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Baden
Damen-Schwefelvollbad im Herzogshof.
Damen-Schwefelvollbad im Herzogshof.
Stadtarchiv Baden

So war die Kur in Baden bei Wien

19.04.2023 um 12:05, Andi Dirnberger
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„Wir riechen ihn nicht“, sagen die echten Badener Schwefelkinder über den Schwefel, ohne den die Kurkultur in Baden bei Wien undenkbar wäre.

Die Ausstellung „Aufbaden–Abbaden. Kurkultur in Baden“ im Kaiserhaus Baden taucht bis 5. November 2023 nach Kurgeschichten bis ins 18. Jahrhundert und lässt Stimmen aus dem heutigen Baden zu Wort kommen. Historische Reiseführer und Kurlisten, kunstvolle Stiche, Schwefelsteine, kuriose Turn- und Therapiegeräte sowie frühe Filmaufnahmen und Fotografien erzählen von der Entwicklung der Badekultur und des Kurtourismus.

Baden
Kuratorin Beatrice Jaschke und Gestalterin Stefanie Muther.

Eintauchen in die Kurkultur

Der Ausstellungsrundgang in sechs Räumen lädt ein, dem Ablauf eines Kuraufenthalts zu folgen: vom Ankommen in der Kurstadt, über das Aufbaden im Schwefelbecken, dem Anwenden im Wasser und im Turnsaal und dem Ausgehen im Kurpark, bis hin zum Abtauchen im Einzelbad, um schließlich im Strandbad wieder aufzutanken. Die historischen Räumlichkeiten des Kaiserhauses wurden mit einfachen Mitteln, nachhaltigen Materialien und einem besonderen Farbkonzept zu überraschenden Badearchitekturen verwandelt. Ein breites Angebot zur Interaktion und Hörstationen mit Zeitzeugenberichten, Interviews und Kurmusik runden das Eintauchen in die Kurkultur auf vielfältige Weise ab.

Baden
Badekleid aus 1917.

Die Kur als sozialer Treffpunkt

Eine erfolgreiche Kur bedeutet neben den Anwendungen auch ausreichend Bewegung im Freien und ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm. Der Kurpark ist Dreh‐ und Angelpunkt des gesellschaftlichen Aspekts des Kurens. „Lido‐Atmosphäre“ bringt das 1926 in nur 80 Tagen erbaute Strandbad nach Baden. Mit einem in Österreich einzigartigen künstlichen Sandstrand für etwa 2.000 Personen, zwei Schwimmbecken zu je 50 Metern Länge, Sprungbrettern und einem 10‐Meter‐Turm soll es Baden nach dem 1. Weltkrieg wieder zum Weltkurort machen. Bademoden aus den 1920er und 30er Jahren machen den Wandel zum Zweckhaften und den sich anbahnenden Körperkult deutlich.

Baden
Das Badener Strandbad mit künstlichem Sandstrand wurde 1926 eröffnet.

Heute sind 15 Minuten empfohlen

Während heute dazu geraten wird, circa 15 Minuten pro Tag im Schwefelwasser zu verbringen, baden Kranke und Kurgäste in den vergangenen Jahrhunderten oft viele Stunden täglich im warmen Wasser. Gegenwärtig liegt der medizinische Schwerpunkt der Kur in Baden auf der Behandlung von Beschwerden des Stütz‐ und Bewegungsapparates sowie rheumatischen Erkrankungen.

Baden
Anno 1927 wurde noch stundenlang im Schwefelbecken gebadet.

Lebensgefühl und Lebensqualität in Baden

Bürgermeister Dipl.‐Ing. Stefan Szirucsek: „Die Ausstellung „Aufbaden – Abbaden. Kurkultur in Baden“ stellt die Badekultur einer großen europäischen Kurstadt vor. Der Kuraufenthalt diente dazu gesund zu bleiben oder gesund zu werden. Das reichhaltige Unterhaltungsangebot in Baden machte die Kur zu einer Erholung für Körper und Geist und zu einem gesellschaftlichen Erlebnis. Das ist in der Kur‐ und Kulturstadt Baden noch heute lebendig und spürbar und macht das besondere Lebensgefühl und die Lebensqualität in Baden aus.“

 

Die Ausstellung ist bis 5. November 2023 im Kaiserhaus in Baden, Hauptplatz 17 zugänglich. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt beträgt Euro 8,00, für Schüler und Senioren gibt es Ermäßigungen, die NÖ Card wird für einen freien Eintritt akzeptiert.

Baden
Über sechs Räume verteilt sich die Ausstellung zur Badekultur in Baden.

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