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Der Prototyp hat den Alltagstest bereits bestanden.
Der Prototyp hat den Alltagstest bereits bestanden.
walserimage.com

Zukunfts-Antrieb aus der Technologieschmiede Obrist Group

26.04.2022 um 14:45, Weekend Magazin Vorarlberg
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In der Technologieschmiede Obrist Group ist man bereits CO2-negativ unterwegs: Bei der Herstellung des synthetischen Treibstoffs wurde der Atmosphäre mehr CO2 entzogen als verbraucht.

Den CO2-Ausstoß zu stoppen, sei zu kurz gegriffen, sagt Frank Obrist, ehemaliger Mitarbeiter von Felix Wankel und Gründer und Namensgeber der Lustenauer Denkfabrik. Der Vorarlberger setzt dem Klimawandel eine verblüffende Technologie entgegen, die die globale Temperaturkurve sogar wieder sinken lässt: Der Strom für E-Autos wird von einem kleinen Motor direkt an Bord erzeugt. Der synthetische Treibstoff dafür weist in der Herstellung eine negative CO2-Bilanz auf. 

Wenn ich nach Ihrer Vision Auto fahre, entziehe ich der Atmosphäre CO2. Das müssen Sie uns erklären, Herr Obrist!   
Frank Obrist:
Das ist keine Vision mehr. Mit unserem Prototyp auf Basis eines Tesla Model Y fahren wir bereits im Alltag den Beweis. Vereinfacht gesagt: Wir haben die großen Batterien durch eine kleinere Hochleistungsbatterie ersetzt und dazu einen Stromgenerator eingebaut. Dieser wird mit dem von uns entwickelten synthetischen Kraftstoff aFuel® angetrieben.

„Wollen wir CO2-neutral werden, bleiben wir auf hohem Niveau. Doch da beginnt erst die Arbeit für die Menschheit. Nur wenn wir CO2 wieder zurück in die Erde bringen, kommt es aus der Atmosphäre.“ Frank Obrist, CEO und Gründer von Obrist Engineering

Wie wird dieser Kraftstoff erzeugt?  
Frank Obrist:
Im Sonnengürtel der Erde können wir die kWh Strom unter 1 Cent erzeugen. Mithilfe großer Sonnenkraftwerke spalten wir mit Elektrolyse Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff auf, doch jetzt kommt der entscheidende Trick: Wir entnehmen der Luft das CO2, verbinden alles miteinander und heraus kommt flüssiger Energieträger – E-Methanol. Wir haben uns gewissermaßen den Wald zum Vorbild genommen. Er ist das Beste, was es auf Gottes Erdboden gibt. Er entnimmt Wasser aus dem Boden, CO2 aus der Luft, wandelt es durch Photosynthese in Sauerstoff um und speichert die Kohlenstoffmoleküle in Form von Holz. Mit unserer Technologie machen wir im Endeffekt das Gleiche, nur dass wir anstelle von Holz flüssigen Kraftstoff als Speicher erhalten. Wir Männer müssen also kein Holz hacken! (lacht).

Damit ist das CO2 aber noch vorhanden …      
Frank Obrist:
Richtig, deshalb wandeln wir das herausgefilterte CO2 in Kohlenstoff um und bringen ihn unter den Boden. Für diesen Prozess verwende ich genau die gleichen Komponenten. Angenommen 70 % der Sonnenenergie wurden für die Herstellung des E-Methanols verwendet und 30 % für die Kohlenstoff-Absenkung, dann fahre ich nicht nur CO2-neutral, sondern pro Kilometer 24 Gramm CO2-negativ.  

Die billige Erzeugung von Strom in der Wüste ist das eine. Es kommen aber die Umwandlung, der Transport und das E-Auto mit neuer Technologie dazu. Was wird das alles mich als Konsumenten kosten?      
Frank Obrist:
Das ist ein entscheidender Punkt. Selbst wenn wir alle in Berlin, Paris und Los Angeles klimaneutral Auto fahren, retten wir das Klima nicht. Nur wenige können sich ein E-Auto um 60.000 oder gar ein Spitzenmodell über 100.000 Euro leisten. Schon gar nicht in den Emerging Markets. Ein globales Problem lässt sich nur global lösen. Ein solches Auto muss deshalb weltweit erschwinglich sein. Mit unserem HyperHybrid® als Stromgenerator kostet es nur rund die Hälfte dessen, was Tesla allein für die großen Batterien verlangen muss. Unserer Kalkulation nach ist so ein Auto dann in der Größenordnung von 20.000 Euro zugänglich. Im globalen Durchschnitt werden heute für ein Auto etwa 18.000 Euro ausgegeben.

Wann wird es soweit sein, dass ich mir ein solches Auto kaufen kann?     
Frank Obrist:
Das wird noch ein paar Jahre dauern. Wir fahren bereits erfolgreich mit einem Prototyp und haben den Auftrag der deutschen Regierung, zehn solcher Autos zu bauen, die an wissenschaftliche Institute verteilt werden. Gleichzeitig sind wir in ein großes Konsortium eingebunden, die Technologie in die Serie zu überführen. Herzstück wird – auf historischem Boden – unser neues Technologiezentrum sein, das wir im Mai im ehemaligen Wankel-Insitut in Lindau eröffnen. 

Frank Obrist im Weekend-Interview.

Zur Person: Frank Obrist
Ausgebildeter Maschinenbauer HTL Bregenz

  • 1984–1996 Konstrukteur, ab 1993 Leiter der Konstruktion und Versuch bei Fa. TES Wankel in enger Zusammenarbeit mit Dr. Ing. e.h. Felix Wankel, dem Erfinder des Wankelmotors
  • 1992–1995 Studium „Betriebliches Innovationsmanagement“  an der TU Graz und am MZSG Management Zentrum St.Gallen
  • 1996 Gründung der Obrist Engineering GmbH in Lustenau

Facts

HyperHybrid®: Serielles Hybrid-Antriebssystem von Obrist, bestehend aus 2-Zylinder-Verbrennungsmotor, kleiner Hochleistungsbatterie und elektrischem Antriebsmotor. Kostengünstig, effizient, und mit aFuel CO2-negativ.

Obrist Group: Technologieschmiede aus Lustenau, welche Lösungen zu globalen Problemen im Bereich Automotive und Energie entwickelt. 50 technische und wissenschaftliche Mitarbeiter

Obrist Group
Rheinstraße 26/27, A- 6890 Lustenau
T. +43 (0) 5577 62370
office@obrist.at
www.obrist.at

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