Der Brückenbauer: Heiko Richter
Zuletzt fungierte er als Vizerektor der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg und Projektleiter von „Arbeitsplatz Schule“ in der Bildungsdirektion Vorarlberg.
Weekend: Was hat Sie dazu bewogen, die Leitung der Bildungsdirektion zu übernehmen?
Heiko Richter: Ich schätze es, Menschen und Projekte zu vernetzen und sehe es als meine Aufgabe an, etwas zu bewirken. Meine Erfahrung in der internationalen Maturavorbereitung, an Universitäten und weiteren Bildungseinrichtungen sind ein gutes Rüstzeug. Ich habe mich immer schon vernetzend engagiert und habe nun als Bildungsdirektor eine Scharnierfunktion – zwischen den Einrichtungen Bundesministerium, Land und Pädagogische Hochschule.
Weekend: Stichwort Lehrermangel: Was unternimmt Vorarlberg? Welche Best Practice Beispiele können Sie aus Ihrer bisherigen Tätigkeit hervorheben?
Heiko Richter: Um dem Lehrkräftemangel in Vorarlberg effektiv zu begegnen, werden seit einigen Jahren gezielte Initiativen und eine intensive Kooperation von Bund, Land, Pädagogischer Hochschule und Bildungsdirektion durchgeführt. Für das Projekt „Arbeitsplatz Schule“ werden Plakate, Railscreens, Social Media eingesetzt und Maturant:innen angesprochen, um sie für das Lehramt zu begeistern. Ein erfolgreiches Projekt ist „Students teach Students“, bei dem Schüler:innen aus höheren Schulen Unterrichtserfahrung sammeln können, bevor sie sich für ein Lehramtstudium anmelden. Von den 84 Teilnehmenden wollten am Ende 80 bis 90 Prozent in den pädagogischen Beruf einsteigen.
Weekend: Welche Chancen sehen Sie in der Digitalisierung im Schulbereich?
Heiko Richter: Die Corona- Pandemie hat der Digitalisierung erheblichen Aufschwung verliehen. Das Bundesministerium förderte diese durch die Geräteinitiative, die zur Chancengerechtigkeit beiträgt. Obwohl Digitalisierung unerlässlich ist und ChatGPT und Co in aller Munde sind, bleiben Kernkompetenzen wie Lesen und Schreiben zentral. Die Technologie sollte immer zur Verbesserung des Lernens dienen und nicht nur um ihrer selbst willen genutzt werden. Trotz der digitalen Fortschritte muss die Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler:innen prioritär sein, wobei wir die Bedürfnisse der Jugendlichen nicht aus den Augen verlieren dürfen. Schule bildet einen sozialen Lebensraum, die digitale Welt dient als sinnvolle Ergänzung.
Weekend: Was ist Ihre Vision für eine erfolgreiche Bildungslandschaft in Vorarlberg?
Heiko Richter: Chancengerechtigkeit steht im Mittelpunkt. Es gilt, die Talente jedes Schülers und jeder Schülerin zu erkennen und zu fördern, wofür ich die Lehrkräfte sehr schätze. Durch ein Lehramtsstudium werden Lehrpersonen fachlich und didaktisch optimal ausgebildet. Es ist mir wichtig, dass unser Hauptfokus bei der Gewinnung von ausreichend Lehrpersonen der PH-Ausbildung gilt. Gleichzeitig sehen wir den Wert qualifizierter Quereinsteigenden, die nach strengen Kriterien und Zertifizierungen in die Bildungslandschaft integriert und an den jeweiligen Schulen gut begleitet werden. Zudem werden wir als Bildungsdirektion unsere Serviceleistungen für alle pädagogischen Kräfte weiter ausbauen.
Zur Person: DR: HEIKO RICHTER
Bildungsdirektor
- Geb. in Stuttgart,, wohnhaft in Höchst
- Familienstand: verheiratet, zwei Kinder
- Werdegang: Abitur, Studium Germanistik, Romanistik und Theologie in Tübingen, Paris und Heidelberg, Leiter des größten Maturavorbereitungskurses in Malaysia, Lehr- und Forschungstätigkeiten an der Universität Heidelberg, Aufbau des Studiengangs „Interkulturelle Wirtschafts- und Medienkommunikation“, 2010-2017 Dezernatsleiter „Internationales“ für alle Auslandskontakte an der Uni Stuttgart, von 2017 bis 2022 Vizerektor an der PH Vorarlberg, seit 2022 Leiter des Projektes „Arbeitsplatz Schule“ in der Bildungsdirektion Vorarlberg, Bildungsdirektor seit August 2023
- Hobbies: sportliche Aktivitäten, Wandern, Natur, Bildung
