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Das Haus in Berlin, in dem Klette unter falschem Namen gelebt hat.
Die Terroristin Klette lebte in der Berliner Wohnung unter falscher Identität.
Die Terroristin Klette lebte in der Berliner Wohnung unter falscher Identität.
Liesa Johannssen / REUTERS / picturedesk.com

Nach 30 Jahren: RAF-Terroristin Klette gefasst

28.02.2024 um 16:59, APA, Red
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Die mittlerweile 65-jährige RAF-Terroristin Daniela Klette ist in Berlin festgenommen worden. Ihr wird unter anderem versuchter Mord vorgeworfen.

 

Nach mehr als 30 Jahren Fahndung ist die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette (65) in Berlin gefasst worden. Die 65-Jährige sitzt wegen mehrerer Raubtaten in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt Niedersachsen am Dienstag in Hannover mitteilten. Die als Terroristin gesuchte Klette lebte in der Berliner Wohnung nach LKA-Angaben unter falscher Identität.

Keine Widerstand

Sie habe bei ihrer Festnahme keinen Widerstand geleistet, teilte LKA-Präsident Friedo de Vries mit. Bei der Durchsuchung fanden die Ermittler den Angaben zufolge unter anderem Magazine einer Waffe und Patronen. Eine Waffe sei bisher nicht gefunden worden.

Jahrelange Ermittlungsarbeit

Der Festnahme durch Zielfahnder vorausgegangen war jahrelange Ermittlungsarbeit unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Verden. Sie legt der Beschuldigten "unter anderem mehrere Raubtaten und versuchten Mord zur Last, die sie mutmaßlich gemeinschaftlich mit den mutmaßlichen Mittätern Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg begangen haben soll", wie es in der Mitteilung des LKA hieß. Nach dem 69-jährigen Staub und dem 55-jährigen Garweg werde weiterhin gefahndet. Das Trio Klette, Staub und Garweg wird der sogenannten dritten RAF-Generation zugeordnet.

Fahndungsfoto von der noch jungen Daniela Klette.
Das Fahndungsfoto der mittlerweile 65-jährigen Daniela Klette.

Weiterer Verdächtiger wieder freigelassen

Kurz nach der Festnahme von Klette nahmen die Fahnder allerdings in Berlin eine weitere Person fest. Es handle sich um einen Mann im "gesuchten Alterssegment", sagte de Vries. Die Identität des Festgenommenen werde noch geklärt. Laut Landeskriminalamt im deutschen Hannover handelt es sich allerdings nicht um einen der flüchtigen RAF-Straftäter. Der Mann wurde wieder freigelassen.

Unter Namen "Claudia" gelebt

Die frühere RAF-Terroristin Klette soll nach Angaben eines Nachbarn unter dem Vornamen Claudia gelebt haben. Um Geld zu verdienen, soll sie privaten Nachhilfeunterricht in Mathematik gegeben haben, erzählte der Nachbar mittleren Alters. Sie soll dort im 5. Stock rund 20 Jahre gewohnt haben, ist zu hören. Er habe sich öfter mit Klette, die einen anderen Nachnamen nutzte, unterhalten. Klette habe aber nur eher oberflächliche Kontakte zur Nachbarschaft gepflegt. "Sie hat immer Hallo gesagt und war eigentlich ganz nett", berichtete eine Jugendliche aus der Nachbarschaft. "Ich habe sie immer nur alleine gesehen mit ihrem Hund und ihrem Fahrrad." Klette sei nie in Begleitung gewesen, schildern mehrere Nachbarn.

Beteiligung an mehreren Anschlägen

Klette steht nach dpa-Informationen im Verdacht, an einem Schusswaffen-Angriff auf die US-Botschaft in Bonn 1991 beteiligt gewesen zu sein. Vermutet wird außerdem eine Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag auf die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt 1993. Spuren deuten darauf hin, dass sie auch bei der Anti-Terror-Aktion 1993 im mecklenburgischen Bad Kleinen am Tatort war. Bei der Aktion starben damals der Polizist Michael Newrzella und der RAF-Mann Wolfgang Grams. Die frühere RAF-Terroristin Birgit Hogefeld wurde verhaftet.

Täter und Motiv unbekannt

Vertreter der dritten RAF-Generation sollen den damaligen Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder umgebracht haben. Täter und Motiv sind bis heute unbekannt. Rohwedder war am 1. April 1991 in Düsseldorf in seinem Haus am Schreibtisch erschossen worden. Das RAF-Kommando reklamierte die Tat für sich. Es war der letzte Mordanschlag, der der RAF zugeordnet wird.

Vorwurf: Versuchter Mord

Die Behörden werfen Garweg, Staub und Klette versuchten Mord und eine Serie schwerer Raubüberfälle zwischen 1999 und 2016 vor. Die Tatorte lagen demnach in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Überfälle nicht politisch motiviert waren. Die Beschuldigten sollen die Taten begangen haben, um an Geld zu gelangen.

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