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Porträt der Chefredakteurin Andrea Schröder
Weekend Magazin

Whistleblower. Eine Würdigung

18.03.2022 um 14:07, Andrea Schröder
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Hinweisgeber, auch Whistleblower oder Aufdecker genannt, erweisen der Gesellschaft einen wichtigen Dienst. Ihr Schutz ist das Ziel einer EU-Richtlinie.

Was ist Ihnen lieber: über schmutzige Geschäfte von Politikern Bescheid zu wissen? Oder bevorzugen Sie die Vogel Strauß-Taktik? Unter Demokraten sollte ersteres selbstverständlich sein. Um Schaden von einem Land und seinen Bürgern abzuwenden, ist es unerlässlich, Missstände aufzudecken. Der Begriff Aufdecken beinhaltet den Vorgang des „Nachschauens“, das Beleuchten dunkler Ecken und Untersuchen verdächtiger Zusammenhänge. 

Diese dunklen Ecken befinden sich heute nur allzu oft auf Smartphones und in Datenclouds. Um an Chatprotokolle wie die des Thomas Schmid zu kommen, waren zunächst Hinweisgeber am Werk. Doch was dann folgte – und an die 300.000 Chatnachrichten zu Tage beförderte - war lupenreine Ermittlertätigkeit der WKStA.

Aufdecker mundtot machen

Ohne Whistleblower stünden wir ziemlich dumm da. Panama-Papers? Diesel-Skandal? Gammel-Fleisch? Wir hätten nie davon gehört. Wie wichtig Hinweisgeber für unsere Gesellschaft sind, zeigt eine neue EU-Richtlinie. Sie ist seit Ende 2021 in Kraft und schützt Whistleblower nicht nur: Sie verpflichtet Unternehmen sowie Gemeinden ab einer gewissen Größe dazu, einen sicheren Meldeweg einzurichten. Denn was in Europa keinesfalls sein darf, ist eine Einschüchterung oder gar Verfolgung von Whistleblowern. Totalitäre Systeme sind dagegen für diesen Umgang mit unerwünschten Aufdeckern bekannt.

Kill the messenger?

Es sind so gut wie nie die Whistleblower selbst, die die Intimsphäre ihrer ach so bemitleidenswerten Opfer an die Öffentlichkeit zerren: Details kommen im Zuge von Untersuchungen, zu denen ein Rechtsstaat verpflichtet ist, ans Licht. Möglicherweise strafrechtlich relevante Aussagen und Handlungen müssen ihn interessieren. Dass auch Dinge verbreitet werden, die mit der Sache selbst nichts zu tun haben, muss leider in Kauf genommen werden. Den Überbringer der schlechten Nachricht (also den Hinweisgeber oder Whistleblower) mit Schmutz zu bewerfen, ist eine durchschaubare, aber leider noch immer beliebte Taktik.

Wer gegen Hinweisgeber wettert und die Unterdrückung der von ihnen geleakten Information fordert, macht sich mit Diktatoren, Autokraten und – ganz aktuell – Kriegsverbrechern gemein.

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