Start für umstrittene Naschmarkt-Halle
Inhalt
- Vom Parkplatz zur Halle
- Kritiker bleiben laut
- Bewährungstest für neues Konzept
- Regionale Produzenten und Gastronomie
Morgen, Punkt 13 Uhr, geben Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling, Stadträtin Ulli Sima und Marktamtsdirektor Andreas Kutheil den offiziellen Startschuss für den neuen "Marktraum".
Mit der Eröffnung der Markthalle am Naschmarkt geht damit eines der umstrittensten Entwicklungsprojekte im Herzen der Stadt in seine entscheidende Phase. Die Stadt Wien hat die neue Anlaufstelle für regionale Produkte, Gastronomie mit sehr viel Verve vorangetrieben – und letztendlich auch umgesetzt: Der Weg dorthin war geprägt von intensiven Debatten, Verzögerungen und deutlicher Kritik aus der Bevölkerung, allen voran von der Bürgerinitiative Freiraum Naschmarkt.
Vom Parkplatz zur Halle
Ausgangspunkt des nun finalisierten Projektes war der große, versiegelte Parkplatz am Naschmarkt. Während erste Konzepte bereits 2021 diskutiert wurden, setzte sich die Stadt für eine Kombination aus Marktraum und neuer Grünfläche ein. Wettbewerbe, Gutachten und mehrere Entwürfe folgten. Nach Baubeginn 2024 wurde die Halle als eingeschossige Stahl-Glas-Konstruktion mit Dachbegrünung konkretisiert und im Laufe des Jahres 2025 fertiggestellt. Sie bildet nunmehr das neue Entrée des Naschmarkts und soll laut Projektentwicklern "Qualität, Regionalität und Markttradition" verbinden.
Kritiker bleiben laut
Deren Vertreter der genannten Bürgerinitiative kritisieren vor allem, dass die neue Halle zu dominant wirke und wichtige Sichtachsen auf das historische Otto-Wagner-Ensemble beeinträchtige. Zudem sieht die Initiative trotz des parallel entstehenden Parks eine verpasste Chance für einen vollständig entsiegelten, konsumfreien Freiraum, der den Grünflächenmangel im Grätzl wirksam ausgleichen könnte.
Auch die aus ihrer Sicht unzureichende Einbindung der Anrainer sowie mangelnde Transparenz in den Planungsschritten stehen weiter im Zentrum ihrer Kritik. Rund um die Eröffnung will die Initiative daher ihre Präsenz erneut verstärken und hat angekündigt, weiterhin auf die ihrer Ansicht nach problematischen Aspekte des Projekts aufmerksam zu machen. Mit Störfeuern sei aber nicht zu rechen, wie die Vertreter der Initiative im Vorfeld der Eröffnung betont haben.
Bewährungstest für neues Konzept
Mit der Eröffnung beginnt die eigentliche Bewährungsprobe. Ob das Konzept von hochwertigem Marktangebot, verbessertem Aufenthaltsraum und städtischer Neugestaltung auf breite Akzeptanz stößt, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen.
Regionale Produzenten und Gastronomie
Mit dem nachhaltigen Lebensmittelangebot will man sich bewusst gegenüber Souvenir- und Billigständen positionieren. 13 ausgewählten Standlerinnen und Standlern gehen in Marktraum nun in den Betrieb. In der neuen Markthalle präsentiert die "Bio-Fleischerei Waldgut" Freilandfleisch aus dem Waldviertel, während "28Lots" handgeschöpfte Wiener Schokolade aus dem dritten Bezirk anbietet. "Blün" bringt Aquaponik-Frische aus der Donaustadt in die Halle: von Fisch aus eigener Welszucht bis zur Gemüse-Vielfalt, die mit deren Nährstoffen gedeiht. "Mosers Wildfang" steuert Fisch direkt aus dem Millstätter See bei, und die Käsehütte Maria Taferl liefert handwerklich hergestellten Schmankerl aus der Region rund um Melk.
"Fratelli Valentino" sorgt für apulische Käsespezialitäten aus Wien, während "Bioschanze & Hut & Stiel" Gemüse und Speisepilze aus lokaler Produktion anbieten. Mit Schnittblumen aus Floridsdorf ist "Dolls Gärtnerei" vertreten. Der Röstraum bietet Kaffeespezialitäten aus der hauseigenen Rösterei an. "Unverschwendet" verwandelt gerettete Lebensmittel in Marmeladen, Chutneys und Sirupe. Die Greisslerei "Brotzeit" setzt auf regionale Spezialitäten, die "brutal gut"-Gastronomie eröffnet eine Marktbar mit Aperitivo und Snacks. Und die steirische Bäckerei "Sorger" ist erstmals mit ihrem Brot- und Gebäcksortiment in Wien vertreten.