Erste große Liebe: Warum man sie nicht vergisst
Dieses Kribbeln im Bauch. Der Moment vor dem ersten Kuss, in dem der Atem stockt und man das Gefühl hat, die Welt steht still. Das pausenlose Kichern, als wäre man bescheuert. Und dann pocht das Herz so laut, dass man meint, man könnte es in Dschibuti hören: die erste große Liebe. Alles war neu, aufregend, spannend - kurz gesagt: wunderschön. Und bei Ihnen war es wahrscheinlich ähnlich. Denn eines haben wir alle gemeinsam: Wir erinnern uns hauptsächlich an die guten Momente unserer ersten Liebesbeziehung und blenden Negatives aus.
Der Zauber von damals
Und das hat seine Gründe. Johann Wolfgang von Goethe wusste bereits vor langer Zeit: "Die erste Liebe (...) sei die einzige, denn in der zweiten und durch die zweite geht schon der höchste Sinn der Liebe verloren." Gemeint ist damit die Unendlichkeit, an die man zunächst noch fest glaubt. Denn erst mit der Trennung wird diese Illusion zerstört und man merkt: Liebe hält leider doch nicht immer und ewig.
Mit nichts zu vergleichen
Lieben, also ob man noch nie verletzt wurde - das konnten wir damals, denn wir waren durch keine schlechten Erfahrungen vorbelastet. Dazu kam die jugendliche Hormon-Überdosis, die dazu beiträgt, dass sich Jugendliche Hals über Kopf auf den anderen einlassen und die Liaison ganz ohne Bedenken und Zweifel leben. Der wichtigste Grund, warum das erste mal so schön ist: Es gab nichts, mit dem man den ersten Kuss oder die erste gemeinsame Nacht vergleichen konnte. Obwohl viele von uns die erste Liebe glorifizieren und wehmütig an sie zurückdenken, dürfen wir aber zweifellos annehmen, dass sie gar nicht so perfekt war, wie sie in unserer Erinnerung abgespeichert ist. Experten wissen: Das Gehirn neigt dazu, die negativen Erinnerungen zu verdrängen bzw. positiver darzustellen, als sie tatsächlich waren.
Gut fürs Ego
Die erste ernsthafte Beziehung wirkt außerdem wie ein Katalysator auf unsere Persönlichkeit. Denn, so Psychologen: Bei der ersten großen Liebe suchen wir uns unbewusst einen unserer Elternteile. Je nachdem, wie die erste Liebe verläuft, prägt sie uns. Verläuft sie positiv, werden wir uns wieder einen ähnlichen Partner suchen, verläuft sie negativ - und wir sind reflektiert genug -, werden wir uns beim nächsten Mal das Gegenteil suchen. Einem tut die ersten Liebe aber auf jeden Fall gut: unserem Ego. So ist die erste Beziehung ist unsere erste Liebeserfahrung außerhalb der Stammfamilie. Zum ersten Mal liebt uns jemand, der nicht Mama oder Papa ist, um unserer selbst willen.
Unausgesprochen
Eine Bloggerin aus Kalifornien hat mit einem Projekt auf die große Bedeutung der ersten Liebe aufmerksam gemacht. Unter dem Namen "Unsent Project" sammelte Rora Blue Nachrichten, die Menschen ihrer ersten Liebe schicken würden, es aber nie getan haben. Das Ergebnis: Über 26.000 Einsendungen, die so ziemlich alle Emotionen abdecken: Trauer, Wut, Enttäuschung, Frust. An einen gewissen James schrieb seine Verflossene: "Wenn ich deine Augen nicht sehen kann, möchte ich meine nicht öffnen", eine andere gab zu: "Ich fürchte mich davor, dass du jemand anderen findest." Eine weitere Teilnehmerin reagierte hingegen ganz positiv: "Du bist immer noch eine meiner besten Entscheidungen."
Trend: Rekindling
Bei wem jetzt die Sehnsucht aufkommt, seine erste große Liebe endlich wiederzusehen, der hat heutzutage die besten Chancen. Das Internet macht den Trend "Rekindling" (Wiederbelebung) möglich. In Amerika gibt es sogar Websiten wie www.reunion.com oder www.lostlovers.com, die dezidiert darauf ausgerichtet sind, Liebschaften aus der Schulzeit ausfindig zu machen.
Vergangenheit ruhen lassen
Die Idee, seine erste Liebe wiederzutreffen, klingt spannend. Ob sie die eigenen Sehnsüchte wirklich erfüllen kann, bleibt zu bezweifeln. Denn eines ist sicher: Für die erste Liebe gibt es keine zweite Chance. Sie ist zwar etwas ganz Besonderes, aber vor allem auch eines: vorbei.