Baby in Lebensgefahr: Eltern unter Mordverdacht
- Polizei vermutet gezielte Gewalt
- Eltern bestreiten Schuld
- Schwere Verletzungen belegen Schütteltrauma
- Warum Schütteln so gefährlich ist
- Eltern wegen Mord angeklagt
Seit wenigen Tagen sitzen in Wien die Eltern eines neun Wochen alten Babys in Untersuchungshaft. Sie stehen im Verdacht, ihr Kind schwer misshandelt und lebensgefährlich verletzt zu haben.
Polizei vermutet gezielte Gewalt
Bereits kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember, hatte das Wiener Landeskriminalamt Ermittlungen aufgenommen. Anlass war der kritische Gesundheitszustand eines damals erst sechs Wochen alten Mädchens, das mit schweren Hirnverletzungen in ein Wiener Spital eingeliefert worden war.
Die weiteren drei Kinder des Paares wurden wegen Gefahr in Verzug abgenommen. Die Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA 11). In weiterer Folge wird sie sich um Krisenpflegeeltern für die drei Kleinkinder kümmern.
Eltern bestreiten Schuld
Laut den Ermittlern dürfte es sich bei den Verletzungen des Babys um ein Schütteltrauma handeln. Die beschuldigten Eltern, ein Ehepaar aus Syrien, bestreiten bislang jede Verantwortung. Das Baby habe sich verletzt, als es über seine fünfjährige Schwester gestürzt und dabei gegen ein Handy gestoßen sei. Der ungewöhnliche Unfallhergang konnte durch die medizinischen Befunde nicht bestätigt werden.
Schwere Verletzungen belegen Schütteltrauma
Das gerichtsmedizinische Gutachten weist eindeutige Spuren eines Schütteltraumas nach. Diagnostiziert wurden unter anderem Hirnblutungen (Subduralblutungen), Einblutungen in die Augennetzhaut sowie Brückenvenenthrombosen. Das Mädchen hat den Vorfall zwar überlebt, muss nun jedoch über eine Magensonde ernährt werden. Laut fachärztlicher Begutachtung sind die Hirnschäden irreversibel.
Warum Schütteln so gefährlich ist
Beim Schütteln eines Babys prallt das empfindliche Gehirn ungeschützt gegen die Schädelwände. Dabei können Blutgefäße und Nervenbahnen reißen, es kann zu Atemaussetzern und Sauerstoffmangel kommen. Die Verletzungen können zu bleibenden Schäden oder sogar zum Tod führen. Besonders gefährdet sind Säuglinge, da sie ihren Kopf noch nicht selbst stabilisieren können.
Eltern wegen Mord angeklagt
Die Staatsanwaltschaft Wien hat inzwischen Anklage wegen versuchten Mordes eingebracht. Der 26-jährige Vater gilt laut Anklage als unmittelbarer Täter, die 24-jährige Mutter als Beitragstäterin. Sie soll die Übergriffe mitangesehen und nichts unternommen haben, um ihre Tochter zu schützen. Die Anklage ist noch nicht rechtskräftig, es gilt die Unschuldsvermutung. Über allfällige Einsprüche entscheidet das Oberlandesgericht Wien.