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Weekend Fallback
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James Bond in Altaussee: Lokalaugenschein ohne Agenten

07.01.2015 um 09:26, Katharina Pecnik
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Sein Name ist Bond, James, eh scho wissen. Und wenn ein Geheimagent in Altaussee dreht, dann wollen wir wissen, was der Ort für Geheimagenten mit Stil zu bieten hat. Unser Fazit: Abseits der Drehtage eher wenig. Dafür umso mehr für unaufgeregte Sommerfrischler, die Ruhe suchen.

Die Dreharbeiten zu „Spectre“ (Kinostart: 5. November 2015) in der Steiermark sind längst abgeschlossen, die Szenen im Kasten. Doch was genau an den beiden Drehtagen in Altaussee wirklich passiert ist – das weiß keiner so genau. Wo – wenn überhaupt – hat Daniel Craig seinen Martini getrunken? Wo hat er sich abgeseilt und mit welchem Boot ist er in gewohnter 007-Coolness über den See gebrettert? Ich war vor Ort und habe für weekend.at (nicht ganz ernst gemeinte) Vermutungen angestellt …

Welches Auto fährt James Bond?

Martin, Aston Martin. Das ist und bleibt DAS James Bond Auto. Auch im neuesten Streifen wird der Agent wieder auf die britische Marke setzen. Das war nicht immer so – zwischen dem DB5 in „Goldfinger“ und dem jetzigen DB10 hielt es 007 mit den Autos wie mit den Frauen: Was gefiel, wurde genommen. Lotus, Alfa Romeo, Bentley, Rolls-Royce, BMW – Bond hatte sie alle. Stellt sich die Frage: Hat Altaussee für die Jagd auf die Bösen Vergleichbares zu bieten? Kaum – aber ein Sportflitzer wäre ohnehin nicht angebracht gewesen. „Zum Drehort auf der Seewiese kommt Herr Craig mit dem Aston Martin sowieso nicht. Da braucht er einen Allrader – sonst geht da gar nichts“, versichert mir Walter Machart vom Autohaus „MaWeKo“ in Altaussee. „Ich würde ihm den Mazda CX5 anbieten – der geht über Stock und Stein. Und sein Grau ist auch die Farbe, die Bond vom Aston Martin gewohnt ist.“ Also nur 150 statt 550 PS – eine eher ökonomische Altausseer Bond Car-Version.

Weg mit dem Astin Martin – Walter Machart empfiehlt James Bond den Mazda CX5.

Wo hat 007 in Altaussee seinen Martini getrunken?

Sie gehören zu einem James-Bond-Film wie der Hauptdarsteller selbst: Die Martini-Szenen. Der Geheimagent tritt – zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit – im eleganten Smoking an die Bar und bestellt einen Martini – und natürlich wird er von jedem Barkeeper sofort gefragt: „Geschüttelt oder gerührt?“ In Altaussee ist die feine englische Art des Martini-Genusses augenscheinlich noch nicht so populär: Als ich meine Bestellung in der Bar des "Hotel am See" (geografisch gesehen das nächstgelegene Lokal zum Drehort) aufgebe, werde ich irritiert angeschaut. Die Altausseer trinken Martini wohl nicht so oft. Die legendäre Nachfrage nach dem Zubereitungswunsch bleibt leider auch aus. Trotzdem ist Altaussee zumindest teilweise gerüstet, denn Martini ist im Haus zu meiner Überraschung tatsächlich genügend vorhanden. Die Kellnerin stellt mir fragend sogar zwei verschiedene Flaschen zur Auswahl hin – leider aber nicht den echten 007-Cocktail, sondern nur den gleichnamigen italienischen Wermut. Ob Daniel Craig damit zufrieden wäre, bezweifle ich, für George Clooney aber, der, bevor er auf Nespresso umstieg, epochale Spots für Martini gedreht hatte, wäre das Angebot allemal ausreichend. Mich jedenfalls tröstet der Blick auf den See und ich schlürfe meinen Martini eben im Clooney-Style on the Rocks mit einer Scheibe Zitrone.

Und sie haben ihn doch! Ich genieße ein Glas Martini im George Clooney-Style am Altausseer See.

Für alle, die geschmacklich wirklich auf einer Stufe mit James Bond sein wollen, hier das echte 007-Martini-Rezept: 6 cl Gin, 1,5 cl Wodka und 0,75 cl Lillet Blonde. (Das "Vesper"-Rezept aus dem Film Casino Royale ist eine Variation: Drei Teile Gordon's Gin, ein Teil Wodka, einen halben Teil Kina Lillet, eine Zitronenzeste.) Die Zutaten werden auf Eis geschüttelt und (ohne Eis) in eine vorgekühlte Cocktailschale abgeseiht, dekoriert wird mit einer dünnen Spirale aus Zitronenschale. Und wieso bevorzugt James Bond seine Martinis geschüttelt? Eine von vielen Erklärungsvarianten ist diese: Beim Schütteln lösen sich die Aromastoffe der Zutaten und gelangen an die Oberfläche des Drinks. Puristen hingegen sagen, durch das Schütteln werde der Drink zwar schneller kalt, sei aber im Glas zunächst milchig-trüb und kläre sich erst mit der Zeit, wenn die kleinen Luftbläschen aufsteigen. Darum – und auch, weil die Bond-Methode den Cocktail zu wässrig mache – sei das Rühren dem Schütteln vorzuziehen.

Mit welchem Boot brettert Bond über den See?

Ältere James-Bond-Fans kennen vielleicht noch den Lotus Esprit S1. Dessen Fähigkeit, Helikopter vom Meeresgrund aus abzuschießen, machten den Wagen 1977 zu einer Ikone. Mit Hilfe eines simplen Knopfdrucks konnte 007 den Wagen flugs in ein U-Boot umfunktionieren. Auch in den jüngeren Bond-Filmen war fast immer zumindest ein Boot dabei, mit dem der Agent über die Wellen brettert. Altaussee hat mit dem gleichnamigen See natürlich die besten Voraussetzungen für rassige Szenen auf dem Wasser. Meine Suche nach dem dazupassenden Bond-Boot führte mich allerdings zu einem ernüchternden Fazit: Das einzige greifbare Wasserfahrzeug, das im Winter in Altaussee vor Anker lag, war das Altausseer Solarschiff. Fast schon niedlich-ruhig lag es am Ufer – keine Spur von der Aggressivität eines Bond-Gefährts, das fähig wäre, wild brüllend von null auf 60 Knoten zu beschleunigen. Dennoch hatte das Solar-Schiff bei den Dreharbeiten zum neuen „Spectre“ dem Vernehmen nach eine wortwörtlich „tragende“ Rolle: Filmcrew und Material wurden unter anderem auch mit dem Schiff zum Dreh auf die Seewiese gebracht.

Dieses Solarschiff hat angeblich Teile der James Bond-Crew an den Drehort gebracht.

Um welchen geheimen Schatz könnte sich der Film drehen?

Wer glaubt, dass Altaussee nicht genug Stoff für einen echten Kinohit zu bieten hat, der irrt. James Bond hätte hier einen echten Schatz zu verteidigen: Im Steinberghaus wurden im Jahr 1944 angeblich unter abenteuerlichsten Bedingungen Kunstschätze eingelagert. Die wertvollsten Gemälde und Skulpturen stammten von Rembrandt, Tizian, Raffael, Giorgone, Dürer, Cranach und Rubens. Anschließend sollen am 10. und 12. April 1945 acht Kisten mit der Aufschrift "Vorsicht! Marmor - nicht stürtzen" eingelagert worden sein, in denen sich 500 Kilo-Bomben befanden, um das Bergwerk mit den Kunstschätzen zu sprengen. In einer waghalsigen Nacht-und-Nebel-Aktion wurden die Bomben aber Gott sei Dank von den "Bergleuten des österreichischen Widerstandes" aus dem Berg entfernt. Klingt doch nach dem perfekten Bond-Drehbuch, oder?

Im Altausseer Steinberghaus waren einer Sage nach Kunstwerke von unschätzbarem Wert gelagert.

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