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Nasenbär, Gazelle und Orang Utan | Credit: Daniel Zupanc
Nachwuchs in Schönbrunn: Auch Nasebären, Mhorrgazellen und Orang-Utans haben Nachwuchs bekommen.
Nachwuchs in Schönbrunn: Auch Nasebären, Mhorrgazellen und Orang-Utans haben Nachwuchs bekommen.
Daniel Zupanc

Einfach tierisch: Baby-Boom in Schönbrunn

03.10.2022 um 14:15, Rudolf Grüner
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Besucher, die schon länger nicht mehr im Tiergarten waren, werden große Augen machen: Viele kleine Lieblinge haben in den letzten Monaten das Licht der Welt erblickt.

Der älteste Tiergarten der Welt feiert heuer seinen 270. Geburtstag. Im Jubiläumsjahr hat sich wahrer Kindersegen eingestellt. Die Zwei- und Vierbeiner zu Lande, aber auch die Lieblinge im Wasser erobern zusehends ihre kleine Welt. Ganz zur Freude der Besucher. Teils sehr neugierig, tollpatschig, oder schon ganz mutig wie Mama oder Papa. Wer schon lange nicht mehr seine Runden durch den Park gedreht, wird auf viele neue Gesichter stoßen. Wir haben dem Nachwuchs nachgespürt.

Quicklebendiger Langhals

Im tiefsten Winter erblickte ein Giraffen-Kind das Licht der Welt – ganz ohne Komplikationen. Für Mama „Fleur“ war es die erste Geburt. Die unerfahrene Mutter ging aber zunächst auf Distanz und säugte ihr Kleines nur unregelmäßig. Was in der Wildnis oft tragisch endet, ging in Schönbrunn dank des engagierten Betreuerteams gut aus. Zugefüttert wurde mit Kuhmilch, schnell knabberte das Giraffenmädchen aber auch Heu und Blätter. Mittlerweile entwickelt sich „Amari“ (mit der Bedeutung: „die Starke“) aber prächtig. Doch nicht jede junge Giraffe hat einen gesunden und Start ins Leben. Tragisch: Auch die Giraffen-Kuh „Sofie“ sorgte heuer im Spätsommer für Nachwuchs. Ihr Baby war aber leider nicht überlebensfähig und musste eingeschläfert werden.

Giraffen-Baby in Schönbrunn | Credit: Tiergarten Schönbrunn
Giraffen-Jungtier Amari

Rotbraune Seltenheit

In ihrem natürlichen Habitat, dem Nordwesten Afrikas, streifen die Mhorrgazellen immer seltener durchs Grasland. Der Verlust ihrer Weideflächen und Wilderer haben den Bestand mittlerweile auf wenig hundert Tiere dezimiert. Umso größer war die Freude als im April gleich die Geburt zweier Jungtiere aus dem Tiergarten Schönbrunn gemeldet wurde. Bis zum nächsten Frühling sollten die Kleinen auch die nach hinten geschwungenen Hörner zeigen. Die rotbraune Rückenfärbung zeichnet sie schon jetzt aus. Dem Farbton, der an die Fohlen (arabisch: „mhorr“) arabischer Pferde erinnert verdanken sie auch ihrem Namen. Ob die Tiere in Wien bleiben, wird sich weisen. „Einige Nachzuchttiere konnten bereits im ursprünglichen Verbreitungsraum in geschützten Gebieten wiederangesiedelt werden – eine weitere Erfolgsgeschichte unserer gemeinsamen Arbeit “, so Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.

Mhorrgazellen-Baby in Schönbrunn | Credit: Daniel Zupanc

Mamas Liebling

Nach zwanzig Jahren ist im Juni wieder ein Orang-Utan-Jungtier zur Welt gekommen. Aufregend für alle Beteiligten: Die 13 Jahre alte Mama „Sari“, die erst 2020 aus dem Zoo Dublin nach Wien übersiedelt ist, brachte ihren Nachwuchs vor den Augen der Besucher zur Welt. Für Sari ist es das erste Baby. Die Mama wuchs sofort in ihre neue Rolle hinein und sorgte sich gleich rührend um ihr Mädchen „Kendari“. Mit dem Namen erinnert der Tiergarten an eine Stadt in Indonesien. Der klingende Name soll an die ursprüngliche Heimat der Orang-Utans erinnern, wo die Tiere durch Rodung der Wälder und den illegalen Handel schon beinahe ausgerottet wurden.

Orang-Utan-Baby in Schönbrunn| Credit: Daniel Zupanc

Gestreifter Wildfang

Seit über 80 Jahre haben die Savannenbewohner auch in Schönbrunn ein Zuhause ­ – und vermehren sich. So auch in diesem Jahr. Bei der Geburt des Zebras im Juni wog das Hengstfohlen bereits 30 Kilo und war flugs auf den Beinen. Auch wenn der wachsende Vierbeiner mittlerweile auch schon Gusto auf Heu zeigt, wird er in den nächsten Monaten noch von seiner Mutter gesäugt – und sucht daher noch immer ihre Nähe. „Jedes Zebra hat eine individuelle Zeichnung, Mitglieder einer Familie erkennen sich gegenseitig hauptsächlich am Geruch“, erklärt Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.

Zebra-Baby in Schönbrunn | Credit: : Daniel Zupanc

Jaulendes Quartett

Vier auf einen Streich. Nach sieben Jahren herrscht wieder junges Leben bei den Arktischen Wölfen. Wagten sich die Fellnasen anfangs nur für kurze Zeit aus dem geschützten Bereich ihres unterirdischen Baus, sind sie mittlerweile mit der Rest der Truppe auf Tour – und auch von Muttermilch auf Fleisch umgestiegen. Der Nachwuchs ist der erste des aktuellen Schönbrunner Wolfsrudels. Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck: „Der Zuchterfolg bestätigt, dass die Zusammensetzung passt.“

Arktische Wölfe: Babys in Schönbrunn | Credit: Daniel Zupanc

Wasserratten

Im Mai gab es vierfachen Nachwuchs bei den Wasserschweinen. Die Nestflüchter eroberten schnell mit ihren Jungeltern das kühle Nass. Die Anlage erinnert landschaftlich an die südafrikanische Heimat der Tiere. „Durchzogen von Hügeln, Bächen und Teichen bietet sie den Tieren viel Abwechslung und unseren Besuchern tolle Perspektiven“, so Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck. Die auch als Capybaras bekannten Tiere erreichen eine Schulterhöhe von bis zu 50 cm und sind damit die größten lebenden Nagetiere. Zu ihren kleineren Verwandten zählen die Lieblinge vieler Kinder – die Meerschweinchen.

Wasserschwein-Babys in Schönbrunn | Credit: Daniel Zupanc

Frühschwimmer

Vertreter dieser gut einen halben Meter großen Pinguinart sind nur in wenigen Zoos zu sehen. Umso größer war die Freude, als im Spätfrühling sechs Felsenpinguin-Küken aus ihren Eiern schlüpften. Die Kleinen zeigten von Anfang an großen Appetit, schafften dabei bis zu 20 kleine Heringe und Sprotten am Tag und legten rasch an Gewicht zu. Genauso schnell wurden sie auch flügge. Nach der ersten Mauser ging es ins Wasser. Mittlerweile sind sie Teil der Schönbrunner Kolonie und so flott unterwegs wie die Großen.

Felsenpinguin-Baby in Schönbrunn | Credit: Daniel Zupanc

Einfach bärig

Glück hoch drei: Nach zwei Doppelgeburten präsentierte die Weißrüssel-Nasenbären-Mama im Mai ihr nächstes Baby-Paar. Zu Beginn noch blind und taub, sind die tollpatschigen Schlingel, die wie ihre Artgenossen gerne klettern, schnell auf Erkundungstour gegangen und mittlerweile aus dem Gröbsten raus. Als Allesfresser suchen sie mit ihrer rüsselartigen Nase mittlerweile auch nach Würmern, Insekten und Früchte. 

Nasenbären-Babys in Schönbrunn | Credit: Daniel Zupanc

Milch-Bube

Nach einer Tragezeit von knapp zwölf Monaten war es im Juli endlich so weit: Die Mähnenrobben-Mama und ihr männlicher Nachwuchs konnten sofort nach der Geburt gemeinsam schwimmen und tauchen. Nach den ersten Schwimmeinheiten brauchte das große Baby aber noch sehr viel Schlaf. Mittlerweile tollt er aber flink und munter durchs Becken. Aber auch jetzt weicht der Sohn der Mama nur selten von der Seite. Grund: Die Jung-Robbe wird noch bis zu ihrem achten Monat gesäugt, erst mit knapp einem Jahr wird ihr Speiseplan um Heringe, Makrelen oder Sprotten erweitert.

Mähnenrobbe-Baby in Schönbrunn | Credit: Daniel Zupanc

Seltene Zwerge

Im letzten Jahre fiel ein großangelegter Tier-Schmuggel am Wiener Flughafen auf. Die blinden Passagiere: Spitznasen-, Zweihorn- sowie Zwergchamäleons. Der Tiergarten Schönbrunn versorgte die Exoten. Mittlerweile haben sie es sich im neuen Zuhause eingerichtet. Und zwar so gut, dass Jungtiere von drei Arten bereits aus ihren Eiern geschlüpft sind. Die Nguru-Zwergchamäleons vermehren sich in Wien besonders kräftig. Als Jungtiere waren sie gerade einmal einen Zentimeter groß. Im ausgewachsenen Zustand erreichen sie stolze sechs Zentimeter. „Das Nguru-Zwergchamäleon wird außer bei uns nur in einem weiteren Zoo weltweit gezüchtet. Wir sind daher besonders stolz, dass die Arbeit unseres Spezialisten-Teams mit diesen Zuchterfolgen so schnell belohnt wurde“, so Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.

Zwergchamäleon-Baby in Schönbrunn | Credit:

Royaler Liebling

Mitte im Hochsommer ist ein Königspinguin-Küken geschlüpft. Die Besucher, die auf erste Schwimmeinlagen des Jungspunds warten, müssen sich aber noch etwas gedulden. Noch trägt er ein wärmendes, braunes Dunenkleid, das aber nicht für das Leben im Wasser geschaffen ist. Erst im Alter von zehn Monaten wird es seinen Kollegen gleichtun und sich in sein wahres Element stürzen können. Die Besucher erfreuen sich einsteilen an dem watschelnden Nachwuchs.

Königspinguin-Baby in Schönbrunn | Credit: Daniel Zupanc

Beutel-Baby

Seltene Geburt: Erst zum zweiten Mal in der langen Historie des Wiener Tiergartens hat ein Koala-Weibchen ein Baby im Beutel. Der frisch geborene Winzling, der bei der Geburt gerade einmal so groß wie ein Gummibärchen war, hat sich im Laufe des Aprils ganz eigenständig den Weg dorthin erkrabbelt. Besucher müssen sich noch etwas gedulden, bis der Nachwuchs von Mama „Bunji“ in seiner ganzen Pracht zu sehen sein wird. Die Entwicklung dauert gut ein halbes Jahr. Mittlerweile schaut das kleine Bärchen aber schon das eine oder andere Mal in die Welt hinaus. Zumindest mit einem Füßchen oder Händchen.

Koala-Baby in Schönbrunn | Credit: Tiergarten Schönbrunn

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