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Räuchern ist ein alter Brauch und fixer Bestandteil in der Vorweihnachtszeit.
Räuchern ist ein alter Brauch und fixer Bestandteil in der Vorweihnachtszeit.
iStock.com/Patrick Daxenbichler

Oberösterreichische Bäuerinnen verraten ihre schönsten Adventbräuche

10.12.2021 um 12:10, Conny Engl
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Tradition und Brauchtum begleiten uns vor allem in der schönsten Zeit des Jahres, im Advent und rund um Weihnachten. Vier oberösterreichische Bäuerinnen im OÖ Bauernbund erzählen von ihren Bräuchen zuhause. Auch ein Rezept für einen Germteig-Wacka wird verraten.

Rund um Weihnachten besinnen wir uns aufs Wesentliche – Zeit mit der Familie, mit Menschen, die wir lieben, zu verbringen. Auch wenn das Brauchtum durch die Corona-Pandemie etwas eingeschränkt ist, lassen sich Bräuche im kleinen Kreis praktizieren. „Bräuche verbinden, sie erhalten und stiften Gemeinschaft und unterbrechen das Einerlei des Alltags“, sagt Landesbäuerin Johanna Haider. Sie und ihre Bezirksbäuerinnen-Kolleginnen aus dem Mühlviertel stellen ihre Bräuche vor.

Barbarazweige

Zugegeben: Zum Abschneiden der Barbarazweige ist es schon etwas spät. Dies sollte bereits am Namenstag der heiligen Barbara, am 4. Dezember, erfolgt sein. Wenn man aber will, dass die Zweige bis zum oder am Christtag aufblühen, „kann man mit ein paar Tricks noch ein bisschen nachhelfen“, verrät Barbara Payreder, Bezirksbäuerin von Perg. Der Brauch zu Ehren ihrer Namenspatronin hat in ihrer Familie eine große Bedeutung, sowie generell die Namenstag.

Das vermeintliche Wunder der Natur, nämlich Blüten im Winter hervorzubringen, soll das Wunder der Heiligen Nacht verdeutlichen. – Barbara Payreder

Wie kann man dem Glück also ein bisschen nachhelfen? „Optimal ist es, wenn es vor dem Schneiden der Zweige bereits Frost gegeben hat. Und wenn nicht, kann man die Zweige für ein paar Stunden ins Gefrierfach legen. Die Vase mit den Zweigen sollten dann nicht zu warm stehen. Die Enden der Zweige soll man regelmäßig anschneiden, um die Wasseraufnahmefähigkeit zu verbessern und das Wasser sollte zumindest alle drei Tage gewechselt werden“, gibt Payreder Tipps, damit aus den Knospen rechtzeitig Blüten hervorkommen.

Räuchern

Das Räuchern ist eines der ältesten Rituale, die es gibt. Johanna Haider, Landesbäuerin und Bezirksbäuerin von Urfahr, erklärt: „Es soll vor dem Bösen schützen und Haus und Hof reinigen. Und außerdem haben der Duft und die Zeremonie des Räucherns eine sehr entspannende Wirkung auf uns.“ Zu Weihnachten ist natürlich Weihrauch ein beliebtes Räuchermittel, oder auch Myrrhe. Mit getrockneten Kräutern wie Salbei, Johanniskraut, Beifuß oder Misteln kann ebenfalls geräuchert werden.

Räuchern soll vor dem Bösen schützen und Haus und Hof reinigen. – Johanna Haider

In Johanna Haiders Familie wird an den vier wichtigsten Raunächten geräuchert: Am 21.12. (längste Nacht), am 24.12. (Christnacht), am 31.12. (Silversternacht) und am 5.1. (Dreikönigsnacht). „Mit der Räucherschale geht man durch jeden Raum des Hauses, und zwar so lange, bis der Rauch im Raum steht. Beim Reinigen darf und soll der Rauch richtig aufgehen, damit sich alles lösen kann. Kurz einwirken lassen und nachfolgend ausgiebig lüften“, gibt Haider Tipps zum „erfolgreichen“ Räuchern.

Germteig-Wacka zum Christtagsfrühstück

Am Hof von Johanna Miesenberger, Bezirksbäuerin von Freistadt und Bundesratsabgeordnete, ist es Brauch, am 25. Dezember einen sogenannten „Germteig-Wacka“ zum Frühstück zu kredenzen. Der Germteig wird dazu am 24. Dezember schon zeitig in der Früh gemacht, da er ausgiebig rasten muss. Das Rezept reicht für zwei „Modln“ – „das sind Steingut-Gugelhupf-Formen, die dem Wacka die traditionelle Form geben und obwohl nicht alle Rosinen lieben: Bei diesem Rezept gehören sie einfach dazu“, beteuert Miesenberger. Das Rezept hat sie von ihrer Mutter, die trotz der vielen Arbeit diese Tradition immer hochgehalten hat, „und ich führe sie nun weiter“, sagt Miesenberger.

Jeder von uns verbindet mit den Bräuchen Kindheitserinnerungen. So haben wir mit überlieferten Brauchtümern immer ein Stück Heimat in uns. – Johanna Miesenberger

Das Rezept

Zutaten:
1 kg Mehl, 25 dag Zucker, 2 Pkg. Vanillezucker, 1 Pkg. Frischgerm - Dampferl machen, 1 Pkg. Trockengerm, 2 ganze Eier, 8 Dotter, 25 dag Butter, 3 Eßl. in Rum eingelegte Rosinen, 2 geriebene Zitronenschalen, 1⁄2 l warme Milch – Butter darin zergehen lassen

Zubereitung:
Trockene Zutaten vermischen. Mit Eiern, Dotter, Dampferl, Milch-Butter- Gemisch einen geschmeidigen Germteig bereiten. Rosinen untermengen. Teig gut gehen lassen und in zwei befettete Gugelhupfformen geben. Bei 160 Grad ca. 45 Minuten backen. Aus der Form stürzen und mit Staubzucker bestreuen.

Raunachtsingen

Von einem besonderen Brauch erzählt Michaela Märzinger, Bezirksbäuerin von Rohrbach. In Nebelberg gibt es das verheißungsvolle „Raunachtsingen“, das nicht nur ein Singen, sondern ein ganzes Schauspiel ist. Im Mittelpunkt steht der Spruch „Glück herein, Unglück hinaus.“ Natürlich ist also bei diesem Brauch die Abwehr von bösen Geistern und der Wunsch eines glücklichen neuen Jahres der „Zwecks“ des Brauches. Es hat aber auch einen ganz banalen Hintergrund. Besonders viel Glück soll es nämlich bringen, wenn die Überbringer der Wünsche – was vor allem ärmere Menschen waren – mit reichlich gutem Essen beschenkt wurden.

Die lustigen Gestalten des Nebelberger Raunachtsingens sollen böse Geister vertreiben und Glück fürs neue Jahr bringen. – Michaela Märzinger

Etwa 70 Figuren sind daran beteiligt: Vom Guckkastenmann mit seinem „Weib“, über den Platzmacher, den Vorausgehern, den Sterntreibern, usw. werden von all diesen lustigen und grotesken Gestalten Sprüche vorgetragen und dann das Raunachtslied gesungen. Dann kommen noch die „Zitherer“, die mit ihren Instrumenten Gstanzl'n zum Besten geben und dabei auch so manchen Schabernack der Leute im Ort „ausplaudern“. Über die Bühne geht der Brauch am Tag vor dem Fest der Heiligen Drei Könige. Einziges Manko bzw. was das Schauspiel noch ein bisschen besonderer macht: Das Raunachtsingen gibt es in Nebelberg nur alle zehn Jahre – das nächste Mal im Jänner 2030.

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