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Ostern
Regionales Frühlingsgemüse und der klassische Osterschinken kommen zu Ostern auf den Tisch. 
Regionales Frühlingsgemüse und der klassische Osterschinken kommen zu Ostern auf den Tisch. 
iStock.com/jenifoto

Köstliche Osterzeit – Traditionelles Ostermahl

30.03.2021 um 11:47, Manuela Fritz
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Was hat es mit dem Gebildebrot auf sich, was sind klassische Ostergerichte und was haben Hase und Ei mit dem österlichen Brauch zu tun? Wir haben bei zwei Tiroler Ernährungs- & Traditions-Experten nachgefragt.

Das Gras wird grüner, die Luft wärmer und die Sonne stärker – Frühling liegt in der Luft! Und das merken wir nicht nur am Erwachen der Natur, sondern auch an diesem wichtigen Fest im Jahreskalender: Ostern. 

Traditionelle Bedeutung. 

Karl Eller, der als „Tiroler Eigenbrötler“ bekannte Tiroler Bäcker und Volkskundler, erzählt: „Der Osterfestkreis steht im christlichen Verständnis ganz im Zeichen der Vorbereitung auf den Leidensweg und die Auferstehung Jesu Christi. Auf einer anderen Ebene ist diese Zeit aber auch Sinnbild des spürbaren Erwachens der Natur und deren während der Winterzeit verborgenen Kräfte. Und bei vielen Volksgruppen war diese Zeit des Erwachens immer schon gekennzeichnet von Festlichkeiten und rituellen Handlungen.“ 

Familienfest. 

Ähnlich wie dem Weihnachtsfest geht auch Ostern eine 40-tägige Fastenzeit voran, die am Ostersonntag ein Ende findet – und verständlicherweise traditionell mit einem großen Familienfestmahl zelebriert wird: „Der Ostersonntag wurde als Familienfest im engeren Sinne, der Ostermontag als richtig großes Familienfest gefeiert, wo die Verwandten und Patenkinder auf Besuch kamen“, erzählt Karl Eller weiter. Dass dann auchtraditonelle Gerichte auf den Tisch kommen, versteht sich freilich von selbst.

Leckerer Gründonnerstag. 

Der Gründonnerstag nimmt im christlichen Festkalender einen besonderen Rang in der ohnehin schon wichtigen Karwoche ein: An ihm wird des letzten Abendmahls Jesu mit den zwölf Aposteln gedacht. Angelika Kirchmaier, Tiroler Ernährungsexpertin und Autorin mehrerer Kochbücher, erzählt: „Als klassisches Gründonnerstagsessen gilt Spiegelei mit Spinat und Kartoffeln“. Und sie gibt gesunde Tipps für das traditionelle Gericht: 
Kartoffeln: Beim Kochen die Schale drauflassen und im Idealfall im Kelomat kochen – so behalten Kartoffeln bis zu 97 Prozent ihrer Vitamine.
Eier: Kirchmaier empfiehlt Bio-Freilandeier – sie haben, je nach Fütterung, den niedrigsten Cholesteringehalt.
Spinat: Am besten frischen Spinat verwenden. Ist nur tiefgefrorener erhältlich, nur naturbelassene Produkte wählen (Cremespinat oder fix-fertige Gerichte haben teils viele Kalorien und zahlreiche Zusatzstoffe).
www.angelika-kirchmaier.at 

Braten & Schinken. 

Über die Traditionsgerichte an den Ostertagen weiß Karl Eller: „Im bäuerlichen Bereich war es ein Braten mit Wurzelgemüsesorten, Knödeln, Kartoffeln und Sauerkraut. Der berühmte Osterschinken durfte natürlich auch nicht fehlen.“ Angelika Kirchmaier zelebriert diesen Brauch auch heute noch: „Bei uns gibt es immer irgend eine Art von Braten mit verschiedenen Beilagen und viel Salat. Uns ist dabei wichtig, dass das Fleisch für den Braten ausschließlich von Tieren aus Tirol oder dem angrenzenden Pinzgau stammt. Dazu gibt‘s dann noch eine Nachspeise und Kuchen in Form vom Osterlamm oder Osterhasen.“ Schmunzelnd verrät sie auch, warum ein Braten nicht nur gschmackig, sondern auch praktisch ist: „Der Braten bietet sich an, weil er ohne viel Zutun im Rohr vor sich hin schmoren kann. Knödelmassen z. B. lassen sich gut vorbereiten und im Dampfgarer dämpfen, Blaukraut kann am Vortag angesetzt werden. Für den Ostersonntag bleibt dann nur noch die Zubereitung des Salats, und der ist schnell gemacht.“

schinken
Traditionell kommt der Schinken im Brotteig eigentlich in Wien und Umgebung auf den Ostertisch – warum aber nicht auch einmal in Tirol probieren? 

Gebildebrote. 

Eine weitere wichtige Köstlichkeit zur Osterzeit war und ist das Festtagsgebäck: „Osterbrote, wie der Osterfleck, in Tirol als Fochaz bezeichnet, besonders aber traditionelle Gebildebrote dürfen beim Osterfest nicht fehlen“, erzählt Eller, und erklärt: „Denn Gebildebroten wurde früher eine heilende und kraftspendende Wirkung nachgesagt. Und sie waren typische Patengeschenke: Hennen für Mädchen, Brezen oder Hasen für Jungen.“

Rezept „Österliches Gebildebrot“: 

500 g Weizenmehl, 60 g Fett (Butter oder Margarine), 60 g Zucker, 1⁄4 l Milch (Zimmertemperatur), 1-2 Eigelb, 30 g Hefe, 5 g Salz, 4 g Vanille, 1 EL Rum, Zitronenschale (1/2 Zitrone), Rosinen zum Verzieren.
Zubereitung, Teig: Mehl, Zucker, Salz, Vanille & Zitronenschale vermischen. Hefe hineinbröseln, Eier, Fett (würfelig), Milch dazugeben und zu einem geschmeidigen Teig kneten (Teig sollte sich beim Kneten von der Arbeitsfläche lösen). Teigruhe: 1,5 bis 2 Stunden.
Formgebung (siehe Fotos): Teigmenge reicht für 1 Backblech (4 kleine, 3 mittelgroße oder2 große Gebildebrote). Formen abgedeckt ca. 20 Minuten stehen lassen.
Backen: Teigformen mit einem verquirlten Ei bestreichen, mit Hagelzucker oder Mandeln bestreuen. Bei ca. 175° im Backrohr je nach Größe 35 bis 40 Minuten backen (untere Schiene). 
Mehr Rezepte, Tipps & Arbeitsschritte: www.tirolereigenbroetler.at 

Die Kraft des Eies. 

Und was hat es mit dem klassischen Osterei auf sich? „Das bedeutsamste Sinnbild für das Erwachen der Natur, das zunehmende Wachstum und das Osterfest war das Ei. Denn in früheren Zeiten hatten die Hühner nach einer längeren Winterpause endlich wieder zu legen begonnen, das Ei war somit der sichtbare Inbegriff des Wachstums allen Lebens und der Kraft der Natur“, weiß der „Tiroler Eigenbrötler“. Und das Eierpecken ist seit jeher ein beliebter (Kinder) Spaß: „Noch heute wird kein Osterei vernascht, bevor man nicht ordentlich peckt. Und wenn einer ein Ei essen möchte, aber alle anderen nicht, wird trotzdem gepeckt“, lacht Kirchmaier.

Geschichte von Hase & Ei. 

Die Frage lautet hier nicht: „Wer war zuerst da: der Hase oder das Ei?“ In der österlichen Kulturgeschichte haben vielmehr beide ihre Berechtigung. Das Ei ist zum einen Sinnbild für das Erwachen der Natur, wie Karl Eller oben erklärt. Zum anderen ist es auch Symbol der Auferstehung Jesu Christi: Außen wirkt es kalt und tot, aus seinem Inneren aber erwächst neues Leben. Der Hase hingegen war aufgrund seines aktiven Paarungsverhaltens seit jeher Symbol der Fruchtbarkeit. Zudem kursiert diese Legende: Ambrosius von Mailand, Kirchenvater im 4. Jh., habe im Schneehasen, der sein Fell wechselt, ein Symbol für Verwandlung und Auferstehung gesehen.

Hase
Hase und Ei sind Sinnbilder des heutigen Osterfestes. 

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