Direkt zum Inhalt
Weekend Magazin Steiermark/Facebook

Grazer Unternehmer erntet Shitstorm nach Impfung

22.03.2021 um 14:30, Cornelia Scheucher
min read
Mit einem Video über seine Impfung löste ein bekannter Grazer Unternehmer gestern einen Shitstorm aus. Viele fragen sich nun erneut: Werden gewisse Leute beim Impfen bevorzugt?

Es begann mit einem Video und endete in einem Shitstorm: Weil ein bekannter Grazer Unternehmer jetzt schon mit AstraZeneca geimpft wurde, obwohl er weder Risikopatient noch alt genug sei, gingen gestern die Wogen auf Facebook hoch. Aber zurück zum Anfang:

Der Unternehmer postete auf der sozialen Plattform ein Video, in dem er erklärte, dass er bereits geimpft wurde. Gleichzeitig beantwortete er im Video einige Fragen, zum Beispiel, wieso er schon geimpft wurde, ob er Angst hatte, welche Nebenwirkungen sich bemerkbar machten und etc. Der Grund für die Impfung? Die frühe Anmeldung und die Tatsache, dass sich im direkten Umfeld des Unternehmers eine schwangere Frau befindet. So weit, so gut, doch das Video löste eine Kommentarflut aus. Viele waren erbost, verärgert oder zornig, vor allem, weil sie selbst (einige davon Risikopatienten) oder ältere Menschen in ihrem Umfeld (Eltern, Schwiegereltern etc.) auch schon seit Februar für die Impfung angemeldet sind, den Termin aber erst in nächster Zeit oder noch gar nicht haben. 

Bevorzugt beim Impfen?

Stimmt es also, dass gewisse Leute beim Impfen bevorzugt werden? "Nein", dementiert Michael Koren, der Impfkoordinator der Steiermark. Begleitpersonen von Schwangeren hatten aber die Möglichkeit, sich vor kurzer Zeit impfen zu lassen, einfach, um die Gesundheit der Mutter und des Kindes zu gewähren. Als Nachweis musste entweder ein Mutter-Kind-Pass mitgebracht oder das Nahverhältnis zur werdenden Mutter bestätigt werden. "Dass zum Beispiel Arbeitskollegen von Schwangeren bereits jetzt zur Impfung antreten konnten, war nicht vorhergesehen. Ich kann aber nicht ausschließen, dass es in einigen Fällen nicht doch so war. Wir haben auf jeden Fall unser bestes getan", meint Koren. Dass der steirische Unternehmer jetzt schon sein "Jaukerl" bekam, könnte aber noch von einem weiteren Faktor abhängen: dem Unmut der Bevölkerung gegenüber Astra. Die verwirrenden Meldungen, die Todesfälle, die nicht im Zusammenhang damit stehen und die derzeitige Diskussion haben den Impfstoff in Verruf gebracht. Viele wollen ihn jetzt nicht mehr. "Statt angemeldet 7800 Personen haben nur 4300 den Termin wahrgenommen", erklärt Koren zum Thema. Wer weiß, vielleicht war der Unternehmer auch einfach nur zu richtigen Zeit am richtigen Zeitpunkt.

Der Steirer ist auf jeden Fall bekennender Impfbefürworter und spricht sich im Video durchaus für die Impfung und für AstraZeneca aus. Dass viele Risikopatienten und Senioren noch immer auf einen Impftermin warten, ist zwar nicht richtig und zeugt (leider) von einer schlechten Koordinierung, es ist aber auch nicht richtig, andere deswegen an den Pranger zu stellen. 

more