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Telefonieren im Auto: Unfall-Lenkern blühen drakonische Maßnahmen

15.04.2014 um 18:36, A B
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Handy-Nutzung am Steuer ist lebensgefährlich. Erst letzte Woche wurde ein 12-jähriger Bub getötet, weil ein Lkw-Lenker möglicherweise von seinem Mobiltelefon ­abgelenkt war. Soll die Polizei Handys nach einem Unfall beschlagnahmen?

Täglich auf der Autobahn zu erleben: Ein Wagen wird grundlos langsamer, wechselt ohne Blinker die Spur und sorgt dadurch für ­Irritation. Und Gefahr. Beim Überholen die ärgerliche Erkenntnis: Wieder ein Fahrer, der mit dem Handy am Ohr telefoniert. Im ­Reflex denkt man an eine Anzeige. „Das geht leider nicht. Diese Überschreitung muss persönlich vom Straßenverkehrsaufsichtsorgan wahr­genommen werden“, erklärt Chefinspektor Roman Hahslinger von der Landespolizeidirektion Wien. Wie wäre es mit einer höheren Strafe?

500 statt 50 Euro

„Hohe Strafen funktionieren nicht. Diese führen immer nur zu einem kurzfristigen Lerneffekt“, so Hahslinger. „Da wäre das Wissen, dass die Polizei bei einem Unfall kontrollieren kann, ob telefoniert wurde, vermutlich abschreckender.“ Mit diesem Prinzip ­arbeitet seit Anfang 2014 die Polizei in Köln. Auch der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) tritt dafür ein, dass bei schweren Verkehrsunfällen das Mobiltelefon durch die ­Polizei sichergestellt werden darf. „Das Handy ist dann sofort an die Staatsanwaltschaft zu übergeben, diese trifft eine Entscheidung über die Feststellung, ob das Handy zum Unfallzeitpunkt benützt wurde“, so VCÖ-Sprecher Chris­tian Gratzer.

Weitere Maßnahmen

Wie ist den Handy-Rowdys denn beizukommen? Chef­inspektor Hahslinger dazu: „Die Aufklärung bleibt am Wichtigsten.“ Neben der Bewusstseins­arbeit sieht VCÖ-Sprecher Gratzer in verstärkten Kontrollen durch die Exekutive und durch Aufnahme der Handy-Delikte in das Vormerksystem mögliche Maßnahmen. Handlungsbedarf wäre gegeben. Erst letzte Woche starb ein 12-jähriger Bub in Schwand im Innkreis, nachdem ein Lkw-Lenker in einen Schulbus gerast war. Auslöser dürfte ein Handy gewesen sein. Generell kamen in den ersten zwölf Wochen des ­laufenden Jahres bereits 100 Menschen auf den heimischen Straßen ums Leben – um fast 40 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Österreicher nehmen es offenbar nicht so genau mit der Konzentration am Steuer, wie eine neue Studie des Makam-Instituts belegt. 34 % der Autolenker bekennen, im Wagen ohne Freisprecheinrichtung zu telefonieren, jeder 5. beschäftigt sich mit SMS und E-Mails. „Autolenker, die während der Fahrt tele­fonieren, reagieren ähnlich schlecht und langsam wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille“, so Christian Gratzer. „Wer SMS oder E-Mails schreibt, ist bis zu zwei Sekunden im Blindflug unterwegs.“

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Verkehrsclub Österreich

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