Artenvielfalt: 35 Jahre gelebter Naturschutz im Pinzgau
Inhalt
Was mit einem selbstgebauten Froschzaun begann, entwickelte sich zur Herzensangelegenheit hunderter Menschen im Pinzgau: Seit 35 Jahren setzt sich die Biotopschutzgruppe für den Schutz bedrohter Lebensräume ein. Ob Tümpel, Moore oder Feuchtwiesen – mit viel Einsatz, Spenden und Eigeninitiative wurde aus einer Einzelaktion ein Netzwerk zum Erhalt der Artenvielfalt. Obmann Hans Kapeller blickt zurück auf bewegte Jahrzehnte.
Von der Straße ins Feuchtgebiet
Anfang der 1980er Jahre entwickelte Hans Kapeller gemeinsam mit seiner Frau einen mobilen Froschzaun, um die alljährliche Amphibienwanderung zwischen Fürth und Piesendorf zu sichern. Doch bald erkannte er, dass es nicht genügte, Tiere zu retten, wenn ihre Laichgewässer verschwanden. Drainagierte Feuchtwiesen und zugeschüttete Tümpel bedrohten den Fortbestand ganzer Populatio nen. Kurzerhand wurde ein kleiner Tümpel auf eigene Kosten angelegt – der Startschuss für ein viel größeres Projekt.
Spenden und Taten
Die Idee, für den Biotopschutz ein eigenes Konto zu eröffnen und monatlich Geld zur Seite zu legen, fand rasch Unterstützer. Mit Freunden, Kollegen und Gleichgesinnten wurde die „Biotopschutzgruppe Pinzgau“ gegründet. Heute zählt sie 15 aktive und rund 700 unterstützende Mitglieder. Über die Jahre wurden rund 300.000 Euro gesammelt – hauptsächlich durch eine Dauerauftragsaktion, bei der viele Naturliebhaber mit kleinen Beträgen mithelfen.
Ein Meilenstein
Besonders eindrucksvoll war das Projekt „Schlosserteich“ in Uttendorf. Ein ehemaliger Fischzuchtteich stellte für Molche & Kaulquappen eine tödliche Falle dar. Der Besitzer wurde überzeugt, den Grund zu verkaufen, eine „Quadratmeter-Aktion“ wurde gestar tet – 50 Schilling pro m². Innerhalb weniger Wochen kamen 400.000 Schilling zusammen. Heute ist der Teich im Besitz des Naturschutzbundes, die Fläche dient wie der ihrer ursprünglichen Aufgabe: dem Leben. Jedes Frühjahr verwandelt sich das 8.000-m²-Areal in ein Paradies für tausende Grasfrösche, Erdkröten und Trollblumen.
Es war klar, dass es nicht ausreichte, nur Tiere zu retten, wenn ihre Lebensräume verschwinden. Denn jedes Leben zählt.
Mehr als 80 Schutzgebiete
Mittlerweile betreut die Gruppe 80 Projektgebiete – von Hochmooren über Auwälder bis zu selten gewordenen Feuchtwiesen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden rund 130 Teiche angelegt – viele davon durch Muskelkraft, Begeisterung und ehrenamtliche Arbeit. Zusätzlich sorgt die Gruppe jedes Frühjahr für den Amphibienschutz entlang von Straßen: Mit mobilen Froschzäunen und Eimern werden Tiere vor dem Überfahren bewahrt. Über 25.000 Frösche und Kröten wurden allein heuer gerettet – ein stiller Erfolg, der vielen verborgen bleibt.
Info
Unterstützer und Helfer sind jederzeit willkommen. frosch.kapeller@sbg.at
Auszeichnungen:
- Naturschutzpreis Land Salzburg
- Stiegel Umweltpreis
- Großglockner Hochalpenstraße Umweltpreis
- Goldene Krone