Modisch durchs Regenwetter
"Gibt's nicht, haben wir nicht." Ein Satz, den Gerhild Vanis bei ihrer Suche nach Gummistiefeln mit Absätzen ständig zu hören bekam. Schnell merkte die Unternehmerin, dass nicht nur bei ihr der Schuh drückt. So sattelte sie beruflich um und eröffnete in der Josefstadt ihr Gummistiefelhaus. Anfang Juni 2025 feiert der auf Stiefel, Regenkleidung und Outdoor-Accessoires spezialisierte Nischen-Store bereits seinen ersten runden Geburtstag. Bei strömendem Regen, also bestem Gummistiefelwetter, haben wir ihre Tochter Mathilda Amerer, die das europaweit einzigartige Fachgeschäft seit 2021 operativ führt, zum Trend-Talk getroffen.
Wie haben sich im Vergleich zu vor zehn Jahren die Kundenwünsche verändert?
Mathilda Amerer: Wir haben immer mehr Kundinnen, die regenbeständige Hosen, Jackensets oder lange Mäntel speziell fürs Fahrradfahren suchen. Eine Zeitlang waren gedecktere Farben gefragt, jetzt wollen Frauen wieder mehr Farbe – vor allem fröhliche Töne. Was mich auch angesichts der geopolitischen Lage auch nicht weiter wundert. Aktuell stehen auch Lindgrün und Salbeigrün hoch im Kurs.
Was gefällt den Männern?
Mathilda Amerer: Gerade sie werden immer mutiger und wollen sehr viel Farbe. Leider sind die Hersteller teils noch sehr konservativ. Ein breites, bunte Angebot fehlt.
Wir bekommen oft gesagt, wie selten eine so persönliche und herzliche Beratung heutzutage ist.
Stilfrage
Wer kauft mehr ein?
Mathilda Amerer: Noch die Damen, allerdings führen wir bereits sehr viele Unisex-Marken, bei denen die Schnitte für alle Geschlechter passen – vom heimischen Gassi-Geher bis zum Touristen. Es ist eine sehr durchmischte Kundschaft.
Was war die schrägste Kundenanfrage?
Mathilda Amerer: Gummistiefel mit Löchern! Wir konnten leider nicht weiterhelfen. (lacht)
Leute, die in kältere Regionen reisen, decken sich bei uns ein.
Gehen Regenoberbekleidung und Gummistiefel mehr mit der Mode?
Mathilda Amerer: Ja, auf jeden Fall. Stiefel und Fashion sind fancy und sexy geworden, auch dank neuer innovativer Stoffe und Materialien. Sportliche Trends halten, Einzug, wie bei vielen Sneakers.
Worauf legen Kundinnen und Kunden am meisten Wert?
Mathilda Amerer: Vor allem auf eine gute, kompetente Beratung. Sie wollen sicher sein, dass sie das Richtige für ihre Bedürfnisse finden. Wir klären auch Missverständnisse auf: So sind atmungsaktive Materialien nicht immer die beste Lösung.
Natürliche Materialien
Was macht eigentlich einen guten Gummistiefel aus?
Mathilda Amerer: Wichtig sind ein guter Sitz, das leichte An- und Ausziehen und natürlich die absolute Wasserdichtigkeit. Wir setzen bei uns im Gummistiefelhaus größtenteils auf Naturkautschuk, da dieser bequemer zu tragen ist als die künstliche Alternative.
Kann ich meine Wunsch-Stiefel auch online bestellen?
Mathilda Amerer: Bald, wir bauen gerade einen Onlineshop auf, um unseren Kunden aus den Bundesländern und dem Ausland den Einkauf zu erleichtern. Aber das stationäre Geschäft bleibt unsere Königsdisziplin. Wie gesagt, schätzen die Kunden unsere persönliche Beratung und die Anprobe vor Ort.
Welches Gadget fehlt eigentlich noch – was wäre eine sinnvolle Produkterweiterung?
Mathilda Amerer: Wir haben schon ein sehr breites Sortiment an Accessoires wie Taschen, Rucksäcke und Handschuhe. Eine Ergänzung wären vielleicht dünne, elastische Gummiüberzieher für Sneakers.
Klarer Fokus
Wie steht es um eine eigene Gummistiefel- oder Regenbekleidungskollektion?
Mathilda Amerer: Wir haben eine Zeit lang mit dem Gedanken gespielt, eine extravagante Damenkollektion zu kreieren. Aber aktuell liegt unser Fokus ganz klar auf dem Verkauf im Geschäft und der Entwicklung unseres Onlineshops.
Spüren Sie eigentlich schon erste Auswirkungen des Klimawandels?
Mathilda Amerer: Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, je extremer das Wetter wird, desto mehr Bedarf sehen die Leute für Regenbekleidung und Gummistiefel. Wir haben nicht das Problem, dass die Nachfrage zurückgeht. Gerade bei Schlechtwettertagen ist der Andrang sehr groß.