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Maimuna Mosser, Country Director Google Austria, HV-Sprecher Rainer Will und Martina Oberrauch, Reppublika Research & Analytics.
Maimuna Mosser, Country Director Google Austria, HV-Sprecher Rainer Will und Martina Oberrauch, Reppublika Research & Analytics.
Leadersnet / Daniel Mikkelsen

Österreich und KI: Handelsverband legt Zahlen vor

10.06.2025 um 15:50, Andrea Schröder
min read
Klar ist: Künstliche Intelligenz (KI) ist auf dem Vormarsch und wird auch Österreich künftig maßgeblich prägen. Der Handelsverband wollte es genauer wissen.

Inhalt

Der Handelsverband und Google Austria haben erstmals eine branchenübergreifende Studie vorgelegt, die einen umfassenden Überblick über die Nutzung und Wahrnehmung von KI in Österreich liefert - sowohl aus Sicht der Konsument:innen als auch der Unternehmen.

Die Kernergebnisse

  •  42% der Österreicher:innen haben eine positive Einstellung zu KI – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2024.
  • Age Gap: Die Gen Z ist Vorreiter: 66% blicken optimistisch auf KI, jede:r Zweite gibt an, bereits gutes KI-Wissen zu haben. Gen Z nutzt KI-Dienste bereits nahezu flächendeckend.
  • Gender Gap: Männer bewerten KI deutlich positiver als Frauen (50% vs. 35%)
  • Besonders gefragt: KI-Shopping-Assistenten – 67% wünschen sich Hilfe bei Preissuche und 50% Produktempfehlungen.
  • ChatGPT ist das bekannteste KI-Tool, gefolgt von Meta AI und Google Gemini.
  • 17% der KI-Nutzer:innen in der Gen Z nutzen diese häufig für Lebensberatung – ein wachsendes Anwendungsfeld.
  • 68% aller befragten heimischen Betriebe nutzen KI, vor allem für Texterstellung (49%), Übersetzung (41%) und Suche (37%).
  • Erfolge sind bereits messbar: 1/3 aller Unternehmen verzeichnet Effizienzgewinne durch KI, 22% Kostenersparnisse, 15% Umsatzsteigerungen.

Zustimmung zu KI steigt

Die grundsätzliche Einstellung zu KI ist bei 42% der Konsument:innen positiv. Dieser Wert ist deutlich gestiegen: Im letzten Handelsverband Consumer Check vom April 2024 lag er noch bei 37%. Gleichzeitig sank der Anteil der Kritiker:innen deutlich – von 52% auf aktuell 22%.

Generationen-Gefälle bei der Nutzung

Besonders offen gegenüber KI zeigt sich die Generation Z: Zwei Drittel (66%) der zwischen 1997 und 2007 geborenen Österreicher:innen sehen die Entwicklungen positiv, 57% beschreiben ihr Interesse und ihre Begeisterung für Technologie als hoch, 51% verfügen laut eigener Einschätzung über solides KI-Wissen. Entsprechend ist das Nutzungsverhalten: Die Jugend setzt KI fast flächendeckend ein (95%). Anders bei älteren Generationen ab 60 Jahren: Nur ein Drittel blickt positiv auf KI. Entsprechend geringer sind auch das Interesse für Technologie (30%) und das KI-Wissen (13%). Ein Drittel der Gesamtbevölkerung bleibt ganz außen vor und nutzt KI gar nicht.

Hoffnung auf Fortschritt

Über alle Altersgruppen hinweg verbinden die Menschen mit KI vor allem mögliche medizinische Fortschritte (56%) positiv, besonders ausgeprägt ist diese Hoffnung bei den älteren Befragten (69%). Weitere Hoffnungen liegen in Effizienzsteigerungen (40%) und besserem Zugang zu Wissen (38%). Die Gen Z wünscht sich vor allem mehr Convenience im Alltag – etwa durch Verbesserungen im täglichen Leben (44%), bei den Arbeitsbedingungen (25%) oder in der Alltagsorganisation (33%). Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands: "KI ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.)" Und weiter:

Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Wissen und Einstellung: 78% derjenigen, die ihr eigenes KI-Wissen als gut einschätzen, sehen Künstliche Intelligenz auch insgesamt positiv. Aufklärung und praktische Erfahrung sind zentrale Hebel, um das Vertrauen in KI-Technologien zu stärken.

Rainer Will
Porträt
Rainer Will, Handelsverband Geschäftsführer

KI-Fans sind (noch) männlich

Spannend ist auch der Gender Gap im KI-Bereich: Männer stehen Künstlicher Intelligenz deutlich positiver gegenüber als Frauen. Martina Oberrauch, Studienleiterin und Senior Research Consultant bei Reppublika Research & Analytics: "Während exakt die Hälfte der Männer eine sehr oder eher positive Einstellung zu KI hat, sind es bei den Frauen nur 35 Prozent."

Auch mit Blick auf die Zukunft überwiegt bei Männern der Optimismus: 54 Prozent erwarten, dass KI ihr Leben in den nächsten fünf Jahren positiv beeinflussen wird – bei den Frauen glaubt das nur gut ein Drittel.

Martina Oberrauch
Porträt
Martina Oberrauch, Studienleiterin und Senior Research Consultant bei Reppublika Research & Analytics

Die bekanntesten KI-Tools

Der bekannteste KI-Dienst ist ChatGPT – knapp drei Viertel der Bevölkerung ist der Dienst zumindest ein Begriff. Ein Fünftel der Österreicher:innen – und 60% der Gen Z – nutzt ChatGPT mehrmals pro Woche, rund jede:r Zehnte sogar täglich. Mit einer Bekanntheit von 52% rangiert Meta AI (Llama 4) auf Platz 2 unter den KI-Tools. Durch die Integration in den Messenger-Dienst WhatsApp wurde das Angebot direkt zum Nutzer gebracht – 13% der Bevölkerung verwenden es mehrmals wöchentlich. 

Chat Bots: Junge nutzen sie intensiv

Google Gemini folgt mit 34% Bekanntheit auf Platz 3, danach Microsoft Copilot (24%), der Übersetzungsdienst DeepL (19%) und der chinesische Chatbot DeepSeek (18%). Etwas abgeschlagen sind die Bildgenerierungstools DALL·E und Leonardo mit je 6%. Maimuna Mosser, Country Director von Google Austria: "Ich freue mich, dass KI Chat Bots vor allem bei Jüngeren intensiv genutzt werden."

Mit den neuesten Entwicklungen wie AI Overviews und AI Mode macht die Google Suche generative KI für noch mehr Menschen zugänglich. Generative KI und Google Gemini sind jetzt schon auf einem sehr guten Weg, für die breite Masse der User großen Nutzen zu bringen.

Maimuna Mosser
Porträt
Maimuna Mosser, Google Austria-Chefin

KI in den Unternehmen

KI ist auch in den österreichischen Betrieben angekommen: Zwei Drittel aller befragten Unternehmen nutzen bereits KI. 49% nutzen Tools zur Texterstellung, 41% für Übersetzungen, 37% als intelligente Suchmaschine. Besonders verbreitet sind ChatGPT (53%), Microsoft Copilot (36%), DeepL (27%) und Google Gemini (19%). Die meisten heimischen Betriebe setzen auf bestehende Tools – ein Viertel entwickelt eigene Lösungen.

Mehr Effizienz, weniger Kosten

"Die Integration von KI-Werkzeugen basierend auf Google Gemini wie AI Overviews und AI Mode ist ein Wendepunkt für viele Unternehmen. Generative KI ermöglicht nicht nur eine schnellere und effizientere Aufgabenerledigung, sondern auch die Schaffung völlig neuer Inhalte (Text, Code, Bilder, Sound). Das führt direkt zu den wichtigsten Verbesserungspotenzialen, die österreichische Unternehmen anstreben: Effizienzsteigerung und Kostenreduktion", erklärt Maimuna Mosser.

KI-Effekte in den Betrieben bereits spürbar

Das Engagement zahlt sich aus: "Ein Drittel der heimischen Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen berichtet, dass der Einsatz von KI bereits zu spürbaren Effizienzsteigerungen geführt hat. 22% verzeichnen Kostenreduktionen, 19% eine höhere Kundenzufriedenheit und immerhin 15% bereits eine messbare Umsatzsteigerung", ergänzt Rainer Will. Entsprechend hoch ist die Investitionsbereitschaft: Über die Hälfte aller befragten Unternehmen plant in den nächsten zwei Jahren Investitionen in KI – 38% wollen ihre bestehenden Investitionen moderat bis deutlich ausbauen, 12% erstmals investieren, insbesondere im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Als personaltechnische Folge sehen die meisten nur Aufgabenverschiebungen innerhalb des Unternehmens (29%), 17% erwarten sich Personalreduktionen, und immerhin 4% rechnen mit Personalerhöhungen, etwa durch KI-getriebene Entwicklung neuer Produkte oder Services.

KI-Relevanzfür KMUs: ausbaufähig

Nur 32% der befragten Unternehmen schätzen ihr internes KI-Know-how als (sehr) gut ein. "Starke 68% der österreichischen Unternehmen haben zumindest erste Schritte zur KI-Implementierung gesetzt, ein Fünftel befindet sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium", so Will. "Der Wille ist da, aber oft fehlt es den Unternehmen noch an Ressourcen. Daher müssen wir den KI-Zugang vor allem für kleine und mittlere Unternehmen aktiv gestalten, mit flächendeckenden Schulungen, Leitfäden und Best Practices." Zwei Drittel (67%) erwarten sich Produktivitätszuwächse, jedes vierte Unternehmen sogar hohe bis sehr hohe Effekte. Rund jedes fünfte Großunternehmen hat KI bereits strategisch verankert– jedoch sehen fast ebenso viele Unternehmen insgesamt in KI keinerlei strategische Relevanz für ihr Unternehmen. Rainer Will mahnt:

32 Prozent der österreichischen Unternehmen setzen derzeit keine KI ein, 22% planen dies auch künftig nicht. Diese Zahlen sind besorgniserregend und unterstreichen den Handlungsbedarf. Nur wer das neue Werkzeug nutzt, wird langfristig bestehen.

Rainer Will

"KI ist nicht mehr Zukunft, sondern Gegenwart – und wer sie sinnvoll einsetzt, verschafft sich echte Wettbewerbsvorteile", betont Maimuna Mosser, Country Director Google Austria.

Unsere gemeinsame Studie zeigt eine klare Aufbruchsstimmung. Jetzt gilt es, die Lücke beim Wissen und bei der Umsetzung zu schließen – gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Politik und Bildung.

Maimuna Mosser

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