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Roland Weihrauch / dpa / picturedesk.com

Chaos bei Corona Massentest: Linz zieht Reißleine

04.12.2020 um 09:22, Lukas Steinberger-Weiß
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Die Stadt Linz unter SPÖ Bürgermeister Klaus Luger berichtet von chaotischen Zuständen bei den geplanten Massentestungen für Lehrer und Kindergärtner. Und zieht jetzt die Reißleine - das EDV-System des Bundes wird nicht verwendet.

Empört zeigt sich Bürgermeister Klaus Luger angesichts des fortgesetzten Missmanagements der Corona-Krise im Gesundheitsministerium: „Würde man sich dort weniger auf den nächsten Auftritt bei Pressekonferenzen vorbereiten und sich stattdessen mehr auf die Sacharbeit konzentrieren, stünde Österreich in der Pandemiekrise wohl besser da“, so das Linzer Stadtoberhaupt. „Seit einigen Monaten zeigte uns Minister Anschober beinahe täglich, dass er hohen Wert auf Selbstdarstellung legt. Sein Krisenmanagement hingegen wurde von Tag zu Tag inferiorer, es manifestiert sich der Eindruck, dass er und sein Team mit der eigentlichen Arbeit im Gesundheitsministerium schlichtweg überfordert sind“, so Bürgermeister Klaus Luger. 

Beispiel 1: die Vorbereitungsarbeiten zu den Massentests: „Statt der angekündigten EDV-Lösung liefert das vom Bund beauftragte A1-Tochterunternehmen neue Probleme“, sieht sich Bürgermeister Klaus Luger in seinen anfänglichen Befürchtungen bestätigt. Bekanntlich sind durch ein Datenleck Anmeldedaten an Dritte weitergegeben worden.

Beispiel 2: Jetzt entstand durch einen Fehler der Softwarefirma des Gesundheitsministeriums das nächste Chaos: „Für die Tests der PädagogInnen dieses Wochenende haben wir in Zusammenarbeit mit dem Land ausreichend Kapazitäten für die avisierten 28.000 Tests aufgebaut. Pro Teststation können stündlich 25 Personen getestet werden, laut Rotem Kreuz liegt die absolute Grenze der gerade noch zu bewältigenden Menge bei 30 Personen pro Station und Stunde“, erklärt Bürgermeister Klaus Luger.

Leider hat der Bund die Anmeldemöglichkeit zu früh auch für Nicht-PädagogInnen geöffnet und 60.000 statt der geplanten 28.000 Termine vergeben. „Auf jede Station kämen dadurch statt der geplanten 25 bzw. maximal 30 Personen pro Stunde plötzlich 48 zu – der Stau auf der Teststraße ist vorprogrammiert“, ärgert sich Luger über das neuerliche Anschober-Chaos.

Beispiel 3: Als ob diese Pannenserie nicht schon ausreichte, ermöglichte die Ministeriums-App Anmeldungen für PädagogInnen bereits für heute, 4. Dezember. Bürgermeister Luger wurde darüber heute um 8.00 morgens informiert, dass bereits erste LehrerInnen mit reservierten Slots vor dem Design Center stünden. „Es ist unvorstellbar, in welchem Ausmaß der Herr Gesundheitsminister und seine Bürokratie überfordert sind. Das ist eine Verhöhnung all jener, die vor Ort Großartiges leisten“, sagt das Linzer Stadtoberhaupt.

Luger zieht im Hinblick auf die Massentestungen jedenfalls die Reißleine. Diese Tests ab 11. Dezember werden jedenfalls dank des mit dem Land abgestimmten „Plan B“ mittels eigener IT ablaufen: „Zum Glück sind wenigstens hier vor Ort echte Profis am Werk. Bundesheer, Rotes Kreuz, Samariterbund und tausende Freiwillige leisteten bereits jetzt hervorragende Arbeit in der Vorbereitung. Sie und die Testwilligen sind die eigentlichen Leidtragenden des Unvermögens des Gesundheitsministeriums“, schließt Bürgermeister Klaus Luger.

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