Ewig jung: Warum das Genre "Coming of age" nicht altert
Inhalt
- Riesiger Erfolg der Hit-Serie
- Nostalgie lässt grüßen
- Herzschmerz in Colorado
- Neue Perspektiven
- Buch-Bestseller
- Dauerbrenner
Seit sie ein kleines Mädchen ist, reist Belly Conklin jedes Jahr mit ihrer Mutter Laurel und ihrem Bruder Steven nach Cousins Beach. Gemeinsam mit Susannah Fisher und ihren Söhnen Conrad und Jeremiah verbringen sie dort jeden Sommer im Strandhaus der Fishers. So weit, so unaufregend. Doch in dem Sommer, in dem Belly endlich 16 wird, scheint sich alles zu verändern. Ihr langjähriger Crush Conrad – der ältere Bruder – scheint endlich auf sie aufmerksam zu werden. Doch auch Jeremiah hat ein Auge auf Belly geworfen. Zwischen Spaziergängen am Strand, Poolpartys, Lagerfeuern und endlosen Nächten entwickelt sich ein Liebesdreieck und plötzlich dreht sich alles nur mehr um eine Frage: Team Conrad oder Team Jeremiah?
Riesiger Erfolg der Hit-Serie
Was banal klingt, hat die Zuseher der Amazon Prime Serie nun insgesamt drei Sommer lang beschäftigt. Und zwar mit riesigem Erfolg. Von Juli bis September wurden die Folgen der dritten und letzten Staffel von "Der Sommer, als ich schön wurde" im Wochentakt veröffentlicht und seitdem hat sich um die Serie ein Hype entwickelt, der seinesgleichen sucht. Prime Video verzeichnete in der ersten Woche nach Start von Staffel drei bereits 25 Millionen Zuseher weltweit. Auf Instagram und TikTok wurde eifrig diskutiert, welcher der beiden Brüder nun der Richtige für Belly sei. In Lokalen fanden Watch Partys statt und Conrad-Darsteller Christopher Briney avancierte in nur zwei Monaten zum Leonardo DiCaprio der Gen Z. Der Mittwoch wurde für die Girls zum neuen Freitag. Doch warum ist die Serie so erfolgreich?
Nostalgie lässt grüßen
Das Zauberwort lautet "Coming of age". Die Serie beschäftigt sich mit dem Erwachsenwerden und all den Themen, die dazu gehören: die erste Liebe, Freundschaften, Herzschmerz, Krach mit der Familie und vielen dummen und noch dümmeren Entscheidungen. Diese Mischung gefällt nicht nur Jugendlichen, die sich mit den Charakteren identifizieren können, sondern auch Millenials. Während Belly versucht, ihrem Herzen zu folgen, fühlen sich die erwachsenen Zuseher kurz wieder wie Teenager. Hallo Nostalgie. Und vor allem mit diesem Gefühl weiß "Der Sommer, als ich schön wurde" bestens zu spielen. Die Szenerie (ein Haus am Meer), das Kleinstadt-Feeling und der wahnsinnig gute Soundtrack machen den Sommer quasi greifbar und erinnern an die Leichtigkeit der warmen Jahreszeit.
Herzschmerz in Colorado
Doch nicht nur die Amazon-Serie hat sich erfolgreich an diesem Genre bedient. Die Netflix-Serie "Ich und die Walter Boys" handelt ebenfalls von einer jungen Frau und zwei Brüdern. Im Gegensatz zu Belly landet Jackie durch einen tragischen Unfall auf der Ranch der Familie Walter. Statt Strandfeeling tauchen die Zuseher hier in die idyllische Landschaft Colorados ein. Der Rest ist aber ziemlich ähnlich – auch im Netflix-Hit werden die Themen Liebe, Familie und die Suche nach dem eigenen Ich behandelt.
Neue Perspektiven
Das bietet natürlich auch Raum für Klischees. Die erste "große" Liebe wird fast immer ins Zentrum gerückt und viele Handlungen spielen in einem Highschool- oder Internat-Setting. Wie bei "Der Sommer, als ich schön wurde" sind es oft die Monate Juni, Juli und August, die Veränderung bringen. Und natürlich darf eine rebellische Phase und ein Außenseiter, der zum Held wird, nicht fehlen. Trotzdem orientieren sich "Coming of age"-Geschichten auch am Zeitgeist, was für spannende neue Inhalte sorgt. So wird das Genre durch queere, migrantische oder feministische Sichtweisen vielfältiger und inklusiver.
Buch-Bestseller
Das Genre ist nichts Neues und wird in der Popkultur schon immer verwendet. "Die Leiden des jungen Werther" (1774) von Johann Wolfgang von Goethe oder "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" (1884) von Mark Twain sind frühe literarische Beispiele. Aber auch heutzutage sind die Bücherregale voll damit: 2023 landete die Autorin Caroline Wahl mit ihrem Debütroman "22 Bahnen" einen Bestseller. Die Verfilmung läuft derzeit in den Kinos. Und auch Benedict Wells und Christian Huber haben sich mit ihrem Romanen "Hard Land" und "Man vergisst nicht, wie man schwimmt" in die Bestseller-Listen geschrieben.
Dauerbrenner
Fakt ist: Das Genre ist ein Dauerbrenner, da jeder Mensch die Phasen des Erwachsenwerdens durchlebt und sich somit mit Filmen, Büchern und Serien identifizieren kann. Außerdem fungieren "Coming of age"-Geschichten als Spiegel der Gesellschaft, weil sie zeigen, wie sich Werte und Lebensformen verändern. Und nicht zuletzt sind Serie wie "Der Sommer, als ich schön wurde" eine nette Flucht aus der Realität. Denn wer würde nicht gerne den Sommer im Strandhaus verbringen?