiten Mal holen.
STEVE HAIDER ILLMITZ / BRAUEREI EGGENBERG

Alkoholfreies Bier war fast wie ein Stigma

26.02.2024 um 08:24, Adina Lechner
min read
Das beste alkoholfreie Bier Europas 2023 kommt aus Vorchdorf. Hubert Stöhr, Geschäftsführer der Brauerei Eggenberg, über den nüchternen Trend.

Wie stellt man eigentlich alkoholfreies Bier her?
Es gibt mehrere technologische Ansätze. Entweder nimmt man den Alkohol raus, man entalkoholisiert, etwa über Vakuumverdampfung oder Membranfiltration. Der klassische Ansatz, auf den wir setzen, ist jener, dass wir spezielle Hefen, die Malz-Zucker nur schwer vergären können, verwenden. Der Alkohol gelangt daher gar nicht erst ins Bier. Allerdings haben wir mit unserem Verfahren nicht die Möglichkeit, auf 0,0 runterzukommen, das geht nur mit Entalkoholisierung. Alkoholfreies Bier darf aber mit bis maximal 0,5 Volumprozent als solches verkauft werden und wir sind unter dieser Schwelle. Man kann sich daher mit unserem Freibier unmöglich über die 0,5-Promille-Grenze trinken.

Warum wird alkoholfreies Bier nun attraktiver?
Alkoholfreies Bier wird zunehmend trendiger vermarktet. Es ist eine Chance für dieses Produkt, nicht nur eine Alternative zum „coolen“ Bier zu werden, sondern eine Alternative zu anderen alkoholfreien Getränken, die viel Zucker oder wenig Geschmack haben. Es gibt nur drei Zutaten, wenig bis keinen Alkohol und nur ein bisschen Restzucker. In Österreich wächst der Anteil im Vergleich noch sehr zaghaft. Die Entwicklung ist in anderen Ländern stärker, der Stellenwert höher. In anderen Ländern gibt es eine große Vielfalt an Geschmacksvarianten und viele andere alkoholfreie Bierstile. Das Potenzial ist da. Die gesundheitsbewusste Gen Z ist die Zielgruppe und der Treiber. Alkoholfreies Bier hatte lange einen komischen, leicht verstaubten Touch. Wer es bestellt hat, war meistens der Arme, der noch Autofahren musste. Es war fast wie ein Stigma. Nun ist es deutlich akzeptierter. Es ist eine Alternative zu Softdrinks, auch für Leute die feiern, aber nicht mit Mineralwasser im Club stehen wollen.

Das Potenzial ist da. Die gesundheitsbewusste Gen Z ist die Zielgruppe und der Treiber.

Hubert Stöhr, Geschäftsführer Brauerei Eggenberg

Leichtbiere hingegen scheinen eher ein Nischendasein zu führen. Warum ist das kein echter Trend geworden?
Ähnlich wie bei alkoholfreiem Bier muss es anders oder neu positioniert werden. Medium-Biere waren nie wirklich cool. Dabei gäbe es genügend Innovationen. Es gibt Brauereien, die über gewisse Hopfensorten ohne Beigabe von Zucker versuchen, dem Leichtbier mehr Charakter zu verleihen. Das sind spannende Ansätze, die aber in der Breite noch nicht ankommen. Kleinere Privatbrauereien wie wir sind da im Vorteil. Wir können kleine Mengen produzieren und daher viel ausprobieren. Wir leben von der Vielfalt und davon, neue innovative Alternativen auf den Markt bringen zu können.

Sind Sie auch im Export tätig?
Ja, wir exportieren einen Teil unserer Produktion, jedoch das Gegenteil von alkoholfreien oder Leichtbiersorten. Mein Vater hatte vor rund 40 Jahren mit dem ersten alkoholfreien Bier auch den Doppelbock kreiert. Im Export spielen diese Starkbiersorten wie der Urbock oder das Samichlaus-Bier mit 14 Prozent Alkohol – es stammt ursprünglich aus der Schweiz und war damals das stärkste Bier der Welt – eine Rolle. Für diese Biere gibt es eine kleine, eingeschworene Fangemeinde.

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