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Junge Frau schnupft weißes Pulver von einem Spiegel | Credit: iStock.com/vadimguzhva
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Drogen-Hauptstädte: So viel konsumiert Wien

22.03.2023 um 15:58, Rudolf Grüner
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Blick in den Kanal: Rückstände von Kokain und anderen Substanzen im Abwasser zeigen, wie hoch der Drogenkonsum in der Donaumetropole im Europavergleich ist.

Ecstasy, Speed, Cannabis, Crystal Meth & Co.: Eine Studie der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) hat den Drogen-Cocktail in 104 Städten – quer über den Kontinent verteilt – genauer analysiert. Erstmals wurde auch ausgewiesen, wie viel Stoff die Menschen in der Österreich-Metropole schlucken, schnupfen und spritzen. Um den Substanzen auf die Spur zu kommen, wurden das Abwasser im Frühling des letzten Jahres auf Rückstände untersucht. Eine Woche lang wurden dazu Daten aus der Kanalisation für sechs verschiedene Suchtmittel ausgewertet.

Wien im Mittelfeld

So viel vorweg: Dass „ganz Wien heute auf Kokain“ sei, wie Musik-Ikone Falco in einem seiner Lieder auspackte, ist auch im hier und jetzt haltlos. Die Vergleichsdaten aus 18 Hauptstädten weisen der rot-weiß-rote Kapitale bei Koks den zehnten Platz aus. Generell liegt Wien im Drogen-Ranking im Mittelfeld.

Bei Cannabis steht Amsterdam an der absoluten Spitze. Dort, wo die Substanz in den Kreis der erlaubten Drogen aufgestiegen ist, wurden im Abwasser von 1.000 Menschen exakt 1142 Milligramm (mg) an Rückständen eruiert. Wien ist auch hier auf Platz zehn zu finden und mit 371 mg je 1.000 Einwohner aufgelistet.

Höchster Wert bei Chrystal Meth

Die Bewohner der niederländischen Metropole zählen auch zu den größten Ecstasy-Konsumenten. Wien liegt hier laut Rückstandsanalyse auf dem zwölften Rang. Den in Relation stärksten Verbrauch haben die Wienerinnen und Wiener wohl bei Crystal Meth (Methamphetamin). Die Donaumetropole steht auf Platz acht – und damit vor zehn anderen Hauptstädten. Die Heavy-User sind hier in Prag zu finden. Die höchste Konzentration an Amphetamin wurde in den Berliner Abwässern festgestellt. Wien rangiert an elfter Stelle.

Keine Alarmsituation

Die Zahlen lassen bei Ewald Locher von der Wiener Sucht- und Drogenkoordinationsstelle nicht unbedingt die Alarmglocken schrillen. Die Lage im unteren Mittelfeld bewertet er gegenüber dem ORF-Wien als insgesamt positiv. Bei manchen Substanzen liege man „weit hinten“ – auch wenn die Lage hier schnell ändern könnte.

Pandemie: Kein Drogen-Treiber

Die Pandemie hat den Drogenkonsum – wie von manchen befürchtet – keineswegs befeuert. Laut dem Experten sind aber Medikamente, die eigentlich gegen Angststörungen eingesetzt werden, im Vormarsch. Bei Ecstasy steigt neben der Dosierung auch der Verbrauch. Die größten Probleme würden aber laut Locher weiterhin die legalen Drogen – also Nikotin und Alkohol – bereiten.  

Kokain ist Wochenend-Droge

Die Studie hat auch herausgefunden, dass an Werktagen andere Drogen konsumiert werden als am Wochenende. Zu Cannabis wird von Montag bis Freitag im öfters gegriffen. Ecstasy und Kokain haben am Wochenende die Nase vorn. Hier ist Wien im Europa-Vergleich keine Ausnahme.

Tirol ist Cannabis-Hotspot

Nimmt man die Studienergebnisse für Österreich unter die Lupe, sieht man, dass Wien nicht der absolute Drogen-Hotspot des Landes ist. Nimmt man rein die Daten aus der Abwasseranalyse zur Hand, liegt der Westen vorn. Platz eins bei Cannabis geht an Kufstein, gefolgt von Innsbruck.

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