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Wenn geheiratet wird, dann aus Liebe
Wenn geheiratet wird, dann aus Liebe
Halfpoint/iStock/Thinkstock

Willst du …? Ist Heiraten noch zeitgemäß?

02.02.2018 um 11:44, Isabel Folie
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Ja, ich will – oder doch lieber nicht? Ist Heiraten bloß noch ein Relikt unserer Großeltern, auf das man gut und gerne verzichten kann? Oder hat der Schritt vor den Traualtar auch heutzutage noch eine große Bedeutung für die Liebe?

Früher stand die Ehe über allem, Scheidung? Undenkbar. Diese eine Person, der man sich versprach und die Treue gelobte, konnte man doch nicht verlassen. Manchmal haben sicher die gesellschaftlichen Konventionen unsere Großeltern an einer Scheidung gehindert, heutzutage werden dafür umso mehr Ehen geschieden. Ist die Ehe also gar nichts mehr wert und Schnee von gestern?

Weniger Ehen, mehr Scheidungen

Ein Blick in die Statistik zeigt: Immer weniger Paare in Österreich heiraten. in den 90er Jahren schlossen noch rund 45.000 Paare den Bund fürs Leben, mittlerweile trauen sich nur noch rund 36.000 Paare jährlich, mal mehr, mal weniger. Auch das Alter steigt: Waren in den 80er und 90er Jahren die Frauen noch durchschnittlich 24 Jahre alt, sind diese bei ihrer (ersten) Hochzeit nun 30,3 Jahre alt, Männer heiraten nicht mehr mit 26, sondern mit 32,6 Jahren.

Gehen die Eheschließungen schon zurück, könnte man denken, dass die Paare, die Heiraten, wirklich ernsthaft darüber nachgedacht haben und sich sicher sind, den Rest ihres Lebens miteinander verbringen zu wollen. Nur – die Scheidungsrate beträgt hierzulande rund 40 %. Also so ganz scheint sich der Traum vom ewigen Glück nicht zu erfüllen.

Studie zeigt: Die Mehrheit will

Eine aktuelle Studie aus Deutschland zeigt jedoch: 30 % der Befragten möchte den mutigen Schritt unbedingt wagen und sich das Jawort geben, 33 % sagten, dass sie eine Ehe anstreben würden, wenn sie denn den richtigen Partner dafür finden würden. Nur 25 % sagten klipp und klar, kein Interesse an einer Hochzeit zu haben. Der Wille, sich ganz feierlich einem Menschen vor Freunden und Familie zu versprechen, ist also nach wie vor da. Doch wieso eigentlich? Sind etwa bürokratische Gründe die Motivation dafür?

Liebe oder Bürokratie?

Unverheiratete Paare haben weniger Rechte als verheiratete. Für viele also ein Grund den Bund der Ehe einzugehen? Mitnichten. Denn die Studie zeigte: Hauptgrund für eine Ehe ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen eine stärkere Verbundenheit mit dem Partner. Gleich danach gaben die Befragten an, eine Hochzeit als Liebesbeweis zu sehen, auch werde man durch die Heirat zu einer richtigen Familie. Und nicht zuletzt sei heiraten auch eine schöne Tradition, die man pflegen sollte (in den letzten Jahren beginnt sich auch das Phänomen der Scheidungspartys zu etablieren …). Finanzielle Vorteile oder eine bessere Absicherung im Falle eines Unglücks gaben hingegen nur 23 % der Befragten als Grund an. Wer also heiratet, tut dies heutzutage aus Liebe – vielleicht sogar mehr denn je, wurden früher doch auch häufig Ehen arrangiert, um daraus einen Vorteil zu erzielen. Im 21. Jahrhundert noch vor den Traualtar zu treten beweist also wahrlich: "Ich will nur dich und das aus freien Stücken!"

Mit Traditionen kann man auch brechen

Ehe und Ehe light?

Bei vielen ist die Ehe als Tradition noch fest verankert und sie möchten ihre Liebe mit einem rauschenden Fest feiern. Daran ist auch gar nichts auszusetzen. Nur gibt es auch Paare, die nicht gleich in weißem Kleid und Anzug vor den Priester treten möchten, um auch vor dem Gesetz bestimmte Rechte zu erlangen. Manche Paare leben 20, 30 Jahre zusammen – länger als die meisten Ehen überhaupt dauern. Stirbt ein Partner oder liegt im Krankenhaus, hat der eine jedoch kein Mitspracherecht oder Anrecht auf eine Witwenpension. Auch Erbschaftsschwierigkeiten sind vorprogrammiert, wenn es kein Testament gibt. Sollte man aus diesen Gründen heiraten? Eine Ehe bringt nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten mit sich. Das und die horrenden Kosten einer möglichen Scheidung halten viele Paare davon ab.

Die Ehe light wäre da sicher eine gute Alternative. Diese Verpartnerung kann man leichter eingehen – und auch wieder lösen – als eine Ehe. In Frankreich gibt es dieses System schon seit 20 Jahren und es wird gerne genutzt. Manche Paare heiraten später dennoch – aus wahrer Liebe und nicht aus bürokratischen und erbschaftsrechtlichen Verpflichtungen heraus. Übrigens ist die "Scheidungsrate" bei der Eingetragenen Partnerschaft geringer als bei traditionellen Ehen, auch wenn es bürokratisch sehr einfach wäre, eine kurze Mitteilung an den Gerichtsdiener reicht.

In Österreich wird es für gleichgeschlechtliche Paare ab 1. Jänner 2019 möglich sein, eine Eingetragene Partnerschaft einzugehen. Wie viele sich da wohl trauen?

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