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WKO Steiermark Präsident Josef Herk im Rahmen der Präsentation des Wirtschaftsbarometers
WKO Steiermark Präsident Josef Herk präsentiert die Ergebnisse des aktuellen Wirtschaftsbarometers.
WKO Steiermark Präsident Josef Herk präsentiert die Ergebnisse des aktuellen Wirtschaftsbarometers.
WKO Steiermark/Foto Fischer

Wirtschaftsbarometer: Klima bleibt frostig

14.12.2023 um 12:00, Patrick Deutsch
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Für die Wirtschaft bleiben die Zeiten herausfordernd.
Hohe Arbeitskosten und gleichzeitiger Arbeitskräftemangel sorgen für ein höchst frostiges Klima.

Die wirtschaftliche Lage in der Steiermark zum Ende des Jahres 2023 bleibt äußerst herausfordernd, wie das neueste Wirtschaftsbarometer der Wirtschaftskammer Steiermark (WKO Steiermark) offenbart. Die Abwärtsspirale der Konjunktur konnte noch immer nicht durchbrochen werden, und das Wirtschaftsklima wird als äußerst frostig eingestuft.

Taten statt Worte

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Der Ist-Stand zeigt einen Saldenwert von -61,2 Prozentpunkten, während die Erwartungen mit -65,8 Prozentpunkten nicht viel besser aussehen. "Wir brauchen jetzt eine Entlastung der Unternehmen", mahnen WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Sie fordern von der Politik "Taten statt Worte", insbesondere in Bezug auf die Lohnnebenkosten. Die gestiegenen Arbeitskosten bereiten 82,1 Prozent der befragten Unternehmen Sorgen, und 64,1 Prozent leiden weiterhin unter einem Arbeits- und Fachkräftemangel. "Leistung muss sich lohnen. Es kann nicht sein, dass der Staat der größte Nutznießer der hohen Kollektivvertragsabschlüsse ist. Dieser muss die Betriebe in Form einer Lohnnebenkosten-Senkung unterstützen", betonen Herk und Dernoscheg.

Pessimismus überwiegt

Die Zahlen aus dem Wirtschaftsbarometer sind alarmierend: 65,7 Prozent der 749 befragten Unternehmerinnen und Unternehmer sehen eine weitere Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftssituation. Nur 4,5 Prozent erwarten eine Entspannung. In Bezug auf das neue Jahr sind die Erwartungen ebenfalls düster, mit nur 3,5 Prozent, die Licht am Ende des Tunnels sehen, während 69,3 Prozent pessimistisch gestimmt sind. Nicht nur das allgemeine Wirtschaftsklima, sondern auch die Entwicklung der eigenen Unternehmen wird negativ bewertet.

Maßnahmen gefordert

Mit Ausnahme des Preisniveaus weisen sämtliche Saldenwerte negative Werte auf. Der Gesamtumsatz verzeichnet einen Rückgang von -9,6 Prozentpunkten, die Auftragslage zeigt einen Negativsaldo von -24,0 Prozentpunkten, und Investitionen sowie Beschäftigung fallen ebenfalls negativ aus. Angesichts der angespannten Lage fordern Herk und Dernoscheg entschiedene Maßnahmen von der Politik, insbesondere eine Senkung der Lohnnebenkosten.

Schwierige Bedingungen

Die größten Sorgen der steirischen Wirtschaft sind die hohen Arbeitskosten (82,1 Prozent), gefolgt von Arbeits- und Fachkräftemangel (64,1 Prozent), Inflation (57,1 Prozent) und hohen Energie- und Rohstoffpreisen (53,9 Prozent). Die Situation spiegelt sich auch in den Regionen der Steiermark wider, wo das Wirtschaftsklima ebenfalls herausfordernd bleibt. Die Unternehmen in Liezen sind vergleichsweise optimistischer, während die Süd-/Weststeiermark besonders pessimistisch gestimmt ist. Die verschiedenen Betriebsgrößenklassen zeigen unterschiedliche Geschäftslagen. Ein-Personen-Unternehmen (EPU) sind etwas optimistischer, während Kleinunternehmen, Mittelunternehmen und insbesondere Großunternehmen mit schwierigen Bedingungen zu kämpfen haben.

Forderungen der Wirtschaft

Die steirische Wirtschaft fordert von der Politik Maßnahmen zur Senkung der Lohnnebenkosten, Konjunkturimpulse, leistbare Energiekosten und Maßnahmen zur Fach- und Arbeitskräftesicherung. Die Wirtschaftslage bleibt vorerst anspruchsvoll und erfordert entschlossenes Handeln.

KONJUNKTUR: Impulse setzen

  • Lohnnebenkosten senken
  • Konjunkturpaket für die Bauwirtschaft schnüren
  • Investitionsimpulse setzen, keine neuen Belastungen
  • Maßnahmen zur Verfahrensbeschleunigung

ENERGIEKOSTEN: Leistbare Energie für den Standort sichern

  • Abkehr von Verknappungspolitik durch Technologieneutralität im Energiebereich
  • Heimische Energiepotenziale erschließen
  • Netztarif-Strukturperiode 2024+ für Reformen nutzen
  • Steuern auf Energie abschaffen bzw. temporär senken
  • Klima- und Energiepolitik mit Maß und Ziel

FACHKRÄFTE: Maßnahmenpaket zur Fach- und Arbeitskräftesicherung umsetzen

  • Qualifizierte Zuwanderung: Weitere RWR-Card-Reform für Fachkräfte aus Drittstaaten nach deutschem Vorbild
  • Mobilisierung des heimischen Arbeitskräftepotenzials: überregionale Vermittlung for-cieren, Reform des Arbeitslosengeldes, Ausbau der Kinderbetreuung, Bonus-Modell für Senioren, Einführung Teilkrankenstand etc.
  • IFO – Internationale Fachkräfteoffensive AREA SUED: Jahrhundertchance Koralmbahn nutzen
  • Infrastruktur-Bottlenecks beseitigen: Ausbau Phyrn-Schober-Achse und Graz-Bruck sowie 3-spuriger Ausbau der A9
  • Ausgleichsmaßnahmen in peripheren Regionen: Ausbau S-Bahn-System Klagenfurt – Aichfeld & Vollausbau B317 – S37
  • Öffentlicher Verkehr: Taktung in beiden Bundesländern optimieren – regionale Busli-nien und S-Bahn-Verbindungen bis 2025 sicherstellen

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