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Zwei Wagen des Einsatzkommandos in Klettes Wohnung.
Klette sitzt nun wegen mehrerer Raubtaten in Untersuchungshaft.
Klette sitzt nun wegen mehrerer Raubtaten in Untersuchungshaft.
APA/dpa/Sina Schuldt

Granate: Waffen in Wohnung von RAF-Terroristin gefunden

29.02.2024 um 16:13, APA, Red
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Das Mietshaus, in dem die ehemalige RAF-Terroristin Klette lebte, wurde geräumt. Gefährliche Gegenstände, darunter eine Granate, wurden gefunden.

In der Berliner Wohnung der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette sind am Mittwoch Waffen, darunter eine Granate, gefunden worden. Das bestätigte am Abend eine Sprecherin des Landeskriminalamtes Niedersachsen. Zuvor hatte über den Waffenfund die Berliner Zeitung "Der Tagesspiegel" berichtet. Die Räumung des Wohnhauses im Stadtteil Kreuzberg habe aber nichts mit diesem Waffenfund zu tun, sagte die LKA-Sprecherin in Hannover.

Gesuchte RAF-Terroristen

Auch nach den ehemaligen RAF-Mitgliedern Ernst-Volker Staub (69) und Burkhard Garweg (55) wurde nach Angaben der zuständigen niedersächsischen Staatsanwaltschaft Verden weiter gesucht. Ein ebenfalls in Berlin vorläufig festgenommener Mann ist allerdings wieder auf freiem Fuß. "Zweifelsfrei handelt es sich nicht um einen der beiden noch flüchtigen Straftäter", teilte das niedersächsische Landeskriminalamt am Mittwoch in Hannover mit. Der Mann sei aus den polizeilichen Maßnahmen entlassen worden. Bei dem Mann habe es sich um einen Mann im "gesuchten Alterssegment" gehandelt, hatte LKA-Präsident Friedo de Vries am Dienstag erklärt. Angaben dazu, in welchem Zusammenhang er festgenommen wurde, machte die Sprecherin des Innenministeriums nicht.

Klette in U-Haft

Klette sitzt wegen mehrerer Raubtaten in Untersuchungshaft. Sie lebte in einer Berliner Wohnung nach LKA-Angaben unter falscher Identität. Einem Nachbarn zufolge führte sie den Vornamen Claudia. Auch ein von der deutschen Bundesanwaltschaft in Karlsruhe vor Jahren erwirkter Haftbefehl gegen Klette ist nach Angaben einer Behördensprecherin weiterhin in Kraft. Gegen Klette werde dabei wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und versuchten Mordes bei Taten Anfang der 90er-Jahre ermittelt.

Mietshaus geräumt

Währenddessen wurde bekannt, dass das Mietshaus in Berlin-Kreuzberg, in dem die frühere mutmaßliche RAF-Terroristin Klette wohnte, am Mittwoch wegen einer möglichen Gefahr geräumt worden war. Alle Bewohner mussten ihre Wohnungen am Nachmittag verlassen und standen anschließend auf der Straße.

Gefährliche Gegenstände gefunden

Eine offizielle Begründung gab es zunächst nicht, ein Spurenermittler der Polizei sagte aber: "Weil wir etwas gefunden haben, das gefährlich ist." Auch die Kriminaltechniker der Polizei mussten demnach raus aus dem Haus in der Sebastianstraße. Nachdem die Polizei am Abend eine Granate weggebracht hatte, sollte in der Nacht noch ein weiterer, möglicherweise gefährlicher Gegenstand entfernt und andere Gegenstände untersucht werden. Um was für eine Art von gefährlichem Gegenstand es sich handelte, sagte die Berliner Polizei nicht. Im Portal X (früher Twitter) schrieb sie nur gegen 23.30 Uhr: "Ein Gegenstand muss mit spezieller Transporttechnik abgeholt werden, daher werden sich die Maßnahmen in der Sebastianstr. in Kreuzberg noch längere Zeit hinziehen."

Sprengstoffanschlag

Konkret wird Klette zur Last gelegt, gemeinsam mit den noch gesuchten RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die im Bau befindliche JVA Weiterstadt verübt zu haben. Durch die Explosion war an dem Gebäude ein Schaden von rund 123 Millionen D-Mark entstanden. Klette soll darüber hinaus mit weiteren RAF-Mitgliedern versucht haben, im Februar 1990 einen Sprengstoffanschlag auf ein Gebäude der Deutschen Bank in Eschborn zu verüben. Der Sprengstoff detonierte nicht, da die Zündung versagte. Außerdem hatte Klette Erkenntnissen der Ermittler zufolge im Februar 1991 mit RAF-Mitgliedern mindestens 250 Schüsse auf die US-Botschaft in Bad Godesberg abgegeben.

Jahrelange Ermittlungsarbeit

Der Festnahme durch Zielfahnder war eine jahrelange Ermittlungsarbeit unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Verden vorausgegangen. Die Anklagebehörde wirft Klette, Garweg und Staub versuchten Mord und eine Serie schwerer Raubüberfälle zwischen 1999 und 2016 vor. Die Tatorte lagen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Überfälle nicht politisch motiviert waren. Vielmehr sollen die Beschuldigten die Taten begangen haben, um an Geld für ihr Leben im Untergrund zu kommen.

Gefängnis nicht bekannt

Die niedersächsischen Behörden äußerten sich zunächst nicht zu der Frage, in welche Justizanstalt Klette gebracht wurde. Eine Sprecherin des Justizministeriums führte Sicherheitserwägungen an. Sie wollte sich auch nicht dazu äußern, ob Klette etwa in Einzelhaft sitze. Sie habe auch keine Erkenntnisse, ob Klette zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe gebracht werden sollte.

Befreiungsversuche

Das Trio Klette, Staub und Garweg wird der sogenannten dritten RAF-Generation zugeordnete. Über diese sagte der Journalist und RAF-Experte Stefan Aust am Dienstagabend im ZDF-"heute-journal", die zweite Generation habe versucht, die erste aus dem Gefängnis zu befreien. "Als das nicht funktioniert hat, gab es dann die dritte Generation, und die haben eines getan, nämlich schlichtweg Morde begangen. Sie haben Leute einfach erschossen oder haben ihnen Fallen gestellt."

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