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Wichtig ist, die eigenen Bedürfnisse klar zu ­benennen und die des anderen zu akzeptieren
Wichtig ist, die eigenen Bedürfnisse klar zu ­benennen und die des anderen zu akzeptieren
nicoletaionescu/iStock/Thinkstock

Online-Zoff: Social Media als Beziehungskiller?

29.09.2015 um 17:32, Weekend Online
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Auf Online-Plattformen werden nicht nur Gespräche unter Freunden geführt. Es wird Interesse signalisiert, gechattet, geflirtet. Wissen Sie, was Ihre Liebe im Internet so treibt? Warum es vielleicht besser ist, nichts ­davon zu wissen.

Warum drückt er bei diesem Foto auf „Gefällt mir“, und wer ist diese Blondine, dessen Bild er kommentiert? Für viele Beziehungen, so heißt es, kann facebook, Twitter & Co. zum Störfaktor werden. Größtes Problem ist ­dabei die Eifersucht. Deshalb raten immer mehr Experten: Entfreunden Sie sich! Aber ist das wirklich die Lösung?

Alles miteinander teilen

„Ich finde es ganz normal, dass man in der Beziehung auch auf facebook befreundet ist. Den anderen öffentlich zu leugnen, ist nicht richtig“, sagt Lisa W. (25), die schon seit fünf Jahren mit Patrick in ­einer festen Beziehung lebt. „Wir finden es toll, unsere Freunde an schönen Momenten teilhaben zu lassen“, schwärmt Lisa weiter. Damit befolgt sie den Rat von Psychologin Sandra Gerö aus Wien: „Social Media sollten keine Parallelwelt sein, sondern eine Fortsetzung der alltäglichen Kommunikation.“ Warum aber führt es in Be­ziehungen dann so häufig zu Problemen?

Wenn’s nicht klappt

„Mediennutzung ist das, was wir ­daraus machen“, erklärt Gerö. „Ich hatte schon einige Fälle, bei denen die Paare davon überzeugt waren, dass sie ohne Social Media eine gute Beziehung geführt hätten. Aber schlussendlich sieht die Wahrheit so aus: Wenn jemand stundenlang am Handy mit anderen Leuten chattet, bedeutet das nicht, dass sie sich etwas zu sagen hätten, wenn das Handy kaputt ­ginge.“ Ohne Social Media- Nutzung und die damit verbundene Ablenkung würde man lediglich früher bemerken, dass etwas nicht stimmt. „Übertriebene Neugier, was der/die andere mit anderen Leuten zutun hat – ob über facebook oder offline – ist dabei häufig ein Zeichen von Unsicherheit und führt zu großen Problemen in einer Be­ziehung, besonders wenn in einer jungen Beziehung noch das notwendige Vertrauen fehlt.“

So funktioniert’s

Wird übertriebene Neugier zum Problem, sollte man offen darüber sprechen. „Je früher, desto besser“, rät Gerö. Sind beide Partner auf facebook miteinander befreundet, sollte man auch unbedingt abklären, ob beide ­dieselbe Linie bzgl. Privatsphäre vertreten. „Ist es beiden recht, wenn private Fotos veröffentlicht ­werden? Will der Partner das nicht, muss man das akzeptieren. Niemand sollte gegen seinen Willen in die Öffentlichkeit gezerrt werden“, so Gerö. Durch das Teilen von gemeinsamen Erlebnissen kann eine Beziehung auf der Online-Plattform aber auch belebt werden. „Manches kann man nicht so gut erzählen, wie man es mit ­einem Foto oder Posting darstellen kann.“

Privatsphäre beachten

Was tun, wenn der/die Liebste/r auf facebook nicht angeben will, dass er/sie in einer Beziehung ist? Gerö: „Gar nichts! Warum auch? Jeder hat das Recht auf seine eigene Zahnbürste, sein eigenes Profil und das dazugehörige, eigene Passwort.“

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