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Palmers-Schaufenster mit Unterwäschemodellen und Werbeplakat einer Frau in schwarzer Lingerie, daneben das grüne Palmers-Logo.
Palmers wird fortgeführt: Die Gläubiger haben dem Sanierungsplan zugestimmt.
Palmers wird fortgeführt: Die Gläubiger haben dem Sanierungsplan zugestimmt.
Weingartner-Foto / picturedesk.com

Palmers: Schicksal von Wäschekonzern entschieden

20.05.2025 um 15:14, Stefanie Hermann
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Palmers ist insolvent, der Sanierungsplan bringt jetzt Hoffnung. Gläubiger stimmten zu, ein internationaler Investor könnte das Ruder herumreißen.

Im Insolvenzverfahren rund um den Traditionswäschehändler Palmers ist heute Dienstag, eine zentrale Entscheidung gefallen: Die Gläubiger haben dem vorgelegten Sanierungsplan mehrheitlich zugestimmt. Damit ist der Weg für eine mögliche Rettung des Unternehmens geebnet – zumindest vorläufig.

Das Verfahren war im Februar 2025 eröffnet worden und wurde im April ohne Eigenverwaltung weitergeführt. Am heutigen Tag fand die entscheidende Sanierungsplantagsatzung statt. Rund 400 Gläubiger und über 500 Dienstnehmer hatten zuvor Forderungen in Höhe von etwa 76,2 Mio. Euro angemeldet.

Unternehmen im freien Fall

Die wirtschaftliche Lage von Palmers hatte sich seit Anfang des Jahres dramatisch verschärft. Das Geld war ausgegangen, es kam zur Insolvenzanmeldung. In der Folge wurden 47 Filialen geschlossen, über hundert Mitarbeiter gekündigt, mehrere Franchiseverträge aufgelöst. Der Personalstand der Palmers Textil AG sank auf aktuell 345 Beschäftigte. Heute bestehen noch 70 Eigenfilialen sowie 46 Standorte, die von Franchisepartnern betrieben werden.

Der Sanierungsplan

Mit der Annahme des Sanierungsplans erhalten die Gläubiger eine Quote von 20 Prozent, verteilt auf vier Raten: fünf Prozent bis zum 30. Juni 2025, weitere je fünf Prozent nach zwölf, 18 und 24 Monaten. Die Zahlungen sollen durch den Fortbetrieb des Unternehmens sowie mit Hilfe eines Investors finanziert werden. „Die vereinbarte Erlagsfrist bis 30.06.2025 ist deswegen notwendig, weil die bereits sehr weit fortgeschrittenen Investorengespräche bis zur heutigen Abstimmungstagsatzung noch nicht finalisiert werden konnten", erklärt Insolvenzexperte MMag. Karl-Heinz Götze vom KSV 1870.

Laut dem Gläubigerschutzverband soll der Einstieg einer internationalen Investorengruppe bevorstehen. Informationen des Nachrichtenmagazins profil zufolge soll es sich um ein „türkisches, börsennotiertes Unternehmen aus dem Textilbereich, flankiert von einer Private-Equity-Firma und einem Schweizer Fonds“ handeln. Der Einstieg soll auf Ebene der Muttergesellschaft erfolgen. Dazu heißt es abschließend vom KSV: „Mit der Annahme des Sanierungsplans ist der Grundstein für eine erfolgreiche Sanierung des Unternehmens und der Erhaltung von zahlreichen Arbeitsplätzen gelegt. Wenn die vereinbarte Gesamtquote von insgesamt 20 Prozent gänzlich erfüllt wird, ist das Unternehmen endgültig von seinen finanziellen Altlasten befreit.“

Glanz, Skandale und Imageprobleme

Palmers war über Jahrzehnte nicht nur eine Marke mit Wiederkennungswert, sondern eine fixe Größe im heimischen Einzelhandel. Gegründet wurde das Unternehmen 1914 von Ludwig Palmers in Innsbruck. Ab den 1950er-Jahren erlangte es Bekanntheit durch aufsehenerregende Plakatwerbung. Nach dem Verkauf durch die Gründerfamilie 2004 folgten Jahre unter der Kontrolle diverser Finanzinvestoren, bis das Unternehmen 2015 in den Besitz der Brüder Luca und Tino Wieser sowie Matvei Hutman überging.

Für negative Schlagzeilen sorgte Palmers während der Coronapandemie: Gemeinsam mit dem Faserhersteller Lenzing wurde das Unternehmen Hygiene Austria gegründet. Dieses geriet später in die Kritik, weil FFP2-Masken aus China als „Made in Austria“ deklariert worden waren. Im Herbst 2024 versuchte Palmers nochmals frisches Kapital bei Kleinanlegern zu lukrieren. Damals wurden finanzielle Probleme allerdings dementiert.

 

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