"Die Schöne und das Biest": Eine charmfreie Märchenadaption
Das französische Volksmärchen "Die Schöne und das Biest" wurde schon vielfach erfolgreich adaptiert. Eine neue Kinoversion setzt nun auf die Zugkraft bekannter Namen und die modernen Möglichkeiten der Tricktechnik. Lea Seydoux ("Inglourious Basterds") und Vincent Cassel ("Black Swan") sind die schauspielerischen Zugpferde der Version, die am Donnerstag, den 1. Mai, in die heimischen Kinos kommt.
CGI-Feuerwerk
Das 1740 von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve erstmals aufgeschriebene französische Volksmärchens "Die Schöne und das Biest" wird von Regisseur Christophe Gans mit bombastischen CGI-Effekten, also am Computer hergestellten Szenen, inszeniert. Die Geschichte selbst folgt weitestgehend den Adaptionen des Märchens, wie sie sicherlich vielen aus der 1946 uraufgeführten Erstverfilmung von Jean Cocteau, dem 1991 herausgekommenen Disney-Animationshit oder dem auf diesem Zeichentrickfilm beruhenden Musical bekannt ist: Die schöne Belle (Lea Seydoux) wird durch ein Missgeschick ihres Vaters (Andre Dussollier) in einem verwunschenen Schloss zur Geisel eines Prinzen (Vincent Cassel), der von einem bösen Zauber in Gestalt eines Biestes gefangen gehalten wird.
Reiz der Vorlage und der bekannten früheren Adaptionen istdasWechselspiel von Habgier und Hingabe, Schuld und Unschuld, Schein und Sein. Voller Charme, Esprit und Romantik wird da die romantische Geschichte der Erlösung des Prinzen durch Belles reine Liebe erzählt. In der jetzt zu sehenden mehr als 30 Millionen Euro teuren Filmversion, die komplett in Potsdam-Babelsberg realisiert wurde, verdeckt allerdings eine Flut geradezu bombastischer Spezialeffekte allen ursprünglichen Zauber.
Bieder
Emotionen oder gar Erotik, wie vor fast 70 Jahren, da die damaligen französischen Superstars Josette Day und Jean Marais in den Hauptrollen brillierten, haben hier keine Chance. Lea Seydoux darf glitzernde Roben am Fließband vorführen und unentwegt angstvoll oder verklärt die Augen weiten. Die Entwicklung der Zuneigung Belles zu dem furchterregenden Biest kann sie nicht zeigen. Dafür ließ ihr die von den Möglichkeiten der digitalen Bild-Kunststückchen geradezu besessen wirkende Regie keine Gelegenheit.
Unholde, Fantasiegestalten und Mordgesellen bevölkern die Szenerie fast ohne Unterlass. Es wird geschossen und gemordet. Und wenn dank modernster CGI-Möglichkeiten auch noch die Natur ins Geschehen eingreift, etwa Bäume und Felsen zu Haudegen mutieren, wirddasMärchen geradezu zum Horrortrip. Von Poesie bleibt schließlich keine Spur. Dem Budenzauber aus der digitalen Trickkiste wird der gesamte Film geopfert.
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