25 Jahre Kaprun: Das Unglück bleibt unvergessen
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Am Dienstag jährt sich eine der größten Katastrophen der österreichischen Nachkriegsgeschichte zum 25. Mal: der Brand in der Kapruner Gletscherbahn. Am 11. November 2000 kamen 155 Menschen ums Leben, als in der Standseilbahn, die auf das Kitzsteinhorn fährt, ein Feuer ausbrach. Nur zwölf Personen überlebten das Inferno.
Zum Jahrestag findet, wie jedes Jahr, ein ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Nähe der Talstation statt. Erwartet werden neben Angehörigen auch Vertreter der Gletscherbahnen, der Einsatzorganisationen und der Gemeinde Kaprun. Für viele der Betroffenen bleibt der Schmerz auch ein Vierteljahrhundert später spürbar.
Ein Samstag, der alles veränderte
Es war ein sonniger Novembermorgen, als der Zug mit dem Namen „Kitzsteingams“ kurz nach 9.00 Uhr in Richtung Bergstation startete. Nur wenige Minuten später geriet im Führerhaus ein Heizstrahler in Brand. Aus einer beschädigten Hydraulikleitung trat Öl aus, der Funke entzündete eine Feuerwalze, die sich durch den engen Tunnel fraß.
Durch den Kamineffekt breitete sich der Rauch explosionsartig nach oben aus. Die meisten Passagiere hatten keine Chance, zu entkommen. In der Katastrophe starben 150 der 162 Fahrgäste, zwei Personen im entgegenkommenden Zug „Gletscherdrachen“ sowie drei weitere in der Bergstation.
Opfer aus acht Nationen
Die Opfer kamen aus insgesamt acht Ländern. 92 Österreicher, darunter zahlreiche Mitarbeiter der Gletscherbahn, verloren ihr Leben. Weitere 37 Deutsche, zehn Japaner und acht US-Amerikaner starben, ebenso wie Opfer aus der Schweiz, den Niederlanden, Slowenien und Großbritannien.
Besonders betroffen war eine Gruppe aus Bayern: Ein Skiclub aus der Oberpfalz war mit mehr als 30 Mitgliedern angereist. Nur zwölf von ihnen überlebten, 20 verloren ihr Leben. Acht Kinder wurden zu Vollwaisen, sechs weitere verloren einen Elternteil. In der Gemeinde Vilseck wurde später eine Stiftung gegründet, um die betroffenen Familien langfristig zu unterstützen.
Keine Schuldigen vor Gericht
Die Katastrophe führte zu einem der größten Strafverfahren der österreichischen Justizgeschichte. 16 Personen, darunter Techniker, Betriebsleiter und Hersteller, wurden angeklagt. Doch am Ende wurden alle freigesprochen. Für viele Angehörige blieb die juristische Aufarbeitung unbefriedigend. Bis heute können sie nicht verstehen, dass niemand für die Tragödie verantwortlich gemacht wurde.
Kaprun heute
Ein Vierteljahrhundert nach dem Unglück hat sich Kaprun verändert. Die Gletscherbahnen investierten massiv in neue Sicherheitskonzepte und Infrastruktur. Moderne Zubringerlifte, zusätzliche Evakuierungswege und digitale Überwachungssysteme gehören inzwischen zum Standard.
Wirtschaftlich geht es der Region gut: Im Geschäftsjahr 2022/23 verzeichneten die Gletscherbahnen rund 1,3 Millionen Gäste und einen Jahresüberschuss von knapp neun Millionen Euro bei einem Umsatz von 64 Millionen. Damit zählt Kaprun heute zu den finanzstärksten Gemeinden Österreichs.